RE: A-Bajonett und Belichtungskonstanz

#1 von Giovanni , 29.11.2007 21:46

In der aktuellen c't wird die A700 getestet.

Sehr interessant finde ich in diesem Artikel den folgenden Hinweis: "Die automatische Belichtung schwankte hier und da gern einmal ein wenig - wohl ein Überbleibsel aus der Minolta-Zeit, denn die Dynaxe sahen das Thema Belichtungskonstanz auch eher locker."

Dies fällt tatsächlich auf. Die Belichtung schwankt recht stark je nach verwendetem Objektiv und je nach eingestellter Blende, auch wenn manuell der gleiche Belichtungswert eingestellt ist.

Weiß jemand von euch, ob die Blendensteuerung des A-Bajonetts tatsächlich so ungenau ist? Wird die Position des Blendenantriebs nur im Kameragehäuse geregelt und die Mechanik des Objektivs bestimmt dann letztlich die (Un-)Genauigkeit der tatsächlich eingestellten Blende, oder gibt es einen Regelkreis, bei dem der Blendenwert unmittelbar vor der Belichtung vom Objektiv an die Kamera zurückgegeben und nachgeregelt wird?


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RE: A-Bajonett und Belichtungskonstanz

#2 von matthiaspaul , 30.11.2007 01:51

ZITAt (Giovanni @ 2007-11-29, 21:46) Sehr interessant finde ich in diesem Artikel den folgenden Hinweis: "Die automatische Belichtung schwankte hier und da gern einmal ein wenig - wohl ein Überbleibsel aus der Minolta-Zeit, denn die Dynaxe sahen das Thema Belichtungskonstanz auch eher locker."[/quote]
Hat mich auch gewundert. (Aber wenn der Autor noch nicht mal Konica Minolta und Minolta auseinanderhalten kann... /tongue.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="tongue.gif" /> )
ZITATWeiß jemand von euch, ob die Blendensteuerung des A-Bajonetts tatsächlich so ungenau ist? Wird die Position des Blendenantriebs nur im Kameragehäuse geregelt und die Mechanik des Objektivs bestimmt dann letztlich die (Un-)Genauigkeit der tatsächlich eingestellten Blende, oder gibt es einen Regelkreis, bei dem der Blendenwert unmittelbar vor der Belichtung vom Objektiv an die Kamera zurückgegeben und nachgeregelt wird?[/quote]
Nein, einen solchen Regelkreis gibt es (leider) nicht, obwohl Minolta höchstselbst Erfinder des sog. "final-checks" war, der bei den späteren Gehäusen mit manuellem Fokus zur Anwendung kam. Die AF-Kameras (außer der 9000 AF: s.u.) speichern die Belichtung vor dem Abblenden und steuern die Blende ohne Rückmeldung bzw. Korrekturmöglichkeit. Bei den meisten (möglicherweise bei allen) Gehäusen funktioniert das wie folgt:

Der Blendenmechanismus wird während des Verschlußaufzugs/Filmtransports gespannt. In dem Moment, wo die Blende schließen soll, gibt eine durch einen Elektromagnet betätigte Sperrklinke das Blendengetriebe frei, worauf sich die Blende - durch Federkraft angetrieben - schließt. Im richtigen Moment wird der Ablauf durch einen zweiten Impuls wieder gestoppt. Mit dem Blendengetriebe ist ein optoelektronischer Encoder gekoppelt, ähnlich wie man das in Computermäusen findet: Eine rotierende lichtundurchlässige Scheibe mit vielen feinen Spalten nebst einer IR-Gabellichtschranke. Während des Schließvorgangs der Blende zählt die Elektronik die gewünschte Anzahl Impulse von der Lichtschranke, um im richtigen Moment den Stoppimpuls an den Elektromagnet abzugeben. Bei der Minolta 9000 AF war dieser Encoder z.B. so ausgelegt, daß er die Blende mit 1/8 EV-Genauigkeit ansteuern konnte. Ich vermute, daß die Genauigkeit bei späteren Gehäusen (von den Einsteigergehäusen vielleicht mal abgesehen) eher übertroffen wird, insofern funktioniert die Blendenansteuerung in der Praxis feindosiert genug - kontinuierlich, wie noch bei den analog gesteuerten MF-Gehäusen, ist sie aber nicht.

