RE: Fotografieren zur "Blauen Stunde"

#1 von Goodspeed , 05.10.2004 12:57

Moin zusammen!

Ich möchte (muss) morgen eine Aufnahmeserie vor/während/nach dem Sonnenuntergang (in Wolfsburg - ist das nicht romantisch?) machen. Gibt es Besonderheiten, die ich dabei beachten muss?

Ich habe bereits das Forum nach der Wortfolge "blaue stunde" durchsucht und auch mit verschiedenen Sucheingaben gegooglet. Was ich gefunden habe, waren Hinweise zu reiner Nachtfotografie (inklusive Schwarzschild-Effekt). Ansonsten bezogen sich die meisten gefundenen Artikel entweder auf die allgemeine Schönheit der Minuten nach Sonnenuntergang oder es handelte sich um Hinweise für Digitalfotografen.

Ich habe gelesen, dass man bei Nachtaufnahmen eine mittlere Blende (8..11) wählen und möglichst dunkle Motivbereiche für die Belichtungsmessung bemühen sollte, da man ansonsten ein schwarzes (im Allgemeinen vom Labor auf dekoratives Grau aufgehelltes) Foto mit ein paar Lichtpunkten erhält. Damit nimmt man zwar ausgefressene Lichter in Kauf, was aber an dem zu geringen Kontrastumfang des Films liegt. Bei längeren Belichtungszeiten muss ich dann noch nach den Angaben des Filmherstellers im Datenblatt (z.B. beim Fuji Superia 200 1/3 EV bis 1/1 EV je nach Belichtungszeit) mehr belichten. Außerdem sollte ich den Suchereinblick verschließen.

Meine Frage ist nun zum einen, ob die Belichtungsmessung in der "Blauen Stunde" ebenfalls auf die dunkelsten Motivpartien (Bäume, unbeleuchtete Gebäude) oder eher auf hellere Bereiche (also z.B. auf den Himmel) erfolgen sollte. Komme ich in der blauen Stunde normalerweise auf über 4 Sekunden Belichtungszeit, so dass ich den Schwarzschild-Effekt berücksichtigen muss? Wie sehen da Eure eigenen Erfahrungen aus?

Und zum anderen, ob ich mich im Dämmerlicht auf die Belichtungsautomatik der Kamera verlassen kann oder ob ich korrigieren muss. Da ich für die 5xi zurzeit nur Zoom-Objektive besitze und die X-700 anderweitig verwendet wird, bleibt mir nur die X-300, die ich mit dem Minolta 1,7/50 mm oder dem Minolta 2,8/28 mm einsetzen will. Wobei die X-300 den unbestrittenen Vorteil besitzt, sowohl die vom Belichtungsmesser vorgeschlagene als auch die manuell eingestellte Belichtungszeit im Sucher anzuzeigen. Außerdem muss ich einen 200er-Farbnegativ-Film verwenden (Auftragsarbeit einer Kunststudentin), was dem Kontrastumfang natürlich nicht zugute kommt.

Oder soll ich einfach prinzipiell eine Stufe stärker belichten, also in diesem Fall die Kamera auf ISO 100 stellen? Farbnegativfilm hält ja normalerweise eine gewisse Überbelichtung locker aus (im Gegensatz zu Unterbelichtungen), wenn ich das richtig verstanden habe. Klar, im Normalfall würde man großzügige Belichtungsreihen machen und sich über ein oder zwei gelungene Aufnahmen freuen. Aufgrund der gegebenen Aufgabenstellung ist mir das morgen aber nicht so ohne weiteres möglich. Da in bestimmten Zeitintervallen immer der gleiche Ausschnitt "dokumentiert" werden soll, kann ich aber natürlich von Aufnahme zu Aufnahme mal mehr, mal weniger großzügig mit der Zeit umgehen.

Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten! /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />

Christian



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RE: Fotografieren zur "Blauen Stunde"

#2 von Mark , 05.10.2004 13:11

als Tipp am Anfang, suche auch mal nach available light, beudetet dasselbe wie blaue Stunde, wird nur häufiger verwandt.

