RE: Analoge oder digitale Fotografie

#16 von manfredm , 21.11.2002 13:18

Aber warum sollte der durchschnittliche "Knipser", und diese Gelegenheitsfotografen stellen sicher die überwiegende Mehrheit dar, seine alte analoge Kompaktkamera aegwerfen und sich eine (immer noch ziemlich teure) Digi-Knipse zulegen: Wer wenig fotografiert, wird die Mehrkosten in der Anschaffung kaum je durch den wegfallenden Filmverbrauch wieder reinholen, außerdem braucht er einen Multimediafähigen Computer (was sich viele der Internet- und Digitalfreaks kaum vorstellen können: in den meisten dt. Haushalten steht immer noch kein PC, irgend einen Foto hat eigentlich jeder) während es eigentlich kein Aufwand ist, beim Einkauf einen Negativfilm in der Drogerie etc. abzugeben und die Bilder das nächste mal mitzunehmen.
Sicher, beim Neukauf geht die Tendenz Richtung digital, aber wie lange behalten Leute ihre Kamera? Ich denke im Mittel sind das eher Jahrzehnte, als Jahre.
Klar, bei all dem was ich jetzt sage, schwingt natürlich die Hoffnung (oder Furcht) mit, daß ich nicht mein ganzes Zeug, was ich jetzt habe, in 10 Jahren in ein privates Museum stellen muß. Aber das geht wohl vielen anderen auch so und deshalb bin ich ganz optimistisch
Manfred



 
manfredm
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RE: Analoge oder digitale Fotografie

#17 von Bernd , 21.11.2002 13:49

Hallo Manfred,

bei den momentan vorhandenen Preisen werden die Gelegenheits-Knipser sicher noch nicht so schnell umschwenken.

Wenn ich aber die ganze Entwicklung - und damit verbunden das Preisgefüge - betrachte, bin ich sicher, dass man bereits in 2 - 3 Jahren genauso eine digitale 90-Euro-Kamera kaufen kann, wie es heute bei den analogen Modellen der Fall ist.
Diese werden dann auch die Qualität haben, welche Gelegenheits-Knipsern genügen wird.

Und diese Einsteiger werden sich dann wohl genauso verhalten, wie heute auch:
Statt mit dem vollen Film laufen sie mit der (den) vollen Karte (Karten) zum Fotogeschäft, schieben sie ins Terminal und erhalten 2 Tage später ihre Bilder.
Da man bei diesen Terminals die gewünschten Bilder selektieren kann, ist auch hier der enorme Preisvorteil gegenüber herkömmlicher Entwicklung gegeben.
Dies ist nicht mal Zukunftsmusik, sonder ist bereits jetzt Normalität - Selbst in dem kleinen Fotoladen in unserem Kaff /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Denn - da gebe ich Dir Recht - der Gelegenheits-Knipser wird sich deswegen keinen PC kaufen oder Bildverarbeitung erlernen.

Und was das Kaufverhalten betrifft: Ich kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber außer unserer Wohnungseinrichtung gibt es wohl keinen Artikel, welchen ich länger als 10 Jahre benutzen werde. Dies hängt zum Teil auch sicherlich mit den fallenden Preisen (gerade im Elekronik-Sektor) zusammen.
Früher hatten die Leute nicht so viel Geld, da wurde eher mal etwas "für die Ewigkeit" gekauft, zumal es sehr teuer war. Denke nur mal an die ersten Farbfernseher. Als meine Eltern ihren ersten Farb-TV bekamen, war dies eine mittlere Sensation!
Heute kaufen die Leute so etwas im Vorbeigehen bei Aldi & Co.
Und genau diese Märkte werden wohl die ersten 90 Euro-Kameras anbieten /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Natürlich - wer sich mit viel Liebe (und natürlich auch Geld) eine tolle Analog-Ausrüstung angeschafft hat, möchte diese nicht im Schrank verstauben lassen. Aber gerade die Gelegenheitsfotografen dürften eher nach dem Motto "öfter mal was Neues!" handeln.

