RE: Frage zu Nahlinsen

#1 von Thinkpad , 05.09.2008 15:44

Hier eine kurze Frage zu den Nahlinsen/Closeups.

Wenn man mehrere gleichzeitig nutzt, soll man ja mit der "kleinsten Nummer" am Objektiv anfangen z.B. erst 0. dann 1...

Macht es eigentlich auch Sinn zwei "gleiche" hintereinander zu schrauben (also 2. und 2.) ...mal ganz abgesehen von der dabei sicher nicht besser werdenden optischen Qualität dieses Linsenstapels...

Hat schon jemand damit Erfahrungen gemacht?


Einen schönen Freitag wünscht

Christian aus Bonn


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RE: Frage zu Nahlinsen

#2 von 01af , 05.09.2008 15:57

QUOTE (Christian P. @ 5. 9. 2008, 15.44 h) Macht es eigentlich auch Sinn, zwei "gleiche" hintereinander zu schrauben (also No. 2 und No. 2) ... mal ganz abgesehen von der dabei sicher nicht besser werdenden optischen Qualität dieses Linsenstapels ...[/quote]
Das ist durchaus sinnvoll.

Natürlich wäre es Blödsinn, z. B. zwei Linsen No. 0 aufzuschrauben -- denn den gleichen Effekt in besserer Qualität würde man auch mit einer einzigen Linse No. 1 erzielen. Aber zweimal No. 2 ist sinnvoll, wenn man den gewünschten Abbildungsmaßstab nicht anders erreichen kann. Und ja, es wird sich ein Verlust an Abbildungsleistung ergeben ... doch für die meisten bildmäßigen Anwendungen wird's schon noch reichen, wenn man auf f/8 oder f/11 abblendet und wenn das Basisobjektiv nicht zu langbrennweitig ist.

-- Olaf


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RE: Frage zu Nahlinsen

#3 von Thinkpad , 05.09.2008 16:03

ZITAt (01af @ 2008-09-05, 14:57) Das ist durchaus sinnvoll.
...Aber zweimal No. 2 ist sinnvoll, wenn man den gewünschten Abbildungsmaßstab nicht anders erreichen kann...
-- Olaf[/quote]

Vielen Dank

Christian aus Bonn


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RE: Frage zu Nahlinsen

#4 von WinSoft , 05.09.2008 19:22

Wie schon O1af sagte, muss man beim Hintereinanderschrauben von Nahlinsen vermehrt mit Bildverschlechterungen rechnen.

Besonders unkorrigierbare Einfachlinsen, aber auch die achromatisch korrigierten Nahlinsen vergrößern ja auch alle Restfehler des Grundobjektivs! Hinzu kommen die den Nahlinsen selber eigenen Abbildungsfehler.

Das sind vor allem
- Mangelnde Bildfeldebnung (Randunschärfen bei ebenen Objekten)
- Chromatische Aberrationen (Farbsäume)
- Verzeichnung (Gerade Linien werden krumm)
- Natürliche Vignettierung (Allmählicher Lichtabfall zu den Rändern hin, geometrisch-physikalisch unvermeidbar)
- Veringerter Kontrast und verringerte Transmission

Wer diese Schwächen in Kauf nimmt, kann mit mehreren Nahlinsen durchaus bildmäßig schöne Ergebnisse erzielen.


 
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RE: Frage zu Nahlinsen

#5 von Michi , 06.09.2008 23:30

Wenn man 2 identische Achromate mit einem Kupplungsring reverse kuppelt, dann verschlechtert sich die Qualität gegenüber einem Achromat kaum. An der Minolta Dimage A2 habe ich das mal getestet. Hier mal der Link aus dem Nachbarforum:

http://www.sonyuserforum.de/forum/showthre...1923#post571923

Den Typ habe ich von hier:

http://freenet-homepage.de/seemolf/achromats.html#chart

runterscrollen bis "Stacking Again"

Gruß
Michi


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RE: Frage zu Nahlinsen

#6 von marp2508 , 18.11.2008 19:20

Hallo!

hat jemand Erfahrung mit den Nahlinsen von Dörr?
Sind die brauchbar?

Oder welches andere Fabrikat taugt als Alternative zu den Minolta-Achromaten, wenn man nicht die allerhöchsten Ansprüche stellt?

Danke für Eure Tips!


gruß aus Berlin

Tele-M


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RE: Frage zu Nahlinsen

#7 von WinSoft , 18.11.2008 21:19

ZITAt (Tele-M @ 2008-11-18, 20:20) hat jemand Erfahrung mit den Nahlinsen von Dörr? Sind die brauchbar? Oder welches andere Fabrikat taugt als Alternative zu den Minolta-Achromaten, wenn man nicht die allerhöchsten Ansprüche stellt?[/quote]
Nein, die Nahlinsen von Dörr kenne ich nicht.

Bei Nahlinsen sollte man auf achromatisch korrigierte Doppellinser achten. Selbst bei bescheidenen Ansprüchen bewirken die prinzipiell nicht korrierbaren Einfachlinsen nur Frust wegen der schlechten Abbildungsqualität.

Grundsätzlich sollte man sich darüber schlau machen, welche "Stärken" überhaupt in Frage kommen. Das heißt, welche Abbildungsmaßstäbe will man überhaupt nutzen?

