RE: Was der Antishake leisten kann

#1 von 01af , 02.11.2005 22:31

Immer wieder wird gefragt, wie gut der gehäuseintegrierte Bildstabilisator "Anti-Shake" der Konica-Minolta Dynax 7D (und 5D) eigentlich ist. Dazu gibt's allerlei Aussagen und Behauptungen. Die Bedienungsanleitung der Dynax 7D läßt sich nicht herab, eine konkrete quantitative Aussage über die Effektivität des AS zu treffen ... doch die einhellige Ansicht in Fachkreisen geht dahin, daß es wohl etwa zwei bis drei Zeitstufen sein dürften. Das heißt, wer aufgrund von Brennweite, Abbildungsmaßstab und persönlichem Zitterfaktor beispielsweise mit 1/60 s eine Aufnahme mit gerade noch akzeptabler Schärfe hinbekommt, erhält mit aktiviertem AS unter denselben Umständen in etwa die gleiche Schärfe bei 1/15 bis 1/8 s. Damit kann man schon etwas anfangen.

Besonders von Anhängern der optischen Bildstabilisatoren kommt oft der Einwand, daß ein gehäuseintegrierter Bildstabilisator zwar eine schöne Sache sei, aber gerade mit langen Brennweiten prinzipbedingt am wenigsten effektiv wäre. Denn je länger die Brennweite und je größer die Abbildung, desto längere Wege müsse der stabilisierte Sensor zum Ausgleich der Wackelbewegungen zurücklegen und desto eher stoße er dabei an seine Grenzen, sowohl hinsichtlich der Geschwindigkeit als auch der Strecke, um die er sich maximal bewegen kann. Das heißt, ein gehäuseintegrierter Bildstabilisator nütze im Gegensatz zum optischen dann am wenigsten, wenn man ihn am nötigsten braucht: bei langen und längsten Brennweiten nämlich.

Hier habe ich nun ein ganz praktisches Anwendungsbeispiel, welches solchen Unkenrufern ein für allemal den Wind aus den Segeln nehmen dürfte. Man schaue sich einmal folgende Freihand-Aufnahme an:

http://www.ulrix.de/pool/as.jpg' target='_blank

Dieses Bild entstand heute abend, Mi. 2. 11. 2005, 20.22 h MEZ, mit einer Dynax 7D und dem AF Apo 1:4,5-6,7/100-400 mm bei längster Brennweite, voller Öffnung und aktiviertem Anti-Shake aus freier Hand. Es war stockdunkel; die Szenerie wurde ausschließlich von der Leuchtreklame und dem spärlich beleuchteten Innenraum erhellt. Die Belichtungszeit bei ISO 3200/36° betrug 1/15 s ... und das Bild ist blitzscharf! Die Aufnahmeentfernung betrug etwa 100 - 120 m. Man beachte die zwei 100-%-Ausschnitte: insbesondere an der Leuchtreklame und am Kühlergrill des Ford Focus C-Max ist die Schärfe gut zu erkennen.

Nach landläufig bekannter Faustregel soll man bei Freihand-Aufnahmen mit Kleinbildkameras eine Belichtungszeit nicht überschreiten, die in Sekunden dem Reziprokwert der Brennweite in Millimetern entspricht. 400 mm an der Dynax 7D entsprechen 600 mm an einer Kleinbildkamera, und so hätte ich gemäß dieser Regel höchstens 1/600 s belichten dürfen ... oder sagen wir großzügig 1/500 s. Ich bin aber mit 1/15 s zurechtgekommen. Das heißt, der gehäuseintegrierte Bildstabilisator hat mir fünf volle Zeitstufen Reserve verschafft! Und das bei 600 mm Kleinbildäquivalent! Von wegen AS funktioniert nicht gut mit langen Brennweiten! Natürlich habe ich mich besonders auf eine feste Standposition, eine kontrollierte Atmung und eine sanfte Auslösung konzentriert. Aber ich stand frei, ohne Anlehnen oder Auflegen.