Ich schildere mal am besten wie ich vorgehe. Ich verwende natürlich ein Stativ, meist ein schön schweres, damit wirklich nichts verwackelt. Der Zeitraum für die eigentliche "balue Stunde" liegt IMHO weit unter der im Namen verankerten Stunde. Meist eher zwischen 20 und 30 Minuten (eher weniger, je nach Wetter).

Ich suche mir die Plätze meist vorher, dann geht's beim "Scharfschiessen" schneller, es lohnt sich auch viele Plätze mehrmals zu nutzen, die untergehende Sonne liefert viele verschiedene Szenarien.

So nun, Kamera aufs Stativ, meist arbeite ich mit Blende f11 oder f16, im abnehmenden Licht bis runter auf f8, nicht darunter. Die kleine Blende verhindert das sich z.B. die Straßenbeleuchtung nicht überstrahlt. Zu dem wird die objektive Bildschärfe mit dem Abblenden besser, was bei Langzeitbelichtungen dem Ergebnis beiträgt. Die eigentliche Belichtungsmessung nehme ich mit dder Spotbelichtungsmessung der Dynax 7 vor oder mit dem Autometer wenn ich mit der XD/XK unterwegs bin. Den Autometer dann auch gerne mit Spotaufsatz um auf ganz spezielle Punkte messen zu können.
Je weniger Licht vorhanden ist desto unkritischer wird das aber, da die Kontraste abnehmen. Mit ein wenig Übung solltest du also auch mit der Messung der X-300 zurecht kommen (mittenbetont integral).
Für deinen kurzfristigen Termin hilft dir das sicher nicht so richtig weiter, aber versuche kurzfristig mit weiten Belichtungsreihen (bei einem 200er hätte ich +1,0,-1 probiert). Oder fotografiere einfach nach deinem "fotografischen Gefühl" mehr als schief gehen kann es nicht.
Ganz wichtig Fernauslöser oder Zeitauslösung verwenden (ich weiß gar nicht so genau ob die X-300 einen Anschluß für einen Drahtauslöser hat).

Ich hoffe das hilft dir ein wenig weiter.

Mark



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RE: Fotografieren zur "Blauen Stunde"

#3 von Goodspeed , 05.10.2004 13:44

Hallo Mark!

Danke für den Tip mit "available light", da werde ich mich gleich noch mal auf die Suche machen. Ich habe diesen Begriff immer mit dem "Fotografieren in Räumen ohne Blitz" in Verbindung gebracht.

Dass die blaue Stunde eher eine Viertelstunde ist, war mir schon klar - aber ich bin mir sicher, dass ich dann nachher trotzdem wieder unter Zeitdruck stehe. Deshalb auch noch mal Danke für den Hinweis, bereits früh aufzubauen, Bildausschnitt zu wählen usw.

Ein Stativ liegt natürlich bereit, außerdem wollte ich den Selbstauslöser verwenden, da ich keinen Fernauslöser für die X-300 zur Verfügung habe. Ich besitze zwar einen Handbelichtungsmesser (aus der Zeit, als ich noch mit meiner Voigtländer unterwegs war), aber ich befürchte, er ist wohl aufgrund seiner einfachen Machart nicht für wenig Umgebungslicht geeignet. /sad.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="sad.gif" /> Werde ihn dennoch aufgrund Deines Rates mitnehmen und (soweit möglich) vergleichen. Dass die X-300 "mittenbetont integral" misst, wusste ich nicht - ich habe mich schon ein paar Mal gefragt, welche Belichtungsmessmethode hier zur Anwendung kommt.

Von einer prinzipiellen "Überbelichtung" würdest Du mir also abraten (da Du ja sogar versuchsweise eine Unterbelichtung vorschlägst) - dann werde ich mir das mal zu Herzen nehmen.