Hierzu gibt es zu bedenken, dass sehr große Abbildungsmaßstäbe mit Nahlinsen mit enormen Abbildungsfehlern und extrem geringer Schärfentiefe erkauft werden. Denn jede Nahlinse, die nicht zu einem bestimmten Objektiv gerechnet wurde, vergrößert auch die Restfehler des Grundobjektivs, als da sind
- Chromatische Aberrationen (Farbsäume)
- Astigmatismus (keine Punktschärfe)
- Koma (Punkte werden zu Schweifen verzogen)
- Bildfeldwölbung (Ränder werden unscharf)
- Vignettierung (Lichtabfall zum Bildrand hin)
- Verzeichnung (gerade Linien werden krumm)

Deshalb sollte man sich mit höchstens +4 dptr. bis +5 dptr. bescheiden. Es gibt zwar gute achromatische Nahlinsen mit höherer Dioptrienzahl (+7.7 dptr. von Olympus, +12 dptr. von Zörk), aber dafür hat man Probleme mit
- geringer Arbeitsabstand Frontlinse - Objekt (Ausleuchtungsproblem)
- Streulicht von der Seite (Eigenbau-Gegenlichtblende zwingend!
- extrem geringe Schärfentiefe (Einstellungen erschwert, stabiles Stativ und Einstellschlitten nötig)

Gute achromatisch korrigierte Nahlinsen gibt es u.a. von
- Canon
- Minolta +3.8 dptr.
- Leica +4.9 dptr.
- Olympus +7.7 dptr.

Bei Brenner-Fotoversand wird derzeit eine achromatisch korrigierte Nahlinse mit +8 dptr. für € 85.- in 58 und 67 mm angeboten. Was sie taugt, weiß ich nicht.

Ich selbst besitze die oben genannten Nahlinsen von Minolta, Leica, Olympus und Zörk. Außerdem die B&W Einfach-Nahlinse +10 dptr., von der ich jedoch abrate!

Wer tiefer, ernsthafter und längerfristig in die Nahfotografie einsteigen will, dem sei ein echtes Makro-Objektiv ans Herz gelegt! Kein anderes Hilfsmittel, auch nicht die so oft genannten, lichtfressenden Zwischenringe, bildet so gut ab. Für ganz extreme Abbildungsmaßstäbe im Makrobereich bis 15:1 erweisen sich Lupenobjektive (Leica Photare, Zeiss Luminare) am Balgengerät als Top-Kandidaten.

Auch ein zusätzliches "Normal"-Objektiv in Retrostellung (also umgedreht) mit Kupplungsring männlich-männlich in den Filtergewinden vor das Grundobjektiv geschraubt, ergibt sehr große Abbildungsmaßstäbe bei sehr guter Abbildungsqualität. Hier heißt es jedoch: Je lichtstärker, desto geringer die Vignettierung!


 
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RE: Frage zu Nahlinsen

#8 von clintup , 18.11.2008 23:12

Hallo winsoft,

das war 'mal wieder ne Klasse Antwort! Danke.


Gruß, clintup


 
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RE: Frage zu Nahlinsen

#9 von marp2508 , 19.11.2008 21:05

... von mir ebenso: Danke!

Gruß

Tele-M


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RE: Frage zu Nahlinsen

#10 von 01af , 19.11.2008 21:44

QUOTE (WinSoft @ 18. 11. 2008, 21.19 h) Bei Nahlinsen sollte man auf achromatisch korrigierte Doppellinser achten. Selbst bei bescheidenen Ansprüchen bewirken die prinzipiell nicht korrierbaren Einfachlinsen nur Frust wegen der schlechten Abbildungsqualität.[/quote]
Das stimmt nicht. Natürlich sind Achromate generell besser als einfache Nahlinsen. Doch daß die einfachen "prinzipiell nur Frust bewirken", ist eine Übertreibung. Insbesondere wenn die Brennweite der Nahlinse mindestens etwa das zehnfache der Objektivbrennweite beträgt, wird auch eine einfache eine sehr ordentliche Bildqualität liefern. Zehnfache Brennweite bedeutet natürlich: nicht allzu großer Abbildungsmaßstab. Wird diese Bedingung eingehalten, so liefern selbst einfache Nahlinsen immer noch eine bessere Bildqualität als Zwischenringe.

Natürlich wären in der Regel achromatische Nahlinsen noch besser. Aber deswegen sind einfache noch lange nicht unbrauchbar.


QUOTE (WinSoft @ 18. 11. 2008, 21.19 h) Grundsätzlich sollte man sich darüber schlau machen, welche "Stärken" überhaupt in Frage kommen. Das heißt, welche Abbildungsmaßstäbe will man überhaupt nutzen?[/quote]
Richtig. Als Faustregel kann man sich merken, daß bis Maßstab 1:8 oder 1:7 einfache Nahlinsen gut funktionieren (achromatische empfohlen, aber nicht zwingend erforderlich, siehe oben), und bis Maßstab 1:3 oder 1:2 achromatische sehr gute Ergebnisse liefern (einfache nicht empfohlen). Über 1:2 sollte man mit Nahlinsen möglichst nicht gehen; hier ist ein Makroobjektiv gefragt. Muß man über 1:2 gehen und hat kein Makroobjektiv, dann empfiehlt sich eine Kombination aus Zwischenringen und achromatischen Nahlinsen.


QUOTE (WinSoft @ 18. 11. 2008, 21.19 h) Hierzu gibt es zu bedenken, dass sehr große Abbildungsmaßstäbe mit Nahlinsen mit [...] extrem geringer Schärfentiefe erkauft werden.[/quote]
Die Schärfentiefe ist bei gegebenem Abbildungsmaßstab (und gleicher effektiver Blende) stets dieselbe -- einerlei, ob der Maßstab mit Nahlinsen, Zwischenringen, Makroobjektiven oder sonstwie erzielt wird. Und ja, bei großen Maßstäben wird die Schärfentiefe winzig ... doch das liegt nicht an der Nahlinse.

-- Olaf


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