RE: Metall-Lamellenverschlüsse bei Minolta-Kameras

#16 von rsorgner , 27.01.2005 20:47

@DennisZITAT... Allerdings ist der Artikel nicht korrekt in Bezug auf den Verschluss der Nikon F: Der dort verwendete Titanfolienverschluss wurde nämlich von den RF-Modellen des Hauses übernommen, ...[/quote]
... wow, Autor des Artikels ist Alexander Decker - Einen so gravierenden Fehler in einer Fachzeitung aufzudecken, sollte eigentlich wert sein, den Chefredakteur zu kontaktieren: hillebrand@photodeal.de

Wenn man lange genug sucht, findet man sogar genug:

ZITATTechnische Information - Verschlußsysteme

Der Verschluß hat die Aufgabe, den Film für eine bestimmte und immer wieder genau reproduzierbare Zeit zur Belichtung freizugeben. In der Frühzeit der Fotografie geschah das durch Ab- und Aufsetzen des Objektivdeckels, benötigten die damaligen Platten doch eine Belichtungszeit von mindestens mehreren Minuten. In den folgenden Jahren wurden die Fotoplatten immer empfindlicher, man erreichte den Sekundenbereich, und gegen Ende des vorigen Jahrhunderts kam man in den Bereich der Sekundenbruchteile. Das war natürlich mit dem Objektivdeckel nicht mehr steuerbar.

Anfang dieses Jahrhunderts erschienen die ersten Verschlüsse für Fotokameras. Es waren Zentralverschlüsse, die häufigste Bauart eines Kameraverschlusses, bei dem kurvenförmige Metallmembranen (die Verschlußlamellen) die Verschlußöffnung bedecken. Bei der Auslösung werden diese Lamellen durch Federzug um starre Drehpunkte geschwenkt, so daß sie die Öffnung von der Mitte her beginnend freigeben. Zentralverschlüsse öffnen sich bei jeder Verschlußzeit über ihre gesamte Fläche und sind dadurch bei jeder Verschlußzeit synchronisierbar. Aufgrund der Masseträgheit sind Verschlußzeiten jedoch nur bis maximal 1/1000 Sek. möglich.

Ein weiterer Nachteil für die Verwendung in Systemkameras mit Wechselobjektiven ist die Notwendigkeit, den Verschluß in das Objektiv einzubauen. Dadurch ist man in Bezug auf die Lichtstärke des Objektives, sprich größter Öffnungsdurchmesser, begrenzt, und hat man beispielsweise fünf Wechselobjektive, hat man auch fünf Verschlüsse mitbezahlt.

Eine Weiterentwicklung des Zentralverschlusses, der heute hauptsächlich in Mittel- und Großformatobjektiven eingesetzt wird, findet sich in der AF-Sucherkamera, wobei die Verschlußlamellen sich nicht immer ganz öffnen und so gleichzeitig eine Funktion als Blendenlamellen mit übernehmen.

Bei den Nikon SLR-Kameras wird ausnahmslos ein Schlitzverschluß ins Kameragehäuse integriert. Im wesentlichen besteht dieser Verschluß entweder aus zwei Rollos aus gummiertem Tuch (Nikon I, S, M) oder speziell bei Nikon aus Titaniumfolie (SP, F - F3). Ab der Nikkormat-Baureihe verwendet man anstatt der Rollos durch Gelenke miteinander verbundene Metallstreifen (Lamellen), die deutlich weniger Platz im Gehäuse benötigen als Rolloverschlüsse. 

Zur Belichtung laufen diese Rollos oder Lamellen mit einer festen Geschwindigkeit vor der Filmebene vorbei. Die Belichtungszeit wird durch die Schlitzbreite zwischen den Rollos bestimmt. Eine kurze Belichtungszeit bedeutet einen schmalen Schlitz von nur wenigen Millimetern, je länger die Belichtungszeit, desto größer der Schlitz. Die Belichtung findet sozusagen streifenweise statt. 