http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=50472

Die Minolta 9000 AF ist übrigens die einzige Minolta AF-Kamera, die eine echte Arbeitsblendenmessung auch mit ROM-bestückten Objektiven erlaubt und damit das Fehlen des final checks kompensiert. Alle anderen Gehäuse schalten nur dann auf Arbeitsblendenmessung um, wenn sie kein Objektiv (mit ROM) erkennen können, insofern auch keine Blende steuern können. Bei der Minolta 9000 AF passiert das auch während der Abblendung. Da man bei einer Arbeitsblendenmessung unabhängig von Einstellgenauigkeiten der Kamera oder Toleranzen in der Blendenübertragungsmechanik ist, liefert diese ggfs. genauere Werte als die Offenblendmessung. (Ich wünschte, Sony würde diese spezielle Betriebsart der Minolta 9000 AF wieder einführen; nicht weil die anderen Gehäuse ungenau wären, sondern weil es in bestimmten Situationen auch noch andere Vorteile hat.)

Ich vermute, daß die Blendenansteuerung bei einigen der neueren Gehäusen von einem Schrittmotor angetrieben wird oder zumindest motorgetrieben statt federgetrieben arbeitet. Das kann aber genauso genau sein. (Zumindest bei der Dynax 7 öffnet sich die Blende unabhängig von einem Verschlußaufzug.) (EDIT: Bei der Sony DSLR-A700 wird die Blende über ein Getriebe von einem Motor angetrieben, allerdings gibt es auch hier noch eine Doppellichtschranke, mit der die Bewegung überwacht und im richtigen Moment gestoppt wird.)

Aber zurück zum Thema: Wer sagt eigentlich, daß eine "lockere Belichtungskonstanz", wie vom c't-Autor bescheinigt, überhaupt etwas mit der Blendenansteuerung zu tun hat? Genausogut könnte es doch auch sein, daß der Verschluß ungenau arbeitet, oder daß die Belichtungsmessung "an sich" Ausreißer hat.

Mir stellt sich die Frage, ob der Autor überhaupt Meßreihen im M-Modus durchgeführt und dabei die Verschlußzeiten- und Blendenreihe durchprobiert hat. Wenn er das nämlich nicht gemacht hat, bezieht sich seine Äußerung vielleicht nur auf die Belichtungsmessung, nicht darauf, wie genau die Kamera die gewünschten Werte umsetzt.

Dann wäre z.B. denkbar, daß er nur das besondere Verhalten der AF-unterstützte Wabenfeldmessung bemängelt. Anders als bei vielen anderen Herstellern arbeiten die Minolta-Kameras nicht mit einer Datenbank typischer Fotosituationen, denen sie die aktuelle Belichtungssituation zuzuordnen versuchen, um daraus Expertenwissen über die richtige Belichtung dieser Situation zu finden, und auch nicht mit einem scharf umrissenen Wenn/Dann-Regelwerk. Stattdessen kommt sog. unscharfe Logik zum Einsatz (zumindest zu Minolta-Zeiten auf der Basis von Fuzzy Logic, es gibt aber auch andere Ansätze). Das hat Vor- und Nachteile:
Meiner Erfahrung nach (mit der Dynax 9) arbeiten die Wichtungsalgorithmen der Wabenfeldmessung in den meisten Situationen mit nahezu schlafwandlerischer Treffsicherheit und meistern damit selbst schwierige Situationen ohne manuell eingesteuerte Belichtungskorrekturen - selbst bei Motiven, bei denen man mit mittenbetonter Integralmessung stark korrigieren müßte. Andererseits birgt das natürlich auch ein gewisses Restrisiko, daß die Kamera bei "falsch erkannter" Situation sehr weit ab einer akzeptablen Belichtung liegen kann, ohne daß man das (bei einer analogen Kamera) direkt bemerkt. Das kommt allerdings erstaunlich selten vor, und mit der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür, bis wohin man der Wabenfeldmessung vertrauen kann und ab wann man dann doch besser selbst die Belichtung in die Hand nimmt.

Ich habe mir den c't-Artikel noch nicht im Detail durchgelesen; geht der Autor irgendwo darauf ein, ob er mit Wabenfeld- oder mittenbetonter Integralmessung gearbeitet hat, oder wie er den Satz verstanden wissen will?