Ich weiß, es ist blöd, sich mit der wenigen Erfahrung, die ich habe, gleich auf Spezialfälle zu stürzen. Ich hatte mal - bis zum Abitur - ein recht gutes Gefühl, was ich tun muss, um meine Ideen auf Fotopapier zu bannen. In den letzten fünf Jahren habe ich mich aber rein auf's "Knipsen" beschränkt - und merke, dass mir das Gefühl für die Fotografie doch ziemlich abhanden gekommen ist. Seit ich mich wieder stärker mit dem Fotografieren beschäftige und in diesem Zuge auch auf das Forum gestoßen bin, mache ich mir wieder deutlich mehr Gedanken, was ich beachten muss/müsste - stelle aber erst hinterher fest, wie ich auf bestimmte Situationen vielleicht besser reagiert hätte.

Christian



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RE: Fotografieren zur "Blauen Stunde"

#4 von toomuchpix ( gelöscht ) , 05.10.2004 13:50

ZITATAußerdem muss ich einen 200er-Farbnegativ-Film verwenden (Auftragsarbeit einer Kunststudentin), was dem Kontrastumfang natürlich nicht zugute kommt.[/quote]

Eigentlich das ideale Material für sowas.

Nimm einfach den Wert den die X300 anzeigt und mach eine Belichtungsreihe Aufwärts bis +3 oder +4 Stufen, dann ist auf alle Fälle eins dabei, das das Labor akzeptabel printen kann.



toomuchpix

RE: Fotografieren zur "Blauen Stunde"

#5 von joe-cool11 , 05.10.2004 13:53

Erfahrungen zu sammeln kann man sich nur bedingt abnehmen lassen. /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Die X300 ist natürlich nicht die allerbeste Lösung für Belichtungsreihen, weil sie keine Belichtungskorrektur besitzt. Also sind Korrekturen nur über die Empfindlichkeitseinstellung möglich.
Wenn du keinen Drahtauslöser hast, hat sich der Handbeli auch schnell erledigt, denn du kannst ja nur maximal eine Sekunde Belichtungszeit manuell vorgeben.

Übrigens, wie lange kann die X300 eigentlich den Verschluss offen halten im Automatikbetrieb? Gibt es da eine Obergrenze?

Viele Grüße,

Jörg



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RE: Fotografieren zur "Blauen Stunde"

#6 von Goodspeed , 05.10.2004 14:35

@Jörg [joe-cool 11]:

ZITATErfahrungen zu sammeln kann man sich nur bedingt abnehmen lassen.[/quote]
Jepp - aber solch ein tolles Forum verführt regelrecht dazu, es doch zu versuchen. /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />

ZITATWenn du keinen Drahtauslöser hast, hat sich der Handbeli auch schnell erledigt, denn du kannst ja nur maximal eine Sekunde Belichtungszeit manuell vorgeben.[/quote]
Da hab ich noch gar nicht dran gedacht. /ohmy.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="ohmy.gif" /> Wo Du Recht hast, hast Du Recht. /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

ZITATÜbrigens, wie lange kann die X300 eigentlich den Verschluss offen halten im Automatikbetrieb? Gibt es da eine Obergrenze?[/quote]
Ja, gibt es: 4 Sekunden. Ups! Ich hatte immer einen Wert von 30 Sekunden im Hinterkopf... /sad.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="sad.gif" />


@Wilfried [toomuchpix]:

ZITATEigentlich das ideale Material für sowas.

Nimm einfach den Wert den die X300 anzeigt und mach eine Belichtungsreihe Aufwärts bis +3 oder +4 Stufen, dann ist auf alle Fälle eins dabei, das das Labor akzeptabel printen kann.[/quote]
Also - ganz klare Tendenz: eher überbelichten!


@Mark, Wilfried, Jörg:

Danke schon mal für die Antworten. Werde sie nach bestem Wissen und Gewissen beherzigen. Und dann bin ich mal gespannt, was draus wird. Natürlich nur beim Fachhändler mit eigenem Labor. In letzter Zeit habe ich irgendwie das Gefühl, dass einem automatisierte Labore vieles verpfuschen.

Christian



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RE: Fotografieren zur "Blauen Stunde"

#7 von joe-cool11 , 05.10.2004 15:03

Schade für dich, dass das alles so kurzfristig ist. Ansonsten hätte ich dir ohne weiteres einen Drahtauslöser und einen Handbeli geliehen. /blum.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blum.gif" />
Wir scheinen ja nicht so weit entfernt zu wohnen.

Jörg



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