Bei der F3 z.B. benötigt ein Rollo ca. 10 ms (1/100 Sek.), um von einem Ende zum anderen zu laufen. Bei einer Belichtungszeit von 1/2000 Sek. ist der Schlitz knapp zwei Millimeter breit. Jeder Quadratmillimeter des Filmformats wird in 1/100 Sek. von Anfang bis Ende 0,5 ms (1/2000 Sek.) belichtet. Bei der Nikon F läuft der Verschluß mit einer Geschwindigkeit von fast 11 km/h über die 36 mm des Bildfensters. Zu ihrer Zeit eine imponierende Leistung, wenn man bedenkt, daß sich die Bewegungsabfolge vom Ruhezustand über Beschleunigung und Abbremsen bis zum erneutem Ruhezustand auf nicht einmal vier Zentimetern abspielt. Bei der FE2 dagegen jagen die Lamellen mit mehr als 28 km/h senkrecht über die kürzere Strecke von 24 mm von oben nach unten. Das Bestreben der Konstrukteure, die Ablaufgeschwindigkeit des Verschlusses zu erhöhen, hat mehrere Gründe. 

1. Die Synchronzeit
Moderne Elektronenblitzgeräte, von Studioblitzanlagen einmal abgesehen, kommen selbst bei voller Leistung bloß auf eine maximale Leuchtzeit von ca. 1/1000 Sek. Der Blitz kann bei einem Schlitzverschluß also nur dann gezündet werden, wenn das erste Rollo bereits am Ende angekommen ist und sich das zweite Rollo noch in Wartestellung befindet. Bei der Nikon F z.B. benötigt das Rollo dazu 12 ms. Rechnet man dazu 0,5 ms Toleranz und 1 ms Blitzdauer, ergeben sich ca. 14 ms zwischen Anfang der Belichtung und frühestmöglichem Startzeitpunkt des zweiten Verschlußvorhangs. Daher muß die kürzeste X-Synchronzeit länger als 14 ms sein. Bei 1/60 Sek. (entsprechend 16,6 ms) ist das der Fall. Wie präzise der Verschluß bei 1/250 Sek. (4 ms) Synchronzeit arbeiten muß, kann man sich leicht vorstellen.

2. Schlitzbreite
Bei der Belichtung findet an den beiden Rollokanten eine Beugung des Lichtes statt, die, genau wie an den Blendenlamellen im Objektiv, eine Unschärfe bewirken kann. Je schmaler der Schlitz ist, desto größer der Anteil der Beugungsunschärfe. Bei der FE2 ist bei 1/4000 Sek. Belichtungszeit der Rolloschlitz ca. 2 mm breit und die Beugungsunschärfe noch in einem tolerierbaren Rahmen. Würde der Schlitz bei einer F für eine Belichtungszeit von 1/4000 Sek. verkleinert, dürfte dieser nur 0,75 mm breit sein. Der Anteil der Beugungsunschärfe wäre so hoch, daß das Negativ trotz der kurzen Belichtungszeit unscharf ausfiele.

3. Bildverzerrung
Fotografiert man ein bewegtes Objekt, legt dieses während des Verschlußablaufs eine gewisse Geschwindigkeit zurück. Ein Beispiel: ein Motorrad fährt mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h. Wird es von einem seitlichen Standpunkt aus mit einer Nikon F und 1/1000 Sek. Belichtungszeit aufgenommen, legt das Motorrad während der 12 ms Verschlußablauf eine Strecke von gut 30 cm zurück. Nicht viel auf den ersten Blick. Richtig, in der normalen Fotografie kommt dieser Faktor auch kaum zum Tragen. Doch in gewissen Situationen, beispielsweise einem fliegenden Fußball, der mit einem extremen Teleobjektiv aufgenommen wird, kann sich dieser Effekt schon bemerkbar machen. Bewegungen gegen die Ablaufrichtung des Verschlusses ergeben eine Stauchung, Bewegungen mit dem Verschlußablauf eine Dehnung des Motivs.

