RE: Fremde Menschen fotografieren?

#1 von stanmarsh ( gelöscht ) , 03.07.2005 22:04

Hallo allerseits,
ich fotografiere schon seit mehreren Jahren und bilde mir ein, das ganz OK zu machen /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />. Allerdings handelt es sich dabei durchgängig um die Fotografie von "toten" Dingen, also Architektur, Pflanzen, Landschaften etc. Bei fremden Menschen habe - und hatte es schon immer - Skrupel. Größere Menschenmassen sind kein Problem, wenn diese nicht Bildmittelpunkt sind. Es reizt mich zwar sehr oft, fremde Menschen "auf der Straße" zu fotografieren, aber ich habe einfach nicht die Traute, einfach abzudrücken bzw. vorher zu fragen. Ich versuche eigentlich auch immer, möglichst nicht als Fotograf erkannt zu werden (was mit einer SLR ziemlich schwierig ist /blum.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blum.gif" />) weil ich mir dann so beobachtet vorkomme. Ich drücke mich daher meistens im menschenleeren Wald herum...

Wie macht ihr das? Habt ihr da irgendwelche Geheimtipps? Oder bin ich einfach nur zu feige/paranoid?

(Das Beste wäre für mich wohl ein lichtstarkes 400er Tele, dann stelle ich mich in den Busch /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />)



stanmarsh

RE: Fremde Menschen fotografieren?

#2 von tschicken , 03.07.2005 22:58

Schau Dir mal diesen Link an, recht aufschlussreich, wie ich finde. Allerdings gibt es da wohl kein Rezept, kommt ganz drauf an, wie Du DIch dabei wohl fühlst. Wenn Du von Anfang an mit einem schlechten Gewissen versuchtst, ein Bild zu erhaschen, wird's wahrscheinlich am Ende nix. Natürlich kannst Du versuchen, mit einem langen Tele aus der Deckung zu schiessen. Aber was, wenn Dich einer entdeckt? Dann hast Du ziemlich Erklärungsbedarf.
Einen Tip, den ich mal irgendwo gelesen hab und der immer gut funktioniert ist das "Verschmelzen" mit der Umgebung. Das heisst, nicht gleich wild drauf losknipsen, sondern erstmal an dem Ort, an dem Du Deine Bilder machen willst etwas rumschlendern, schauen, was die Leute eben auch tun. Kannst Dich auch irgendwo nieder lassen, auf einer Bank z.B. Irgendwann bist Du Teil der Szenerie und kannst gemütlich Deine Bilder schiessen. Auch dabei solltest Du nicht zu hektisch und aufdringlich vorgehen. Ingo hatte mal 'nen guten Tip parat, nämlich nach dem Auslösen die Kamera nicht sofort die Kamera von Gesicht zu reissen und dem Objekt eine breites Siegerlächeln zuwerfen, sondern erst noch etwas weiterzielen, dann schöpft mancheiner keinen Verdacht.
Ansonsten: Immer höflich sein und lächeln. Wenn Dich einer fies anlinst, lass es lieber sein und such Dir ein anderes Motiv.

Gruss,
Paule



 
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RE: Fremde Menschen fotografieren?

#3 von ThomasSchneebeli ( gelöscht ) , 04.07.2005 03:30

Frechheit oder Legitim?

Ich empfinde es als eine Frechheit wenn mich jemand ohne mein Einverständnis fotografiert oder filmt, schon gar nicht wenn ich auf einer Wanderung oder in einer Schiessbude meine Freizeit verbringe. Auch wenn ich dies nicht ausdrücklich mitteile dass dies zu unterlassen sei. Fotografen sind ja leider für Ihr rüpelhaftes benehmen bekannt, als einzige Legitimation zu dieser Frechheit, sind diese Berufsleute die mit den Bilder ein einkommen generieren wollen. Meist werden diese Bilder aber leider nicht wahrheitsgetreu in den Zeitungen der Leserschaft offenbart und meist in einem anderen Zusammenhang veröffentlicht. Hobby-Fotografen die Leute ohne deren Einverständnis fotografieren, müssen sich nicht wundern wenn seine Kamera gelegentlich auf dem eigenen Schädel Spuren hinterlässt.
Kann sein dass manche diesen Nervenkitzel brauchen.