Viele Grüße,

Matthias


"All the important human advances that we know of since historical times began
have been due to individuals of whom the majority faced virulent public opposition."
--Bertrand Russell

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RE: A-Bajonett und Belichtungskonstanz

#3 von Giovanni , 30.11.2007 04:23

ZITAt (matthiaspaul @ 2007-11-30, 1:51) Aber zurück zum Thema: Wer sagt eigentlich, daß eine "lockere Belichtungskonstanz", wie vom c't-Autor bescheinigt, überhaupt etwas mit der Blendenansteuerung zu tun hat? Genausogut könnte es doch auch sein, daß der Verschluß ungenau arbeitet, oder daß die Belichtungsmessung "an sich" Ausreißer hat.

Mir stellt sich die Frage, ob der Autor überhaupt Meßreihen im M-Modus durchgeführt und dabei die Verschlußzeiten- und Blendenreihe durchprobiert hat. Wenn er das nämlich nicht gemacht hat, bezieht sich seine Äußerung vielleicht nur auf die Belichtungsmessung, nicht darauf, wie genau die Kamera die gewünschten Werte umsetzt.[/quote]
Hallo Matthias,

erst mal danke für die sehr ausführliche Info!

Auf den c't-Artikel bezogen kann das sein, das können wir beide nicht wissen. Allerdings habe ich es selbst schon probiert, als ich mein 11-18er erhielt und feststellen musste, dass dieses stark unterbelichtet: Die Kameras (A100 und 7D) auf M gestellt und einfach die gleiche weiße Wand mit verschiedenen Blenden-/Zeitkombinationen auf den Sensor belichtet. Es war danach völlig klar, dass bei allen meinen Objektiven die Belichtung je nach Blende unterschiedlich ist; die Abweichungen bei ein und demselben Objektiv lagen bei bis zu ca. 0,5 EV, beim 11-18 anfangs sogar darüber. Bei der selben Blendeneinstellung gab es auch das selbe Ergebnis (d.h. die Wiederholgenauigkeit ist okay), aber insbesondere bei Offenblende oder bei ganz geschlossener Blende wich die Belichtung stark von den übrigen Blendeneinstellungen ab, bei einigen Objektiven mehr, bei anderen weniger. Eigentlich hätte ich mir die Frage nach dem Regelkreis sparen können, denn daraus ging schon mehr oder weniger hervor, dass es nicht nur keinen auf Arbeitsblendenmessung basierenden Regelkreis gibt (verständlich), sondern auch offenbar keinen, der auf einer Ermittlung der mechanischen Blendenposition im Objektiv basiert. Damals musste ich das 11-18 selbst nachjustieren, weil ich es zwar frisch gekauft hatte, aber vor einer Reise stand und keine 4 Wochen Wartezeit auf eine Justierung bei Sony akzeptabel waren. Es ist tatsächlich problemlos möglich, die Blendenmechanik im Objektiv zu justieren. Schließlich konnte ich beim 11-18 von Offenblende bis kurz vor der kleinsten Blende eine halbwegs konsistente, allerdings durchgängig zu niedrige, Belichtung erreichen. Damit kann ich nun zumindest auch mit diesem Objektiv einigermaßen vorhersehbar belichten, indem ich gleich von vorneherein ca. 0,3 bis 0,7 EV Belichtungskorrektur dazugebe. Zwischen den beiden Gehäusen gab es übrigens keinen nennenswerten Unterschied; die Abweichungen hingen ausschließlich vom verwendeten Objektiv und der Blende ab.

Seit dieser Erfahrung fürchte ich, dass es dem A-Bajonett, was die Blendensteuerung betrifft, generell an Präzision mangelt. Und ich kann mir fast ebenso gut vorstellen, dass es den Weihnachtsmann gibt, wie dass Sony bei 5 Bildern/Sekunde so was wie "final check" implementieren wird, das die mangelnde mechanische Genauigkeit egalisieren könnte.

Übrigens braucht man bei einer abschließenden Prüfung der Belichtung bei Arbeitsblende gar nicht die Blende nachzuregeln: Man kann die Korrektur auch über die Verschlusszeit machen. Nikon ging so vor bei den ersten Kameras mit Programmautomatik, wie z.B. bei der FG: Es wurde nach dem Schließen der Blende auf den von der Programmautomatik vorgegebenen Wert nochmal bei Arbeitsblende nachgemessen; die Abweichung gegenüber der vorherigen Messung bei Offenblende wurde durch Variation der Verschlusszeit auskorrigiert.