Das Foto wurde nachträglich mittels Gradationskurven in den Schatten aufgehellt, damit die Bildschärfe in den dunklen Partien besser zur Geltung kommt. Dies verstärkt zwar das ohnehin schon starke Rauschen (ISO 3200/36°!, aber egal -- es geht hier um die Schärfe, nicht um das Rauschen. Außerdem habe ich noch die beiden 100-%-Ausschnitte einkopiert. Es fand keinerlei Nachschärfung oder Rauschunterdrückung statt! Die JPEG-Kompression hat allerdings einen Teil des Rauschens gnädig glattgebügelt.

Also, ich bin von der Leistungsfähigkeit des Anti-Shake sehr beeindruckt! Daß man Straßenszenen in stockdunkler Nacht aus freier Hand mit 600 mm Kleinbildäquivalent bei Blende 6,7 aus freier Hand aufnehmen kann, hätte ich ihm bei allem markenloyalen Wohlwollen vorher nicht zugetraut.

-- Olaf



01af  
01af
Beiträge: 2.871
Registriert am: 05.03.2005


RE: Was der Antishake leisten kann

#2 von Big_Lindi , 02.11.2005 22:47

Hallo Olaf,
das ist ein schönes Beispiel für die Leistungsfähigkeit des AS. Allerdings habe ich den Eindruck, dass diese Funktionalität leider nicht immer reproduzierbar ist. In vielen Situationen - meistens natürlich wenns wirklich darauf ankommt - war ich schon öftere Male sehr enttäuscht und habe auch im direkten Vergleich zu "ohne AS" wirklich keinen Unterschied gemerkt. Und in anderen Situationen wirklich genial. Ich habe leider noch nicht rausgefunden, an was das liegen könnte. Alle Situationen waren von den Belichtungsverhältnissen etc. sehr ähnlich. Gerade in dem von Dir angesprochenen Telebereich hab ich mit Belichtungszeiten von 1/10 - 1/15 sec. schon oftmals keinerlei Effekt bemerken können. Und de AS war eingeschaltet B) .

Da würden mich auch andere Erfahrungen interessieren.


Gruß Tobias



Big_Lindi  
Big_Lindi
Beiträge: 1.085
Registriert am: 12.08.2004


RE: Was der Antishake leisten kann

#3 von 01af , 02.11.2005 22:54

Tobias, ein wichtiger Punkt ist die Frage, ob man zu einem ganz bestimmten Sekundenbruchteil auslösen muß, oder man bei der Wahl des Auslösezeitpunktes frei ist (wie in meinem Testfall). Wenn man zu einem von außen diktierten Zeitpunkt auslösen muß, dann nützt der AS nicht mehr so furchtbar viel, weil man dann lange nicht so ruhig auslösen kann wie bei freier Wahl des Zeitpunktes.

Generell empfiehlt es sich bei solchen Extremfällen wie in meinem Test, mehrere Aufnahmen zu machen. Oft fallen sie unterschiedlich scharf aus, je nachdem, wie gut man die sanfte Auslösung jeweils hinbekommen hat. Etwas Übung seitens des Fotografen ist da auch hilfreich -- sanftes, ruckfreies Auslösen kann man trainieren, wie z. B. jeder Sportschütze weiß.

Bei meinem Test war allerdings gleich der erste Versuch ein Volltreffer (und das, obwohl ich kein besonders trainierter Sportschütze bin).

-- Olaf



01af  
01af
Beiträge: 2.871
Registriert am: 05.03.2005


RE: Was der Antishake leisten kann

#4 von korfri ( gelöscht ) , 02.11.2005 23:49

Ich meine, man muß dem Antishake auch Zeit zur Abstimmung lassen.