Ich finde Hobbyfotografen haben solche Frechheiten nicht nötig und sollten die sinnvollen Ziele verfolgen und dabei den Anstand wahren.

Deshalb immer erst fragen und dann knipsen oder wenigstens löschen falls das Einverständnis im Nachhinein nicht gegeben wurde.



ThomasSchneebeli

RE: Fremde Menschen fotografieren?

#4 von thomasD , 04.07.2005 07:30

Das Problem beim Vorherfragen: Das Bild wirkt gestellt, will man die Situation als solche festhalten. Was zum Beispiel, wenn man das Handeln auf einem Markt festhalten will: SOll ich Verkäufer und Käufer vorher fragen, und die blicken dann noch erwartungsvoll in die Linse?
Dann lieber anschließend Fragen. Mit der DSLR kann man das Ergebnis dabei gleich präsentieren - und ggf. löschen.



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RE: Fremde Menschen fotografieren?

#5 von DieterFFM , 04.07.2005 08:29

Moin,

ich agiere in solchen Situationen meistens folgendermassen:

Wie schon vorher geschrieben, etwas länger an der Location verweilen, dass es nicht mehr so auffällt wenn ich die Kamera ans Auge nehme. Ich schaue auch relativ oft durch den Sucher, sodass die anwesenden Leute sich nach einer gewissen Zeit gar nicht mehr weiter um mich kümmern.
So hoffe ich das Bild zu bekommen, das ich mir wünsche.

Sollte es dann im Kasten sein, gehe ich auf das "Opfer" zu und sage ihm/ihr, dass ich gerade ein gaaaanz tolles Foto gemacht habe, zeige das Bild auf dem Display und gebe eine Visitenkarte ab.

Dass das "Model" einen kostenlosen Abzug per Mail oder Hardkopie erhält ist für mich Ehrensache.

Ich hatte übrigens noch nie Probleme mit aufgebrachten "Opfern". Wenn die Fotos nicht diskreditierend sind freuen sich die meisten sich sogar darüber. Was ich grösstenteils zusichern musste war, dass die Bilder nicht veröffentlicht werden.

Also: Offen und freundlich auf die Menschen zugehen wirkt Wunder - Nur Mut! /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" />



DieterFFM  
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RE: Fremde Menschen fotografieren?

#6 von stanmarsh ( gelöscht ) , 04.07.2005 11:04

Danke erstmal für eure Antworten. Das mit dem hinterher Fragen und Foto auf dem Display zeigen wird bei mir schwierig, da ich keine digitale habe. Vorher Fragen ist auch schlecht, weil spontane Schnappschüsse dann praktisch ausgeschlossen sind. Bliebe dann nur noch die Möglichkeit, hinterher zu fragen mit dem Angebot, einen Abzug zuzuschicken. Könnte dann bei einem kompletten Film natürlich teuer werden /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />



stanmarsh

RE: Fremde Menschen fotografieren?

#7 von Lopi , 04.07.2005 14:40

Du mußt halt wissen was Du willst:
Entweder "Schnappschüsse", also Streetphotography", da biete ich den Leuten eigentlich nichts an weil sie es auch nicht direkt mitkriegen. Für diese Art der Fotografie bieten sich besonders Events an (Konzerte, Straßenfeste etc.), es ist einfach akzeptiert dass dort Bilder gemacht werden. Oder an touristisch geprägte Orte, wo jeder dritte mit einer Kamera rumläuft.

Oder Du sprichst Leute direkt an, ob Du ein Fotoshooting von ihnen machen darfst. So habe ich seit anfang Dezember 2004 schon über 100 Leute fotografiert. Die bekommen entweder Bilder per Email, oder (wenn es viele Bilder sind) eine Foto-CD zugeschickt. Grundsätzlich sage ich den Leuten jedoch, dass ihre Bilder nirgendwo veröffentlicht, ausgestellt, weitergegeben werden - und halte mich auch daran.

Gruss, lopi



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RE: Fremde Menschen fotografieren?