Was bringt uns nun die Zukunft im Verschlußbau? Noch höhere Verschlußgeschwindigkeiten als die von Minoltas Spitzenkameras erzielte 1/12000 Sek. scheinen mit mechanischen Verschlüssen kaum mehr erreichbar zu sein. Eine denkbare Lösung könnten elektronische Verschlüsse auf LCD-Basis bieten, jedenfalls dürfte man nicht nur bei Nikon an dieser Technik arbeiten. Bei einem solchen Verschluß tritt eine Flüssigkristall-Platte an die Stelle der Rollos, die bei Ansteuerung im Bruchteil einer Sekunde den Film zur Belichtung freigibt bzw. sperrt.[/quote]
Quelle: diese Nikon Seite



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RE: Metall-Lamellenverschlüsse bei Minolta-Kameras

#17 von derrektor , 24.06.2008 12:54

ZITAT... wow, Autor des Artikels ist Alexander Decker - Einen so gravierenden Fehler in einer Fachzeitung aufzudecken, sollte eigentlich wert sein, den Chefredakteur zu kontaktieren: hillebrand@photodeal.de[/quote]

Aber um Gottes Willen, wenn man lange genug sucht, findet man sogar genug Beweise, daß die meisten ehrwürdig klingen wollenden Titel und vor allem Doktor-Grade, mit welchen sich vornehmlich Trägerinnen und Träger hoheitlicher Gewalt schmücken, nichts als Schwindel sind ;-)
Gilt für Österreich wie für Deutschland, wohlgemerkt.

Unter diesem Aspekt eine schlampig formulierte bzw. inhaltlich tatsächlich unrichtige Passage in einem Artikel in einer für das Gemeinwohl doch recht unwichtigen Publikation zu rügen, halte ich für völlig entbehrlich.
LG Lex


[EDIT: Zitat repariert durch Moderator.]


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RE: Metall-Lamellenverschlüsse bei Minolta-Kameras

#18 von Giovanni , 24.06.2008 13:46

QUOTE (rsorgner @ 2005-01-26, 22:17) Metallamellenverschlüsse[/quote]
Frage in diesem Zusammenhang: Gibt's eigentlich Statistiken über die Haltbarkeit und die Lebensdauer der unterschiedlichen Verschlüsse?

Rein "aus dem Gefühl" habe ich kaum Vertrauen in die Tuch-Schlitzverschlüsse, wie sie Minolta bei der XG- und X-Serie verwendet hat. Natürlich haben bei den häufigen Ausfällen auch Kondensatorprobleme eine Rolle gespielt.

Übrigens teile ich die Meinung nicht, dass diese wohl eingeführt worden seien, weil sie in Malaysia einfacher zu produzieren sind. Erstens dürften Verschlüsse sowieso meist in einem separaten Werk gebaut werden und nicht im Kamera-Montagewerk. Zweitens bezweifle ich, ob bei Einführung der XG-Serie die Produktionsverlagerung nach Malaysia schon geplant war. Es war wohl einfach damals die billigere Lösung.

Ciao

Johannes


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RE: Metall-Lamellenverschlüsse bei Minolta-Kameras

#19 von derrektor , 24.06.2008 14:13

ZITAt (Giovanni @ 2008-06-24, 12:46) Rein "aus dem Gefühl" habe ich kaum Vertrauen in die Tuch-Schlitzverschlüsse, wie sie Minolta bei der XG- und X-Serie verwendet hat. Natürlich haben bei den häufigen Ausfällen auch Kondensatorprobleme eine Rolle gespielt.[/quote]

Mit dem Gefühl kannst Du nicht ganz danebenliegen.
Nach meiner Beobachtung ist bei so gut wie jedem Hersteller von Spiegelreflexen ab ca. 1980 die Verwendung von Tuchschlitzverschlüssen (in einem von Plastikzahnrädern dominierten Mechanismus) ein Indiz für eine gewisse grobe Fahrlässigkeit gegenüber dem Kunden.
Ausgenommen hiervon ist sicher Olympus, da die ihre Verschlußeinheit vom Material immer noch konventionell bauten.