Inkonsistente Verschlusszeiten, wie von dir angesprochen, würde ich als Problemursache mehr oder weniger ausschließen. Diese schwanken bis gegen Ende der Lebensdauer des Verschlusses bei quarzgesteuerten Verschlüssen doch sicher eher marginal.

Schöne Grüße

Johannes


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RE: A-Bajonett und Belichtungskonstanz

#4 von Dennis , 30.11.2007 10:33

ZITAt (Giovanni @ 2007-11-29, 21:46) In der aktuellen c't wird die A700 getestet.[/quote]Au weia... Das ist ungefähr so zu werten, als ob im letzten Minolta Spiegel Windows Vista getestet worden wäre. Aus Erfahrung unterstelle ich der c't bei solchen fachfremden Dingen erst mal Inkompetenz.

ZITAT"Die automatische Belichtung schwankte hier und da gern einmal ein wenig - wohl ein Überbleibsel aus der Minolta-Zeit, denn die Dynaxe sahen das Thema Belichtungskonstanz auch eher locker."[/quote]Rein von der Technik her gesehen brauchte sich Minolta gewiss nicht hinter den anderen Marken zu verstecken - eher im Gegenteil. Minolta war also keinesfalls "zu blöde" um eine ordentliche Belichtungssteuerung zu bauen. Dass so ein Blödsinn in der c't steht, erstaunt mich allerdings weniger.

ZITAt (matthiaspaul @ 2007-11-30, 1:51) Die Minolta 9000 AF ist übrigens die einzige Minolta AF-Kamera, die eine echte Arbeitsblendenmessung auch mit ROM-bestückten Objektiven erlaubt und damit das Fehlen des final checks kompensiert. Alle anderen Gehäuse schalten nur dann auf Arbeitsblendenmessung um, wenn sie kein Objektiv (mit ROM) erkennen können, insofern auch keine Blende steuern können. Bei der Minolta 9000 AF passiert das auch während der Abblendung. Da man bei einer Arbeitsblendenmessung unabhängig von Einstellgenauigkeiten der Kamera oder Toleranzen in der Blendenübertragungsmechanik ist, liefert diese ggfs. genauere Werte als die Offenblendmessung.[/quote]Im Minolta-Spiegel Nr. 10 (Sep 1976) schreibt Scheibel einen langen Artikel über die Unterschiede zwischen Offenblenden- und Arbeitsblendenmessung. Das Fazit ist, dass die Offenblendenmessung genauere Ergebnisse produziert, da die gesamte Belichtungssteuerung darauf ausgelegt ist, und diverse Fehler kompensiert. Für eine genaue Arbeitsblendenmessung müsste das Messystem darauf ausgerichtet sein.

ZITAt (Giovanni @ 2007-11-30, 4:23) Die Kameras (A100 und 7D) auf M gestellt und einfach die gleiche weiße Wand mit verschiedenen Blenden-/Zeitkombinationen auf den Sensor belichtet. Es war danach völlig klar, dass bei allen meinen Objektiven die Belichtung je nach Blende unterschiedlich ist;[/quote]Das ist ja auch völlig logisch. Bei einer guten Belichtungsautomatik sollte allerdings genau das nicht vorkommen, da sie alle Fehler kompensieren sollte. Siehe beispielsweise auch hier.

ZITATNikon ging so vor bei den ersten Kameras mit Programmautomatik, wie z.B. bei der FG: Es wurde nach dem Schließen der Blende auf den von der Programmautomatik vorgegebenen Wert nochmal bei Arbeitsblende nachgemessen; die Abweichung gegenüber der vorherigen Messung bei Offenblende wurde durch Variation der Verschlusszeit auskorrigiert.[/quote]Ja, das haben sie von Minolta abgeschaut: Die XD konnte das schon 5 Jahre früher /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />


Viele Grüße,
Dennis.
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RE: A-Bajonett und Belichtungskonstanz