Wenn man auf den Auslöser drückt, erst dann wird die Schwingungsfrequenz bestimmt und begonnen den Chip im Gegentakt zu schütteln. Ich habe ihm daher immer ca. 1 Sek Ziet gelassen, quasi zwischen dem automatischen Fokussieren und dem Auslösen.

Probiert es selber aus!



korfri

RE: Was der Antishake leisten kann

#5 von archisch , 02.11.2005 23:52

Zitat von 01af
Generell empfiehlt es sich bei solchen Extremfällen wie in meinem Test, mehrere Aufnahmen zu machen. Oft fallen sie unterschiedlich scharf aus, je nachdem, wie gut man die sanfte Auslösung jeweils hinbekommen hat.


Genau! Ich stelle meist auf Serienbild um und schieße dann 2-3 Fotos mit einem Auslöser. Eines ist dann mit Sicherheit scharf.



 
archisch
Beiträge: 349
Registriert am: 29.11.2004


RE: Was der Antishake leisten kann

#6 von steffens , 03.11.2005 00:13

Kann man dann eigtl. generell sagen, dass Aufnahmen bis zu 1/15 scharf werden (bzw. bis zu einem bestimmten individuellen Wert) ? Egal mit welcher Brennweite?

Also, dass man nicht 2-3 Blendenstufen gewinnt, sondern halt bis zu dem bestimmten Wert?



 
steffens
Beiträge: 863
Registriert am: 08.05.2003


RE: Was der Antishake leisten kann

#7 von Ray9 , 03.11.2005 01:06

"Anti-Shake" wozu? braucht doch keiner wirklich ;-)) dafür ist das rauschen genial /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />

Gruß Ray



Ray9  
Ray9
Beiträge: 79
Registriert am: 24.11.2004


RE: Was der Antishake leisten kann

#8 von Dennis , 03.11.2005 02:29

Zitat von steffens
Kann man dann eigtl. generell sagen, dass Aufnahmen bis zu 1/15 scharf werden (bzw. bis zu einem bestimmten individuellen Wert) ? Egal mit welcher Brennweite?

Also, dass man nicht 2-3 Blendenstufen gewinnt, sondern halt bis zu dem bestimmten Wert?


Nein, denn 1/15s ist eine Zeit, die Du mit sehr kurzen Brennweiten eventuell schon ohne AS noch gut hinbekommst. Durch die Pixelstruktur des Sensors läßt sich -im Gegensatz zum Film- die Verwackelungsgrenze exakt bestimmen. Surch das 'Demosaicing' darf eine Kontur über zwei Pixel verwischen, bevor sie im späteren interpolierten Bild unscharf wirkt. Und das innerhalb der gewählten Verschlusszeit. Weiterhin bleibt der 'Datterich' konstant, also die Zitterbewegung in mm pro Sekunde, zB. Und jetzt kommt die Brennweite ins Spiel: Je enger der vom Obejktiv (und vom Chip) erfasste Bildwinkel ist, desto mehr wirkt sich die Bewegung der Hand aus. Während also bei 'gefühlten' 600mm der AS wohl schon ganz schön rödeln muß, damit er die auftretenden Verwackelungen bei 1/15s noch in den Griff bekommt, würde er bei zB 20mm eine recht ruhige Kugel schieben.



Dennis  
Dennis
Beiträge: 5.313
Registriert am: 17.11.2004


RE: Was der Antishake leisten kann

#9 von Dennis , 03.11.2005 02:35

Zitat von 01af
Das heißt, der gehäuseintegrierte Bildstabilisator hat mir fünf volle Zeitstufen Reserve verschafft!