LG Lex


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RE: Metall-Lamellenverschlüsse bei Minolta-Kameras

#20 von Neki , 24.06.2008 20:53

QUOTE (Lex_Kandersfeld @ 2008-06-24, 13:13) QUOTE (Giovanni @ 2008-06-24, 12:46) Rein "aus dem Gefühl" habe ich kaum Vertrauen in die Tuch-Schlitzverschlüsse, wie sie Minolta bei der XG- und X-Serie verwendet hat. Natürlich haben bei den häufigen Ausfällen auch Kondensatorprobleme eine Rolle gespielt.[/quote]

Mit dem Gefühl kannst Du nicht ganz danebenliegen.
Nach meiner Beobachtung ist bei so gut wie jedem Hersteller von Spiegelreflexen ab ca. 1980 die Verwendung von Tuchschlitzverschlüssen (in einem von Plastikzahnrädern dominierten Mechanismus) ein Indiz für eine gewisse grobe Fahrlässigkeit gegenüber dem Kunden.
Ausgenommen hiervon ist sicher Olympus, da die ihre Verschlußeinheit vom Material immer noch konventionell bauten.

LG Lex
[/quote]
Hm, "grobe Fahrlässigkeit gegenüber den Kunden" finde ich schon etwas hart. Ich habe jedenfalls nicht von ungewöhnlich häufigen Verschlussausfällen bei den angesprochenen Modellreihen gehört.
Und ausserdem: Grundsätzlich schlecht muss ein Tuchverschluss wohl nicht sein (mW. setzte zB. Leica bei den analogen M-Kameras immer Tuchverschlüsse ein - bei den). Kann es vielleicht sein, dass Tuchverschlüsse einfach nicht so schnell sind, und daher bei den Topmodellen Lamellenverschlüsse vorgezogen wurden? Natürlich können Kosten eine zusätzliche Rolle spielen, aber vielleicht war es ja bei Kameras, die eh nur 1/1000sec schaffen gar nicht nötig, einen teureren/aufwändigeren Verschluss zu verbauen?

Grüße
Neki.


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RE: Metall-Lamellenverschlüsse bei Minolta-Kameras

#21 von derrektor , 24.06.2008 23:13

ZITAt (Neki @ 2008-06-24, 19:53) Und ausserdem: Grundsätzlich schlecht muss ein Tuchverschluss wohl nicht sein (mW. setzte zB. Leica bei den analogen M-Kameras immer Tuchverschlüsse ein - bei den). Kann es vielleicht sein, dass Tuchverschlüsse einfach nicht so schnell sind, und daher bei den Topmodellen Lamellenverschlüsse vorgezogen wurden? Natürlich können Kosten eine zusätzliche Rolle spielen, aber vielleicht war es ja bei Kameras, die eh nur 1/1000sec schaffen gar nicht nötig, einen teureren/aufwändigeren Verschluss zu verbauen?[/quote]
Hallo Neki, um es präziser zu formulieren:
Ich habe bei wahrlich vielen Spiegelreflexen beobachtet, daß Tuchschlitzverschlüsse, die in einem von Plastikzahnrädern dominierten Mechanismus eingebettet sind, öfter Probleme bereiten, als Metall-Lamellenschlitzverschlüsse, welche in einem von Plastikzahnrädern dominierten Mechanismus eingebettet sind.
Eine Kausalität kenne ich nicht (und behaupte ich auch nicht zu kennen), aber aufgrund der Häufigkeit denke ich, daß es mehr ist als eine bloße Scheinkorrelation.

Leica-Modelle waren konkludent auch gemeint, indem ich geschrieben habe:
"Ausgenommen hiervon ist sicher Olympus, da die ihre Verschlußeinheit vom Material immer noch konventionell bauten."

Ich habe keineswegs Einwände gegen die Kombination Tuchschlitzverschluß plus Metallzahnräder, das schien und scheint aber schlicht und einfach von der Fertigung seinen deutlich höheren Preis (gehabt) zu haben, welchen der Knipser in den 1980er Jahren nicht mehr aufzubringen bereit war.
LG Lex


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