#5 von matthiaspaul , 30.11.2007 13:34

ZITAt (Dennis @ 2007-11-30, 10:33) ZITAt (matthiaspaul @ 2007-11-30, 1:51) Die Minolta 9000 AF ist übrigens die einzige Minolta AF-Kamera, die eine echte Arbeitsblendenmessung auch mit ROM-bestückten Objektiven erlaubt und damit das Fehlen des final checks kompensiert. Alle anderen Gehäuse schalten nur dann auf Arbeitsblendenmessung um, wenn sie kein Objektiv (mit ROM) erkennen können, insofern auch keine Blende steuern können. Bei der Minolta 9000 AF passiert das auch während der Abblendung. Da man bei einer Arbeitsblendenmessung unabhängig von Einstellgenauigkeiten der Kamera oder Toleranzen in der Blendenübertragungsmechanik ist, liefert diese ggfs. genauere Werte als die Offenblendmessung.[/quote]Im Minolta-Spiegel Nr. 10 (Sep 1976) schreibt Scheibel einen langen Artikel über die Unterschiede zwischen Offenblenden- und Arbeitsblendenmessung. Das Fazit ist, dass die Offenblendenmessung genauere Ergebnisse produziert, da die gesamte Belichtungssteuerung darauf ausgelegt ist, und diverse Fehler kompensiert. Für eine genaue Arbeitsblendenmessung müsste das Messystem darauf ausgerichtet sein.
[/quote]
Der Artikel würde mich interessieren (ich habe den Minolta-Spiegel nur aus der relativ kurzen Zeit, als ich MSC-Mitglied war). Vielleicht würden die Scheibels ja einem "Abdruck" hier im Forum zustimmen? Ansonsten, kannst Du vielleicht die Kernaussagen des Artikels wiedergeben?

Siehe auch noch: http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=121234

1976 ging es natürlich noch um mit analogen Schaltkreisen gesteuerte Film-SLRs mit SR-Bajonett. Die erste wirklich digital gesteuerte Minolta-SLR war meines Wissens die X-700. Und beim halb-elektronischen A-Bajonett der 9000 AF ist nochmal vieles anders gelöst worden. D.h. ich könnte mir vorstellen, daß ein Teil der systemimmanenten Fehlerquellen der Kameratechnik von 1976 im Jahre 1985 bereits kein Problem mehr darstellten, dafür aber neue Typen von Fehlern, die es zu beherrschen galt, eingeführt wurden. Ein paar Beispiele:

Analoge Schaltungen müssen abgeglichen werden. Bauteileigenschaften driften über Jahre und Jahrzehnte. Die Wiederholgenauigkeit ist geringer, es gibt keine zwei sich absolut "identisch" verhaltenden Kameras. Andererseits sind analoge Schaltungen oft vielfach schneller als digitale Schaltungen und sie liefern kontinuierliche Werte.
Digitale Schaltungen können sich hingegen zum Teil selbst kalibrieren und werden ansonsten in der Regel auf digitaler Ebene abgeglichen. Bauteildrift kommt zwar auch vor, hat aber in der Regel keine Auswirkungen mehr auf die Ergebnisse. Digitale Rechenalgorithmen liefern (entsprechende Implementierung vorausgesetzt) bei gleichen Eingangsgrößen stets exakt das gleiche Ergebnis, auch bei unterschiedlichen Exemplaren. Digitale Rechenwerke können praktisch beliebig genau arbeiten (entsprechende Rechenzeit oder -kraft vorausgesetzt), arbeiten aber immer mit diskretisierten Werten und liefern auch nur gestufte (wenn auch vielleicht sehr fein gestufte) Ergebnisse.

Meiner Erfahrung nach weichen die Meßwerte zwischen Offenblend- und Arbeitsblendenmessung bei der Minolta 9000 AF meist nur geringfügig voneinander ab (Granularität der Anzeigen: 1/4 EV mit PBS-90 oder EB-90, sonst 1/2 EV. Durch Benutzer indirekt ermittelbare Auflösung: irgendwo zwischen 1/8 EV und 1/4 EV. Bisher festgestellte Abweichungen zwischen Offenblend- und Arbeitsblendenmessung: Kleiner als max. +/-1/2 EV). Dabei empfand ich die von der Arbeitsblendenmessung gelieferten Werte im Vergleich zu den Werten, die der Minolta Flash Meter IV liefert, passender.

Viele Grüße,

Matthias


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RE: A-Bajonett und Belichtungskonstanz

#6 von Giovanni , 30.11.2007 15:12

ZITAt (matthiaspaul @ 2007-11-30, 1:51) Anders als bei vielen anderen Herstellern arbeiten die Minolta-Kameras nicht mit einer Datenbank typischer Fotosituationen, denen sie die aktuelle Belichtungssituation zuzuordnen versuchen, um daraus Expertenwissen über die richtige Belichtung dieser Situation zu finden, und auch nicht mit einem scharf umrissenen Wenn/Dann-Regelwerk. Stattdessen kommt sog. unscharfe Logik zum Einsatz (zumindest zu Minolta-Zeiten auf der Basis von Fuzzy Logic, es gibt aber auch andere Ansätze). Das hat Vor- und Nachteile:
Meiner Erfahrung nach (mit der Dynax 9) arbeiten die Wichtungsalgorithmen der Wabenfeldmessung in den meisten Situationen mit nahezu schlafwandlerischer Treffsicherheit und meistern damit selbst schwierige Situationen ohne manuell eingesteuerte Belichtungskorrekturen - selbst bei Motiven, bei denen man mit mittenbetonter Integralmessung stark korrigieren müßte. Andererseits birgt das natürlich auch ein gewisses Restrisiko, daß die Kamera bei "falsch erkannter" Situation sehr weit ab einer akzeptablen Belichtung liegen kann, ohne daß man das (bei einer analogen Kamera) direkt bemerkt. Das kommt allerdings erstaunlich selten vor, und mit der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür, bis wohin man der Wabenfeldmessung vertrauen kann und ab wann man dann doch besser selbst die Belichtung in die Hand nimmt.[/quote]
Nikon verwendet bei der "Matrix"-Messung und der Vorstufe dazu, der "AMP"-Messung bei der FA, das Datenbankprinzip mit Kontrastmuster-Zuordnung zu Belichtungswerten von Vergleichsaufnahmen. Manche mögen damit zufrieden gewesen sein, jedoch waren die Ergebnisse mit meiner F-801s bei Diafilm damit katastrophal. Wenn sich die Helligkeitsverteilung im Bild nur marginal ändert, springt dieses System locker um mehr als einen EV-Wert in der Belichtung bei ansonsten gleichem Motiv, z.B. wenn die Horizontlinie anders verläuft oder ein Gesicht etwas weiter aus der Mitte rückt, das vorher nocht im mittleren Segment war. Verglichen damit ist die Dynax 7 (eine andere Minolta mit Mehrfeldmessung habe ich nicht) extrem gutmütig und verträgt sich auch bestens mit Diafilm, weil sie offenbar auf die Lichter belichtet.

Wenn ich das richtig verstanden habe, überlagert Nikon bei den neuesten DSLRs (spätestens ab der D200) die aus der Datenbank gelesenen Belichtungsmuster mit einem algorithmisch ermittelten Wert, um eine ausgewogenere Belichtung zu erzielen und Grenzsituationen besser in den Griff zu bekommen. Außerdem wird mit dem RGB-Belichtungssensor auch die Objektfarbe berücksichtigt. Es war ein langer Weg dahin, aber damit dürfte nun die Matrixmessung endlich gezähmt sein. Trotzdem bleibe ich skeptisch, was die Nikon-Matrixmessung betrifft.


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RE: A-Bajonett und Belichtungskonstanz

#7 von 01af , 30.11.2007 15:38

ZITAt (Giovanni @ 30. 11. 2007, 4.23 h) Damals musste ich das 11-18 selbst nachjustieren, weil ich es zwar frisch gekauft hatte, aber vor einer Reise stand und keine 4 Wochen Wartezeit auf eine Justierung bei Sony akzeptabel waren. Es ist tatsächlich problemlos möglich, die Blendenmechanik im Objektiv zu justieren. Schließlich konnte ich beim 11-18 von Offenblende bis kurz vor der kleinsten Blende eine halbwegs konsistente, allerdings durchgängig zu niedrige, Belichtung erreichen.[/quote]
Ach? Wie genau hast du das denn gemacht? Eine kleine Justieranleitung fände ich interessant ... ich habe nämlich auch ein paar Objektive, wo die Sache offenbar nicht so genau stimmt.

Generell denke ich, die Belichtungssteuerung der Minolta-Kameras mit SR-Bajonett und der Minolta-/Konica-Minolta-/Sony-Kameras mit A-Bajonett ist ebenso gut wie die aller anderen auch, doch mit der Präzision der Blendenmechanik in den MC-/MD-/AF-Objektiven steht's wohl nicht immer zum besten.

Übrigens, die Tendenz des 11-18 mm zur knappen Belichtung liegt an der Belichtungsmessung im Sucher, die von der ungewöhnlichen Größe und Lage der Austrittspupille aus geometrischen Gründen irritiert wird. Aber eigentlich sollte sich so etwas heutzutage elektronisch kompensieren lassen ... /unknw.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="unknw.gif" />

-- Olaf


Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.


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