#8 von Polylux , 04.07.2005 15:30

Zitat von Lopi
Entweder "Schnappschüsse", also Streetphotography", da biete ich den Leuten eigentlich nichts an weil sie es auch nicht direkt mitkriegen. Für diese Art der Fotografie bieten sich besonders Events an (Konzerte, Straßenfeste etc.), es ist einfach akzeptiert dass dort Bilder gemacht werden. Oder an touristisch geprägte Orte, wo jeder dritte mit einer Kamera rumläuft.

Gruss, lopi


Ich war letzte Woche auf einem Konzert der Toton Hosen und hatte meine Minox 35 MB dabei. Nachdem mir die Bühne nichts neues mehr zu bieten hatte, habe ich Zuschauer fotografiert. Ein Fragen wäre hier wegen der Lautstärke und Menschenmenge gar nicht möglich gewesen.
Und auch mir stellte sich wieder die Frage "Wie ist das mit Rechten an diesen Bildern?". Ebenso wenn man Schnappschüsse auch der Straße macht? Glücklicherweise stellt sich diese Frage nicht sehr intensiv, da ich gar nicht beabsichtige sie zu veröffentlichen oder zu verkaufen. Obwohl ein Bild in der Galerie ja auch eine Veröffentlichung ist ...

Als ich in Prag war, war es auch nicht immer möglich zu fragen, da ich nicht Tschechisch spreche und einige auch kein Deutsch/Englisch.
So habe ich es von der Situation abhängig gemacht. Das ging ganz gut.

Gruß
Jörg



 
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RE: Fremde Menschen fotografieren?

#9 von Dirk ( gelöscht ) , 04.07.2005 16:39

Wenn ich Leute fotografiere, dann im Brennweitenbereich von 20 bis 70 mm. Dann bekommen sie automatisch mit, dass sie fotografiert werden.
Je nach Situation frage ich vorher - und spätestens nach der zweiten Auslösung denken sie nicht mehr daran, dass sie fotografiert werden und agieren völlig normal.
Oder ich fotografiere einfach drauf los (im Markt z.B.) und frage beim Fotografieren, ob es sie stört.

Bisher immer beste Erfahrungen gemacht, man glaubt gar nicht, wie sich die Leute freuen.

Aber alles ab so ca. 135 mm ist für mich absolut paparazzihaft.



Dirk

RE: Fremde Menschen fotografieren?

#10 von Sonnenkind ( gelöscht ) , 04.07.2005 17:47

Also heutzutage sind die meisten Leute in allen Belangen derart rücksichtslos, daß ich ein Fragen, ob man mich fotografieren dürfte, schon fast als außergewöhnliche Höflichkeit ansehen würde und sicher nichts dagegen hätte... /huh.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="huh.gif" />

Ich selbst wollte auf Kreta zwei in schwarzer Tracht gekleidete alte Bäuerinnen mit Kopftuch foten, die in einem Dorf auf einer Bank saßen. Das habe ich mit Deuten auf die Kamera verständlich gemacht! Die Reaktion war leider unmißverständlich, daß die zwei es lieber NICHT wollten, leider!
Und trotzdem habe ich mich hinterher gut gefühlt, daß ich gefragt habe, auch wenn mir mit Abstand das beste Motiv flöten ging. Ich hätte es mit der Z2 (380 mm Tele) mit Sicherheit "erzwingen" können.
Aber als Touri ein gutes Bild abgegeben ist doch auch was, oder? /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" />



Sonnenkind

RE: Fremde Menschen fotografieren?

#11 von ManuP , 07.07.2005 19:31

@Polylux: kuckst du hier, Buch über Foto- und Bildrecht.

Ich habe das Buch nocht nicht, werde es mir aber vielleicht bestellen.
Hat das schon mal jemand gelesen?

Gruß Manu



 
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RE: Fremde Menschen fotografieren?

#12 von Heringsfilet ( gelöscht ) , 15.08.2005 09:30



Heringsfilet

RE: Fremde Menschen fotografieren?

