RE: Microdrive

#16 von 01af , 27.06.2006 14:14

Bei der Gelegenheit noch einmal zur Klarstellung:

Die Kamera kann Speicherkarten überhaupt nicht wirklich formatieren. Sie führt immer nur eine Schnellformatierung durch -- und verwendet dabei (zwangsläufig) genau das Format, welches sie auf dem Medium vorfindet. Schiebt man also eine vorformatierte Speicherkarte hinein und läßt sie von der Kamera "formatieren" (eigentlich: schnellformatieren), so bleiben stets die FAT-Größe (12, 16 oder 32 bit) und Cluster-Größe erhalten. Nur das Inhaltsverzeichnis des Mediums wird gelöscht und ein neues, leeres angelegt. Deshalb kann man ja auch die Bilder gewöhnlich mit einer Datenrettungs-Software selbst nach der (Schnell-)Formatierung wiederherstellen, weil diese gar nicht wirklich gelöscht, sondern nur als "ungültig" markiert wurden.

Und was passiert, wenn eine jungfräuliche, gar nicht vorformatierte Speicherkarte in die Kamera geschoben wird? Weiß ich nicht. Vermutlich wird die Kamera das Medium als "defekt" zurückweisen. Tatsache ist, daß es gar keine unformatierten Medien gibt; die werden heutzutage alle bereits beim Hersteller vorformatiert (und zwar nicht immer im optimalen Format!. Um die Formatierung zu ändern, muß man das Medium am Computer umformatieren (nicht schnellformatieren). Mit der Format-Funktion der Kamera geht das nicht.

Übrigens kann die Dynax 7D (und vermutlich auch die 5D) ohne weiteres mit FAT16-formatierten, 4 GB großen Medien umgehen. Die Cluster-Größe beträgt dann ungewöhnliche 64 KB, aber das stört die Kamera nicht. Eine mit FAT16 und 64K formatierte 4-GB-Karte läßt sich etwas schneller beschreiben als wenn sie mit FAT32 und 4-KB-Clustern formatiert wäre. Natürlich führt die großzügige Cluster-Größe zu etwas mehr Speicherplatzverlust durch erhöhten Verschnitt, doch das macht bei Speicherung von Bilddateien nur etwa 1 bis 4 % aus ... ob ich 329 oder 327 RAW+JPEG-Bilder speichern kann, ist eigentlich ziemlich wurscht. Der Geschwindigkeitsgewinn hingegen beträgt (je nach Karte) etwa 10 bis 50 %.

Es ist nicht ganz einfach, Windows dazu zu überreden, ein 4 GB großes Medium mit FAT16 zu formatieren -- aber es geht. Man verwende die Format-Funktion in der Computer-Verwaltung (bzw .COMputer Management, in der Systemsteuerung bzw. Control Panel) und akzeptiere die "Standard-Größe" für die Zuordnungseinheiten. Auf keinen Fall explizit 64K einstellen, sonst funktioniert's (merkwürdigerweise) nicht!

-- Olaf



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RE: Microdrive

#17 von matthiaspaul , 29.06.2006 21:52

ZITAt (01af @ 27.06.2006 - 14:14) Und was passiert, wenn eine jungfräuliche, gar nicht vorformatierte Speicherkarte in die Kamera geschoben wird? Weiß ich nicht. Vermutlich wird die Kamera das Medium als "defekt" zurückweisen.[/quote]
Das wäre in der Tat mal interessant herauzufinden. Eigentlich sollte die Kamera dann - und nur dann (*) - eine echte Partitionierung und High-Level-Formatierung des Mediums ausführen, wobei sie in Abhängigkeit von der Gesamtgröße des Mediums eine einzige primäre Partition vom Typ "FAT12" (Volume < 16 MB, Partitionstyp 01h), "FAT16" (Volume < 32 MB, Partitionstyp 04h), "FAT16B" (Volume < 2 GB, Partitionstyp 06h), "FAT32" (Volume < 8 GB, Partitionstyp 0Bh) oder "FAT32X" (Volume > 8GB, Partitionstyp 0Ch) einrichten sollte.