Das könnte man jetzt aber erst einwandfrei sagen, wenn Du auch Vergleichsaufnahmen mit 1/125s ohne AS hättest. Wie Du ja beschrieben hast, hast Du sehr auf eine ruhige Auslösung hingearbeitet. Unter solchen Bedingungen kann die 'übliche' Freihandgrenze deutlich unterschritten werden, je nach Konstitution. Das heißt, Du könntest auch in dem Moment ein so ruhiges Händchen gehabt haben, daß Du die Aufnahme auch mit 1/125s ohne AS so hinbekommen hättest. Und dann wären wir wieder bei 3 Zeitstufen. Logischerweise wäre bei dem Motiv bei 1/125s wohl nichts mehr zu sehen gewesen, deshalb müsste man eine quantitative Untersuchung wohl eher tagsüber machen. Aber insgesamt ist das natürlich schon eine beachtliche Leistung.



Dennis  
Dennis
Beiträge: 5.313
Registriert am: 17.11.2004


RE: Was der Antishake leisten kann

#10 von Michael H , 03.11.2005 06:45

Zitat von korfri
Wenn man auf den Auslöser drückt, erst dann wird die Schwingungsfrequenz bestimmt und begonnen den Chip im Gegentakt zu schütteln. Ich habe ihm daher immer ca. 1 Sek Ziet gelassen, quasi zwischen dem automatischen Fokussieren und dem Auslösen.


Das ist nicht korrekt. Der AS bewegt den Chip erst, wenn man tatsächlich auslöst. Man hört das deutlich. Die 1 Sekunde vorher den Auslöser anzudrücken hilft dem AS gar nichts. Und die Verwackelung gemessen wird auch ohne Andrücken, solange der Power-Save noch nicht einsetzt. Siehe Verwackelungsindikator.

Was du vielleicht beobachtet hast, ist daß du selbst weniger wackelst, wenn du dich stärker auf das Auslösen konzentrierst.



Michael H  
Michael H
Beiträge: 2.167
Registriert am: 28.03.2005


RE: Was der Antishake leisten kann

#11 von Ernst-Dieter aus Apelern , 03.11.2005 07:30

Ich werde den AS an meiner vor der Tür stehenden 5D genau prüfen. Ich sehe Ihn als Bonbon, welches Andere nicht haben. Man kann ich natürlich ein Objektiv nit IS kaufen,aber diese Objektive sind sündhaft teuer. Ich finde den "zuschaltbaren Allradantrieb" jedenfalls genial und von hohen Nutzen. Daß nun ein wenig Rauschen bei
fast Nachtaufnahmen ohne Stativ auftritt ist doch logisch, arbeitet mal bei Finsterkeit mit einem Stativ! Für perfekte Nachtaufnahmen ist natürlich ein Stativ unerlässlich und bei Belichtungszeiten von > 1 Sekunde würde ich den AS eh ausschalten. Die Domäne des AS liegt ganz klar im available Light Bereich,welcher in dieser Jahreszeit schon ab 16-17
Uhr auftritt.
Ernst-Dieter



Ernst-Dieter aus Apelern  
Ernst-Dieter aus Apelern
Beiträge: 2.613
Registriert am: 31.12.2003


RE: Was der Antishake leisten kann

#12 von Big_Lindi , 03.11.2005 08:43

@Olaf
ZITATTobias, ein wichtiger Punkt ist die Frage, ob man zu einem ganz bestimmten Sekundenbruchteil auslösen muß, oder man bei der Wahl des Auslösezeitpunktes frei ist (wie in meinem Testfall). Wenn man zu einem von außen diktierten Zeitpunkt auslösen muß, dann nützt der AS nicht mehr so furchtbar viel, weil man dann lange nicht so ruhig auslösen kann wie bei freier Wahl des Zeitpunktes.[/quote]

Das ist sicherlich ganz entscheidend. Man ist ja auch bei beweglichen Motiven zunächst verleitet, sich auf den AS zu verlassen. Da ist dann halt der Hintergrund scharf, aber das Motiv ist selbstverständlich bei solchen Belichtungszeiten unscharf durch die Bewegung. Aber auch bei "ruhigen" Aufnahmen hab ich gerade im Telebereich Probleme.