#13 von MJ. ( gelöscht ) , 15.08.2005 11:29

Henry Cartier- Bresson hatte die Devise: Erkennen - Auslösen - verduften

Bloß gut das er nie einem renitenten Herrn Scheeebeli begegnet ist der ja hier offen schon fast für Todschlag plädiert. Was wäre uns sonst entgangen.

Gruß M.



MJ.

RE: Fremde Menschen fotografieren?

#14 von S?nke Henning , 15.08.2005 16:23

Die sog. "gestellten" Personen-Fotos müssen nicht die schlechtesten sein. Oft ist der dadurch hergestellte Bezug zum Fotografen geradezu ein "Muss" - gucken die Personen weg, fehlt oft das gewisse Etwas.
Will man diesen direkten Blick nicht, so kann man trotzdem erstmal fragen, macht ein oder zwei Fotos, geht dann in eine andere Richtung und macht dann auf dem Rückweg das "goldene" Foto. Das Einverständnis hat man ja bereits und die Aufmerksamkeit für den Fotografen i.d.R. längst Gleichgültigkeit gewichen. Wer ein paar Brocken in der Landessprache beherrscht, kann seine "Models" auch bitten einfach fortzufahren in ihrer Tätigkeit. Den Unterschied sieht man m.E. nicht - ich habe diese Erfahrung häufig gemacht.
Tipp für Georgien-Reisende: ein einfaches "Schejleba?" (Ist es möglich?) mit Verweis auf die Kamera reicht schon aus. Drei Viertel der befragten Personen willigten ein; manche hab ich sogar richtig glücklich gemacht mit dem Fotografieren. Man lernt übrigens schnell die Leute kennen - eigentlich doch das Schönste, was einem beim Reisen passieren kann.
Also, habt Mut und traut euch! Fragen kostet nix.

HGvH



S?nke Henning  
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RE: Fremde Menschen fotografieren?

#15 von Perlerich , 15.08.2005 17:30

Zitat von ManuP
@Polylux: kuckst du hier, Buch über Foto- und Bildrecht.

Ich habe das Buch nocht nicht, werde es mir aber vielleicht bestellen.
Hat das schon mal jemand gelesen?

Gruß Manu


Also, hier ist das, was mir darüber bekannt ist:
Jede Person hat ein Recht auf das eigene Bild, d.h. wer eine einzelne Personen fotografiert, die den Mittelpunkt des Bildes ausmacht, muss das Einverständnis dieser Person haben (sprich: nachweisbar! haben). Darüber hinaus hat diese Person dann Ansprüche bei der Verwertung des Bildes. Da sehe ich natürlich auch eine Grauzone, die die Juristen in Brot und Arbeit hält, denn wann ist eine Person der Mittelpunkt des Bildes? Und was, wenn ich mit dem 20mm einen öffentlichen Platz aufnehme, auf dem vielleicht hunderte von Personen zu sehen sind, eine vielleicht etwas größer als eine andere? Das Recht ist hier zusätzlich noch von Land zu Land verschieden. Was also, wenn ich (Deutscher), auf meinem Italienurlaub eine (n) AmerikanerIN (also nicht Eu! ablichte und das Bild dann gewinnbringend in einer Zeitung veröffentliche? Welches Recht gilt denn hier? Auch mit solchen Sachen verdienen Juristen ihr Brot.

Dies gilt nicht für Personen des öffentlichen Lebens in Ausübung ihrer Stellung: Also, wer den Bundeskanzler auf einer Pressekonferenz ablichtet kann m.E. das Bild auch machen und verwerten. Jüngst wurde aber ein Fall bekannt, dass ein sog. Paparazzi Fotos einer bekannten Person des Adels in privater Umgebung ohne die Kenntnis dieser Person gemacht hat. Da gab es ein EuGH-Urteil, dass dies nicht statthaft ist- verbunden mit horrenden Schadenersatzansprüchen.

Damit ich mich nicht in dieser Gefahr ausetze, hole ich mir vorher immer das Einverständnis der Person ein, die ich ablichten möchte. Es ist zwar manchmal hinderlich aber es vermeidet von vorne herein Probleme, die ich nicht haben will.

Gruß,

Dirk



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