Aber ich möchte Dir hier nicht die analoge Fotografie vermiesen - Bleib dabei, solange Du damit zufrieden bist. Ich wünsche Dir jedenfalls viel Spaß beim Bilder schiessen /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />



 
Bernd
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RE: Analoge oder digitale Fotografie

#18 von manfredm , 21.11.2002 15:35

Hallo Bernd,
ich wollte meinerseits weder Dir noch sonstwem die digitale Fotografie vermiesen. Aber ich finde es schon ein spannendes Thema:
erstens, in welche Richtung die Entwicklung geht uns welche Vorteile entstehen (und da sehe ich, wie schon ausgeführt, noch nicht den großen Knüller) und
zweitens, ganz praktischinteressiert mich natürlich wie es mit der Analogfotografie im allgemeinen und dem Minolta AF System im besonderen weitergeht. Ich frage mich schon, und werde von anderen gefragt, ob es wirklich Sinn macht mir tatsächlich bald eine Dynax 9 (um meine über 10 Jahre alte 9xi zu ersetzen) zu kaufen. Ich hatte ja wirklich gehofft, daß Minolta auf der Fotokina die auf der japanischen Website schon angekündigten SSM Objektive, eine ~6MP Digitale Dynax und vielleicht sogar eine "Dynax 9.2" oder sowas vorstellt. War aber komplette Fehlanzeige.
Manfred



 
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RE: Analoge oder digitale Fotografie

#19 von Marcus , 21.11.2002 21:30

OK, hier nun mein Senf zu diesem Thema...

Digital wird nicht kommen sonder ist schon da! Neulich, als das Wetter noch etwas netter war, haben wir einen Familienausflug in den Zoo Münster gemacht.
Die Kamera und ein Monopod durften mit!
Ich kann guten Gewissens behaupten, das meine Dynax 7 die modernste anologe SLR dort an diesem Tage war, und wahrscheinlich sogar die einzige AF-Kamera die teurer als 500 EUR war! B)

Alles was ich noch an analogen Kameras sah, waren ein paar alte manuelle Nikons FM301, Pentax, Olympus und ein X700. Interessanterweise waren die besitzer alles Männer, die nach ihrem Aussehen nach zu urteilen, entweder Lehrer oder Dipl. Ing's waren. -Nein ich habe nichts gegen diese Leute! War lediglich eine Beobachtung.-
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Dann war da noch eine junge Frau Anfang/Mitte 20, mit einer 500si und einem 28-200(300?)mm unterwegs.
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Dann waren da noch die digitalen "Knipsen", zu ca. 80% in den Händen von Besuchern jünger als 25 Jahren.
Der Rest verteilte sich auf ältere Jahrgänge, denen man auch ansah, daß sie sich "Spielzeuge" leisten können.
Auch die Anzahl von digitalen Kameras war erschreckend. Außerdem haben die jungen Hüpfer von heute doch alle schon einen PC daheim.
Für die ist es einfacher, schneller und billiger sich Bildchen über PC bzw. Speichermedien anzusehen und wieder zu verwerfen.

PS: Auch ich warte noch auf die Minolta Digicam. Bis dahin werde ich mein Minolta System nicht weiter ausbauen...



 
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RE: Analoge oder digitale Fotografie

#20 von s.sentials , 31.03.2003 16:20

Der Vergleich von CD und Schallplatte mit analoger und digitaler Fotografie kommt mir sehr entgegen. Schließlich musste ich mit ersterem auch schon auseinandersetzen. Als DJ habe ich mich für Vinyl entschieden, da es gegenüber der CD unschlagbar besser zu handhaben ist. Mittlerweile gibt’s zwar auch CD-Player die das "Vinyl-Gefühl" kopieren, aber die sind x-fach teurer als ein anständiger Plattenspieler und Vinyl ist sowieso mehr eine Einstellung als nur bloßes Arbeitsgerät. Was ich mit diesem Vergleich noch gerne verdeutlichen würde ist, dass es seit neuestem auch so etwas wie den perfekten Brückenschlag zwischen analoger und digitaler Welt gibt: ein Gerät das Plattenspieler als Steuereinheiten für ein Computer-Programm nutzt. So bleibt mir beides möglich – ich kann meinen Schallplatten treu bleiben (da nichts über die Klangeigenschaften von diesen geht), aber um den Verschleiß der Platten entgegen zu wirken kann ich die Musik auch in den Computer überspielen ohne dann beim "Auflegen" das Platten-Gefühl zu verlieren.

Lange Rede kurzer Sinn – Was hat das mit Fotografieren zu tun?
Ich würde mir einfach eine ähnliche Entwicklung für die Fotografie wünschen. Keine blinde Vergötterung einer der beiden Seiten sondern die sinnvolle Kombination beider.