Auch interessant zu wissen wäre, was die Kamera macht, wenn man ihr ein Medium vorsetzt, auf dem mehrere primäre und/oder erweiterte Partitionen existieren, nicht nur eine einzige, wie auf den meisten CFs. Wird die Karte zurückgewiesen, wählt sie nur die erste primäre Partition, gibt es eine Auswahlmöglichkeit, oder werden der Reihe nach alle Partitionen beschrieben? ;-)
ZITATTatsache ist, daß es gar keine unformatierten Medien gibt; die werden heutzutage alle bereits beim Hersteller vorformatiert (und zwar nicht immer im optimalen Format!. Um die Formatierung zu ändern, muß man das Medium am Computer umformatieren (nicht schnellformatieren). Mit der Format-Funktion der Kamera geht das nicht.[/quote]
Ich gebe Dir Recht, obwohl dieser Rat genau den gängigen Hinweisen in den Betriebsanleitungen der Kameras widerspricht, nach denen man die Karte immer in der Kamera (und nicht im PC) formatieren soll... ;-)

Eigentlich würde das bedeuten, daß das Betriebssystem der Kamera in der Lage ist, mit allen ihr vorgesetzten FAT-Partitionstypen in allen möglichen logischen Geometrien zurechtzukommen, was aber leider nicht der Fall ist - sonst gäbe es ja viele der beobachteten Probleme gar nicht.

Da aber auch viele Desktop-Betriebssysteme (insb. die von Microsoft) nur mit einem kleinen Bruchteil der technisch möglichen Geometrien zurechtkommen, könnte die Kamera sowieso nicht einfach formatieren, wie es ihr beliebt, sondern müßte eine Kombination wählen, mit der z.B. Windows oder MS-DOS zurechtkommen. Und umgekehrt wird natürlich auch die Kamera-Firmware so ausgelegt sein, daß sie mindestens mit den gängigsten der von Windows erzeugten Formaten zurechtkommt.

Aber irgendwie ist dieser Punkt noch nicht wirklich geklärt. Um eine klare Empfehlung für ein konkretes Kameramodell geben zu können, müßte man wohl erstmal sehr viele Kombinationen durchspielen - oder das Kamera-Betriebssystem im Detail analysieren...
ZITATÜbrigens kann die Dynax 7D (und vermutlich auch die 5D) ohne weiteres mit FAT16-formatierten, 4 GB großen Medien umgehen. Die Cluster-Größe beträgt dann ungewöhnliche 64 KB, aber das stört die Kamera nicht.[/quote]
Das ist gut zu wissen, aber empfehlen würde ich dieses Non-Standard-Format nur Leuten, die genau wissen, was sie tun. Denn nicht alle heutigen und praktisch keines der etwas älteren Betriebssysteme ist in der Lage, solche Laufwerke zu mounten. Und selbst wenn sie es können, da nur wenige Entwickler damit rechnen, daß dieses Format in der Praxis vorkommt, kommen leider auch die wenigsten Disk-Tools damit zurecht. Als Anwender sollte man sich also darüber im Klaren sein, daß es zu unvorhersehbarem Verhalten kommen kann und vorher wissen, wie man sich dann verhalten muß. 64 KB große Cluster werden z.B. von keiner einzigen MS-DOS- oder PC DOS-Version unterstützt (auch nicht von denen, die LBA-Zugriff und FAT32 kennen), ebensowenig wie von Windows 9x/SE/ME oder OS/2 (Warp 4.5 und höher weiß ich jetzt nicht genau). Neuere Versionen von Linux, DR-DOS, PTS-DOS und FreeDOS haben allerdings keine Probleme mehr damit. Wer garantiert niemals in die Verlegenheit kommt, mit einem dieser älteren Systeme arbeiten zu müssen, braucht sich darüber natürlich keine Gedanken zu machen.

Viele Grüße,

Matthias

PS. (*) Also dann, wenn entweder gar kein gültiger MBR (Master Boot Record) existiert oder wenn in der Partitionstabelle im MBR keine Partition eingetragen ist.