@archisch
ZITATIch stelle meist auf Serienbild um und schieße dann 2-3 Fotos mit einem Auslöser. Eines ist dann mit Sicherheit scharf.[/quote]

Das werd ich mal ausprobieren. Platz genug auf der Karte hab ich ja /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" />

@steffens
ZITATKann man dann eigtl. generell sagen, dass Aufnahmen bis zu 1/15 scharf werden (bzw. bis zu einem bestimmten individuellen Wert) ? Egal mit welcher Brennweite?

Also, dass man nicht 2-3 Blendenstufen gewinnt, sondern halt bis zu dem bestimmten Wert?[/quote]

Also bei kürzeren Brennweiten hast Du deutlich mehr Spielraum auch bei längeren Belichtungszeiten. Ich hatte das mal ganz am Anfang bis ins Extrem getestet. Da hatte ich bei ca. 50-80 mm Brennweite auch noch eine Sekunde Belichtungszeit. Die sind dann vielleicht nicht knackscharf, aber deutlich besser als ohne AS. Von dem her, hat man schon eher unabhängig von der Brennweite einen Gewinn von ein paar Blendenstufen. Aber wie gesagt, meine Erfahrung ist im Telebereich nicht so überzeugend wie bei kürzeren Brennweiten.


Tobias



Big_Lindi  
Big_Lindi
Beiträge: 1.085
Registriert am: 12.08.2004


RE: Was der Antishake leisten kann

#13 von 01af , 03.11.2005 12:38

Zitat von Dennis

Zitat von "01af @ 2.11.2005 - 22:31 h
Das heißt, der gehäuseintegrierte Bildstabilisator hat mir fünf volle Zeitstufen Reserve verschafft!


Das könnte man jetzt aber erst einwandfrei sagen, wenn Du auch Vergleichsaufnahmen mit 1/125s ohne AS hättest.



Stimmt, meine Rechnung ist nicht ganz korrekt. Ich lag fünf Zeitstufen über der "üblichen" Freihandgrenze ... doch welcher Anteil daran dem Anti-Shake allein und welcher meiner ruhigen Hand zuzuschreiben ist, blieb offen. Aber eigentlich schätze ich selber meine Hand nicht als soo furchtbar ruhig ein.

Ich habe nun bei hellem Tageslicht dieselbe Szenerie fotografiert, selbe Kamera, selbes Objektiv, selber Standort, und zwar mit 1/60 s und 1/125 s, mit abgeschaltetem AS. Und siehe da -- mit 1/125 s sind fast alle Aufnahmen akzeptabel scharf. Mit 1/60 s ist mir bei mehreren Versuchen nur eine scharfe Aufnahme geglückt, alle anderen sind klar verwackelt. Das heißt, bei der nächtlichen Testaufnahme mit 1/15 s hat mir der AS einen Vorteil von rund drei Zeitstufen verschafft, und die übrigen zwei Stufen waren der besonders sorgfältigen Kamerahaltung und -auslösung geschuldet.

Aber immerhin -- es sind eher drei als zwei Stufen, die der AS bringt ... und das auch bei langer Brennweite (400 mm bzw. 600 mm Kleinbildäquivalent).

Und noch eins muß man klar sehen: Die Schärfe bei 1/125 s aus freier Hand ohne Bildstabilisator ist, wie ich sagte, "akzeptabel". Das heißt, sie ist nicht wirklich gut. Dieselbe Aufnahme vom Stativ mit Spiegelvorauslösung und Kabelauslöser ist noch einmal eine ganze Ecke schärfer. Trotzdem nenne ich die Freihand-Schärfe "akzeptabel", weil sie zwar ein wenig schwiemelig, aber mit bloßen Auge nicht eindeutig als Verwacklung erkennbar ist. Für den Betrachter des Fotos könnte es sich ebenso gut um eine minimale Fehlfokussierung oder sonstwas handeln.