Aber nun zu meiner (immer noch wachsender) Sicht wo die Vor- und Nachteile der beiden Seiten liegen (aufs Kleinbildformat und SLRs eingeschränkt):

Vorteile:

Analoge Fotografie:
>> jahrzehntelange Erfahrung
>> sehr breite Auswahl an verschiedensten Filmen (Dia – Negativ; Farbe – Schwarz/Weiß; ISO 25 bis 3200 mit hervorragender Qualität; können auf bestimmte Aufnahmesituationen zugeschnitten sein)
>> Verbesserung der physikalischen Bildqualität kann durch neuentwickelte Filme erreicht werden
>> hervorragende Objektive (vor allem Varios) in allen Brennweitenbereichen
>> ein Film als fester Gegenstand ist nicht so gefährdet wie elektronische Daten, die da wohl empfindlicher sind
>> ich empfinde die Körnung/Un-Struktur eines Films natürlicher als die geradlinige Rasterung, die durch Pixel entsteht (ok, ist sehr subjektiv)
>> geringer Batterieverbrauch oder sogar Batterieunabhängigkeit
>> auch größere Abzüge sind in der eigenen DuKa möglich
>> (auch wieder sehr subjektiv den Prozess eigene Filme und Abzüge selbst zu entwickeln empfinde ich als interessanter und hält mich auch von PC fern (vor dem ich schon genug sitze)

Digitale Fotografie:
>> derzeitiger Entwicklungsschwerpunkt der Kamerahersteller
>> Weißabgleich
>> relativ freie Wahl der Empfindlichkeit
>> sofort weiterverarbeitbar (mit entsprechenden Zusatzgeräten)
>> durch kleinere Sensoren als 24x36mm müssten die dafür entwickelten Objektive eigentlich kompakter werden oder zumindest müssten (in Relation gesehen) lichtstärkere Optiken möglich werden
>> Möglichkeit sich sofort ein grobes Bild der Aufnahme machen zu können (Display)
>> Verschluss ist in Extrembedingungen weniger gefährdet
>> Löschung von Aufnahmen, die offensichtlich nicht gelungen sind, ist sofort möglich
>> eigen DuKa ist nicht nötig


Nachteile:

Analoge Fotografie:
>> das gemachte Bild ist nicht sofort verfügbar
>> es ist umständlich teilbelichtete Filme zu wechseln/zu verwenden also ist man pro Film auf eine Empfindlichkeit festgelegt
>> Negativ/Dia-Positiv-Archive brauchen eine "artgerechte" aufwendige Behandlung, wenn sie lange ihre Qualität behalten sollen (gleiches gilt für noch unbelichtete Filme)
>> eine eigene Dunkelkammer ist sicherlich schwerer zu realisieren als ein ordentlicher PC mit noch ordentlicherem Drucker (preislich liegen sie aber denke ich nicht soweit auseinander)

Digitale Fotografie:
>> steckt zur Zeit noch in den Kinderschuhen und zeigt deshalb auch dazugehörende Kinderkrankheiten und das schnelle "Herauswachsen" aus einem technischen Stand
>> gerade in der Farbwiedergabe haben Sensoren noch Schwächen
>> im Extrembereich der Empfindlichkeiten ist Rauschen noch sehr stark qualitätsmindernd
>> eine digitale Kamera ist ein in sich geschlossenes System, das nur objektivseitig verändert werden kann
>> die schon erwähnte allgemeine Gefährdung elektronischer Daten
>> hoher Stromverbrauch und vollkommen abhängig von Elektrik
>> digitale Kameras sind noch ziemliche Klumpen (auch eher subjektiv - manche mögen das ja)

Dann gibt’s noch ein paar Punkte, die bei beiden zutreffen:
>> Fotografisches Geschick können beide nicht ersetzen
>> Gute Schärfe und Auflösung wird mit beiden Arten erzielt
>> die Nachbearbeitung am PC ist bei beiden möglich (auch wenn das Einscannen einen Qualitätsverlust bringen kann)
>> wenn Nachbearbeitung das Ausbessern technischer Mängel übersteigt, sprich für unnatürliche Verfremdung/Retusche "missbraucht" wird, dann kann ich’s bei beiden nicht gut finden
>> Entweder ich muss einen Haufen Filme mitschleppen oder einen Haufen Speicherkarten und Ersatzakkus – das nimmt sich meiner Meinung nach nichts

Das Totschlag-Argument, dass digitale Kameras noch soviel wie ein Kleinwagen kosten und Druckerpatronen und -papier auch ziemlich teuer sind, ist zwar gegeben, aber das ist eher ein wirtschaftlicher Aspekt, der auch von der Wirtschaft gesteuert wird. Und bei der heutigen hörigen Gesellschaft wird es ein leichtes für die Wirtschaft sein "digital" als neuen Standard zu etablieren und somit die Preise wegen der großen Nachfrage runterzufahren. Eine andere Frage ist aber, ob man nicht versuchen wird die Preisstandards so hoch wie möglich zu halten (auch hier nimmt die breite Masse ja einiges hin).

