RE: Welche Blitzbelichtungstechniken gibt es?

#1 von thomasD , 14.10.2007 19:42

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Meßmethoden, wie die Kamera das Blitzlicht, das durch das Objektiv auf den Film respektive Sensor fällt, messen und beeinflussen kann:TTL-OTF (Through The Lens - Off The Film): Dies ist die erste automatische Blitzbelichtungsmessung. Sie wurde daher anfangs schlicht TTL-Blitzbelichtung genannt.
TTL-OTF misst während der Belichtung bei voll geöffnetem Verschluss das von der Oberfläche des analogen Filmmaterials reflektierte Licht und schaltet bei Überschreiten einer bestimmten Schwelle den leuchtenden Blitz in Echtzeit ab. Voraussetzung für das ordnungsgemäße Funktionieren der TTL-OTF Messung ist, dass ein Film eingelegt ist und dass dieser ein standardisiertes Reflexionsvermögen aufweist - das trifft auf praktische alle seit Mitte der Achtziger Jahre gefertigten (und noch unbelichteten) Kleinbildfilme zu, mit Ausnahme der Polaroid-Sofortbildfilme. Bei extremen Filmempfindlichkeiten kann es, je nach Kamera, zu mehr oder weniger starken Abweichungen kommen. TTL-OTF arbeitet bei geeigneten Gehäusen (ab der Dynax 7xi) auch drahtlos (wireless TTL flash), wobei die Blitzsynchronzeit wegen der größeren Latenzzeiten für die Übermittlung der Steuerimpulse auf 1/45s bis 1/60s beschränkt bleibt. Früher kam bei TTL-OTF eine einzige Messzelle mit mittenbetont integraler Messcharakteristik zum Einsatz, seit der Dynax 9 (1998) gibt es jedoch auch bei TTL-OTF mehrere Messzellen, die entsprechend der AF-Informationen unterschiedlich stark gewichtet werden können. P-TTL (Preflash TTL): Diese wohl erst mit der Dynax 9 explizit eingeführte Blitzmethode arbeitet mit einem schwachen Vorblitz streng definierter Leistung und wird vor der eigentlichen Belichtung bei noch heruntergeklapptem Spiegel gemessen. Anhand des Ergebnisses wird die benötigte Leistung des eigentlichen Hauptblitzes kalkuliert. Während der späteren Belichtung wird dann ein entsprechend starker Blitz abgegeben.
Bei Gehäusen, die auch TTL-OTF beherrschen (bisher nur analoge Gehäuse), werden unter bestimmten Umständen beide Verfahren kombiniert.
Die technische Voraussetzung für P-TTL wurde für die HSS-Funktion (High Speed Sync.) bereits 1993 mit der Dynax 700si und dem Program Flash 5400HS gelegt (HSS lässt naturgemäß eine TTL_OTF-Messung nicht zu).
Der Vorteil von P-TTL ist, dass auf diese Art und Weise die Messzellen für Dauerlichtmessung auch für die Blitzbelichtung herangezogen werden können, d.h. volle Multisegment-Wabenfeldmessung mit allen Schikanen wird auch bei Blitzlicht möglich. In Verbindung mit HSS wird dabei indirekt auch die lästige Beschränkung der Blitzsynchronzeit umgangen, denn die Messung des Vorblitzes ist prinzipiell unabhängig vom Verschlussablauf und wenn der Blitz HSS unterstützt (also eine vergleichsweise extrem lange Leuchtdauer bei verminderter Leitzahl), ist auch die Blitzbelichtung bei kürzeren Zeiten als der Blitzsynchronzeit möglich.
Der Nachteil von P-TTL ist der Zeitverzug zwischen Vorblitz und eigentlicher Belichtung, was zumindest bei der Dynax 7D und 5D bei Leuten mit schnellem Lidschlussreflex zu teilweise geschlossenen Augen auf den Bildern führen kann (‚lazy-eye’. Außerdem kann sich natürlich innerhalb dieser Zeitspanne die zu beleuchtende Szenerie wieder verändert haben, P-TTL bekommt davon nichts mehr mit. Nicht zuletzt können externe Blitzbelichtungsmesser oder Servo-Blitzanlagen versehentlich auf den Vorblitz statt auf den Hauptblitz einer P-TTL-Messung triggern, sofern die Geräte keine entsprechenden Impulszähler integriert haben.Frühere Analog-Kameras konnten nur TTL-OTF. Möglicherweise ab der si-Baureihe, spätestens aber seit der Dynax 9 können die analogen Modelle bis auf wenigen Ausnahmen beide Verfahren (TTL-OTF und P-TTL). Einige der ganz kleinen und späten Analog-Gehäuse wie die Dynax 3L und Dynax 30 unterstützen prinzipiell nur noch P-TTL (aus Kostengründen wurden die zusätzlichen Meßzellen für TTL-OTF wegoptimiert) und sind von daher wie die DSLRs einzuordnen: Die digitalen SLR-Gehäuse Dynax 7D, Dynax 5D, Alpha 100 und Alpha 700 ebenso wie die DiMAGE-Familie erlauben ebenfalls nur P-TTL, da das Reflexionsverhalten der Bildsensoren nach gegenwärtigen Stand der Technik keine besonders verlässliche TTL-OTF Messung möglich macht.

Kompatibel zu TTL-OTF sind grundsätzlich alle Blitze des Minolta-/Sony-AF-Systems. Zur Unterstützung von P-TTL muss der Blitz mindestens HSS-fähig ("HS" für high speed, bei Analogkameras) oder sogar ADI-kompatibel ("HS(D)" bzw. "(D)", für Digitalkameras) sein. Der interne Blitz analoger Gehäuse arbeitet immer mit TTL-OTF, bei den DSLRs unterstützt der interne Blitz hingegen ausschließlich P-TTL.

ADI (Advanced Distance Integration) ist ein weiteres Verfahren und wurde bei der Dynax 7 (analog) eingeführt. Bei den Analoggehäusen arbeiten ADI entweder mit TTL-OTF oder mit P-TTL. Bei den Digitalgehäusen ist nur die Kombination mit P-TTL möglich.
ADI basiert darauf, dass der Kamera die genaue Entfernung des Blitzes zum Hauptmotiv sowie die Blende bekannt sind, so wie man das von der klassischen Blitzbelichtung ohne Automatik her kennt. Deshalb funktioniert ADI nur in Verbindung mit Kameras und Blitzgeräten, die ADI unterstützen und nur in Verbindung mit (D)-Objektiven, die allesamt einen Entfernungsencoder integriert haben.
Weitere wichtige Voraussetzung für ADI-Blitzbetrieb ist: Die Kamera kann, auf welchem Wege auch immer, nur die Entfernung Objekt zu Kamera ermitteln, für eine korrekte Blitzbelichtung wird aber die Entfernung Blitz zu Objekt benötigt. Dies ist nur möglich, wenn der Blitz direkt auf der Kamera montiert ist, der Blitzreflektor nicht geschwenkt oder verkippt ist und sich keine Streuscheibe (bzw. andere Diffusoren) vor dem Blitz befindet.
Der Vorteil von ADI ist, dass auch Motive, die kein durchschnittliches Refelxionsverhalten aufweisen (spiegelnde, sehr dunkle oder helle Oberflächen) noch richtig belichtet werden können.

Die Meinungen, ob bei ADI-Betrieb tatsächlich noch zusätzlich P-TTL oder TTL-OTF benötigt wird (oder ob es nur Fallback ist, wenn ADI nicht geht), mit anderen Worten, ob neben der Entfernung auch noch andere motivabhängige Parameter in die ausgewogene Blitzbelichtung mit eingehen, gehen hier im Forum auseinander.

(Unvollständige Liste von) Forendiskussionen zu diesem Thema:

http://www.mi-fo.de/forum/index.php?s=&...st&p=165614
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=7249
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=9243
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=9230
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=11333
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=18712
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=14000
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?s=&...st&p=166870
http://www.sonyuserforum.de/phpBB2/viewtopic.php?t=32349 http://www.friedmanarchives.com/flash.htm
http://forums.dpreview.com/forums/readflat...essage=19029026

Unterforen zum Thema:

Blitzgeräte


Gruß, Thomas

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