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RE: Microdrive

#18 von matthiaspaul , 05.05.2007 17:48

Wie Alexander hier berichtet, funktioniert in der Konica Minolta Dynax 7D auch eine Sandisk Extreme III 16 GB CF-Karte:

http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=16941

Damit ist die magische 8 GB-Grenze, bei der die klassischen CHS-Parameter selbst im Translation-Mode an den technischen Anschlag kommen und nur noch die Adressierung über LBA möglich ist, "geknackt", wobei ich eigentlich schon vorher zuversichtlich war, daß dies kein Problem für das Betriebssystem der Kamera darstellen würde, da es keine Altlasten mit sich herumschleppen muß wie Desktop-Betriebssysteme.

Die nächste technische Grenze läge dann bei 127,5 GB, wo die 28-Bit-Adressierungsmethode des Logical Block Addressing ausgereizt wäre.

Darüberhinaus geht es nur mittels (inoffizieller) 32-Bit-LBA-Adressierung (2 TB) oder 48-Bit-LBA-Adressierung (128 PB). Die technische Grenze von FAT32 selbst liegt bei 8 TB (OEM DR-DOS 7.07 mit seiner Variante FAT32B kommt sogar bis 256 TB).

Aber schon vorher gibt es einige andere Schranken: Viele ältere Award-BIOSe haben Bugs und können auch mit LBA-28 nur maximal 32 GB adressieren, darüber hinaus gibt es in Windows 2000 eine Beschränkung von FAT32-Laufwerken auf 32 GB. Diese Probleme sind natürlich für ein Kamerasystem nicht relevant, können aber beim Datenaustausch zu Problemen führen. Die meisten klassischen Systeme (Ausnahmen z.B. XP, Vista, neuere Versionen von Linux) werden aber die 2 TB-Grenze nicht überwinden können, da die klassischen Einträge in Partitionstabellen nur 32 Bit breit sind. Darüber hinaus geht es nur mit nicht rückwärtskompatiblen Methoden (z.B. EFI). Das dürfte also spätestens die obere mögliche Schranke für heutige Kamerasysteme darstellen.

Aber bis solche Kapazitäten üblich werden (d.h. in ca. 5 - 8 Jahren), unterstützen Kameras hoffentlich auch andere, nicht-FAT-basierte Dateisysteme. Und wahrscheinlich sind CF-Karten bis dahin sowieso schon lange ausgestorben... ;-)

Viele Grüße,

Matthias


"All the important human advances that we know of since historical times began
have been due to individuals of whom the majority faced virulent public opposition."
--Bertrand Russell

http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=13448 (Minolta Forum Thread Index)


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RE: Microdrive

#19 von AlexDragon ( Gast ) , 05.05.2007 18:45

@Matthias,

127,5 GB /blink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blink.gif" /> Da braucht man dann aber eine Hasselblad mit weiß der Geier wieviel Mp?!!!
Denke mal, dass so eine Karte wohl niemals existieren wird, da dauert das auslesen ja schon den halben Tag /rofl.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="rofl.gif" />
Übrigens lese ich meine Karten nur über einen Cardreader aus und niemals direkt von der Kamera!

LG

Alex /dirol.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="dirol.gif" />


AlexDragon

RE: Microdrive

#20 von 01af , 06.05.2007 02:28

ZITAt (AlexDragon @ 5. 5. 2007, 18.45 h) Denke mal, dass so eine Karte wohl niemals existieren wird, da dauert das Auslesen ja schon den halben Tag ...[/quote]
Klar. Daß es eines Tages PCs mit mehr als einem Megabyte Hauptspeicher geben könnte, hatte sich ein gewisser Herr Gates aus Amerika auch nicht vorstellen können, als er MS-DOS erfand. Damals waren 4 bis 16 KB RAM normal und 64 KB schon sehr viel.

Ich denke mal, daß Speichermedien für Digitalkameras mit mehr als 100 GB in spätestens zwei bis drei Jahren erstmals auf den Markt kommen und in fünf bis sechs Jahren Standard sein werden. Insbesondere die Videoten /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" /> warten da schon sehnsüchtig drauf ...

-- Olaf


Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.


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