So, ich hab versucht mein eigenes Empfinden soweit wie möglich rauszuhalten (wenn dann habe ich es auch gekennzeichnet) um einen objektiveren Vergleich hinzubekommen.
Für mich persönlich fallen einige Vorteile der digitalen Fotografie bzw. Nachteile der analogen Fotografie nicht so sehr ins Gewicht und deshalb fahre ich mit letzterer zur Zeit einfach viel besser.



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RE: Analoge oder digitale Fotografie

#21 von Minoltist , 13.01.2018 16:29

Es ist faszinierend, diesen Thread aus dem Jahr 2002 heute, 16 Jahre später zu lesen!
Einige der Autoren von damals haben die Entwicklung recht präzise vorausgesagt... dennoch: aus dem Blickwinkel von damals ist es schon fast unglaublich, wo wir heute mit den aktuellen Alphas stehen, was die technischen Eckdaten angeht.

Zum Schmunzeln:

Zitat
Fangen wir mal bei der Kamera an z.B. die Dimage 7i, sie kostet im Moment ca 1200,- Euro, dazu kommt ein PC. Der sollte schon wenigsten eine 80 GB Festplatte haben, besser eine 120 GB, die kostet ca. 230,- Euro, dann sollten 512 MB Arbeitsspeicher, vielleicht ein P-IV Prozessor oder AMD 2,0 bis 2,6 GHz, ein gutes Board z.B. Asus oder MSI mit KT400 Chipsatz, eine sehr gute Grafikkarte, einen guten Brenner, ein CD-ROM oder gar DVD-Laufwerk, vielleicht noch ein Kartenlesegerät, FireWire-Anschluß, einen mindestens 19" Monitor mit 24er Lochmaske und natürlich einen guten Fotodrucker der auch bei 600-800,. Euro anfangen dürfte. Da bin ich gut und gerne bei so 3500,- bis 4000,- Euro gelandet.



und

Zitat
Nur mal zum Vergleich in Stichworten meine Ausrüstung:
Athlon 1,3 GHz, 256MB SDRAM, 40GB Festplatte, MX400 Grafikkarte, 15" TFT, 48x-Brenner und Laserdrucker.
Diese Konfiguration ist für reine (private) Bildnachbearbeitung vollkommen ausreichend!



Das sind heute, 16 Jahre später, nicht mal mehr die Leistungsdaten eines Smartphones... :)

Was die analoge Photographie angeht: Es hat sich gezeigt, das einige Vorschreiber genau richtig lagen. Sie ist nicht ausgestorben sondern zur wohlgepflegten Nischenanwendung geworden.
Stand 2018 baut die Firma Adox in Berlin eine neue Manufaktur zur Filmherstellung, von Ferrania kommt vermutlich auch endlich was. Ilford hat ein weites Angebot an SW Filmen... es gibt Spezialitäten wie die CineStill Serie... Film ist also nicht tot. Er ist halt nicht mehr die Massenanwendung der damaligen Zeit - der Gelegenheitsknipser ist wie erwartet weitergezogen.
Film ist was für Nostalgiker, Puristen, Künstler, Handwerker, Spinner. Ich zähle mich dazu. Auch unseren jetzigen DSLR und DSLM Kameras wird es einstweilen so ergehen. Der "Gelegenheitsknipser" ist jetzt schon komplett aufs Smartphone umgestiegen - einige recht begabte Amateure sind auch schon soweit.

Ich beobachte aber in meinem Umfeld vermehrt, daß die Totaldigitalisierung einen gewissen Sättigungsfaktor erreicht hat. Die Leute freuen sich wieder an Schallplatten, MCs oder gar schon der auch schon überholten (Streaming) CD. An zu Papier gebrachten Bildern ihrer Kinder. Sind fasziniert bis begeistert von einer Diaprojektion oder einer Super8 Vorführung.
Der Mensch ist halt ein haptisches Wesen.


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