Diese "akzeptable" Schärfe ist bei einer Freihand-Nachtaufnahme wie meinem Testbild vollauf ausreichend; eine höhere Schärfe würde nicht nennenswert zur Bildwirkung beitragen, weil sie sowieso im Rauschen und in all den tiefen Schatten versacken würde. Und irgendwie erwartet der Betrachter bei so einem Bild auch gar keine perfekte Schärfe. Bei einem Bild in hellem Tageslicht und ohne Rauschen hingegen sind die Ansprüche an die Schärfe schon ganz automatisch viel höher, so daß das Schärfeniveau, welches bei Nacht als akzeptabel bis gut durchgeht, bei Tage nicht mehr wirklich befriedigen kann.

Wo also die Grenze des Einsatzbereiches eines Bildstabilisators (sei er gehäuseintegriert oder optisch) denn nun konkret liegt, ist gar nicht so einfach zu bestimmen. Das hängt von weit mehr Faktoren ab, als man auf den ersten Blick meinen möchte. Es hat schon einen Grund, warum sich die Bedienungsanleitung der Dynax 7D um eine klare Aussage zu dieser Frage herumdrückt ...

Wie dem auch sei -- für mich ist entscheidend, einmal ganz konkret und am eigenen Leibe festgestellt zu haben, daß der Anti-Shake tatsächlich hält, was er verspricht, und das auch mit langen Brennweiten. Er kann natürlich keine Wunder vollbringen und die Gesetze der Physik nicht außer Kraft setzen ... aber erweitert die Grenzen des Möglichen auf jeden Fall in signifikanter, praktisch nutzbarer Weise.

-- Olaf



01af  
01af
Beiträge: 2.871
Registriert am: 05.03.2005


RE: Was der Antishake leisten kann

#14 von acoustic_soma , 03.11.2005 16:59

@01af

ZITATNach landläufig bekannter Faustregel soll man bei Freihand-Aufnahmen mit Kleinbildkameras eine Belichtungszeit nicht überschreiten, die in Sekunden dem Reziprokwert der Brennweite in Millimetern entspricht. 400 mm an der Dynax 7D entsprechen 600 mm an einer Kleinbildkamera, und so hätte ich gemäß dieser Regel höchstens 1/600 s belichten dürfen ... oder sagen wir großzügig 1/500 s. Ich bin aber mit 1/15 s zurechtgekommen. Das heißt, der gehäuseintegrierte Bildstabilisator hat mir fünf volle Zeitstufen Reserve verschafft! Und das bei 600 mm Kleinbildäquivalent! [...][/quote]


Du nimmst es ja sonst immer sehr genau mit Brennweite und Brennweite+Crop-Faktor, deswegen frage ich mal nach ob die Rechnung so richtig ist.
Wenn ich davon ausgehe mit einer KB-Kamera und der oben genannten Faustregel ein scharfes Bild erzielen zu wollen, dann bleibt doch eigentlich der Crop-Faktor aussen vor. Wenn mein Bild bei 400mm Brennweite und 1/400s Belichtung scharf ist, dann bleibt es auch scharf wenn ich jeweils am Rand etwas abschneide,
oder unterliege ich da einem bösen Denkfehler?

Gruss Alex



 
acoustic_soma
Beiträge: 446
Registriert am: 26.12.2003


RE: Was der Antishake leisten kann

#15 von Michael H , 03.11.2005 17:15

Die Auswirkung der Verwacklung hängt vom Bildwinkel ab, und der ergibt sich aus Brennweite und Bildformat, und nicht aus der Brennweite alleine. Wenn man also die Faustformel aus der 35mm-Welt verwenden will, dann muß man auch die 35mm-equivalente Brennweite verwenden (oder wie man das Konstrukt auch immer bezeichnen möchte).

Wenn du möchtest, dann kannst du auch die Faustformel "Belichtung kürzer als Bildwinkel/2400" nehmen /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />



Michael H  
Michael H
Beiträge: 2.167
Registriert am: 28.03.2005


   


  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
| 2002- © so-fo.de | minolta-forum.de |
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz