RE: Histogramm

#1 von ILAY ( gelöscht ) , 14.03.2005 16:03

Hallo,
wie und wo kann man lernen Histogramme zu beurteilen?
Diese Diagramme werden irgendwie als selbstverständlich hingenommen. Aber was ich daraus lesen kann, ist mir nicht in letzter Weisheit klar.
Was weiß ich bis jetzt?:
Es zeigt die Verteilung des Grauwertes oder des Farbwertes eines Bildes.
Aha!
Ich nutze diese Histogramme auch im Photoshop.
Aber kann ich anhand eines Histogrammes vor Ort sehen, ob ein Bild richtig belichtet ist?
Hat jemand vielleicht einen guten Artikel parat, der das anschaulich erklärt?

Danke,
ILAY



ILAY

RE: Histogramm

#2 von charder ( gelöscht ) , 14.03.2005 16:35

Hallo,
in Kurzfassung: Ein Histrogramm dient zur Beurteilung der Helligkeitsverteilung auf dem Bild, rechts=hell (weiß, links=dunkel, wenn die Balken also vorwiegend auf der rechten Seite sind, ist das Bild in der Regel überbelichtet, am besten ist eine gleichmäßige Verteilung.
Grüße



charder

RE: Histogramm

#3 von Dennis , 14.03.2005 17:24

Das Histogramm gibt Dir für einen bestimmten Kanal die Häufigkeiten der Tonwerte an. In einer 8bit Datei hast Du 256 Stufen (0 bis 255), und die im R-, G- oder B-Kanal. Das Bild kann aber auch anders aufgebaut sein, also nicht aus den drei Farben, sondern zB im YUV oder YCC Modus. Da sind dann ein Helligkeits- oder Luminanzkanal und zwei Farb- oder Chrominanzkanäle. Besonders der Luminanzkanal ist wichtig, da er zur Bildbeurteilung benutzt werden kann, sozusagen als allgemeiner Helligkeitskanal.

Das Histogramm beschreibt einen Gebirgszug. Auf der Horizontalen findest Du die Werte von 0 bis 255, darüber jeweils eine Säule, die die Häufigkeit dieses Tonwertes im Bild repräsentiert. Kommt dieser Wert häufig vor, ist sie hoch, kommt er gar nicht vor, gibt es keine Säule. Bei einem durchschnittlichen Bild hast Du zu beiden Seiten weniger Tonwerte, als in der Mitte.

Bei einem Foto zeigt Dir das Histogramm an, wie die Helligkeiten in der gerade angezeigten Datei verteilt sind. Hast Du im Histogramm einen Berg, der am rechten Ende noch sehr hoch ist, dann heißt das, daß der Wert 255 sehr oft vorkommt. Ist im Bild eine große weiße Fläche, dann stimmt das auch. Bei einer "normalen" Landschaftsaufnahme ist das ein sicherer Hinweis darauf, daß das Bild überbelichtet ist. Genauso mit einem Histogramm, das links beim Wert 0 noch sehr hoch ist: Entstand das Bild im Kohlenkeller, ist das richtig so. Bei einem "normalen" Bild heißt das, daß die Schatten völlig abgesoffen sind.

Ziel ist es, ein möglichst ausgewogenes Histogramm zu erhalten, das links und rechts flach abfällt. Es sollten auch keine Lücken darin sein, denn das heißt, daß die betreffenden Tonwerte fehlen. Das macht sich dann mit groben Farbabstufungen bemerkbar. Ist das Histogramm kontinuierlich gefüllt, erhält man schöne weiche Übergänge.

Natürlich hängt das ganze vom Motiv ab: Machst Du ein Fotoshooting vor weißem Hintergrundkarton, dann muß natürlich das Histogramm rechts "gegen die Wand laufen", denn Weiß soll ja als Weiß erscheinen. Es ist dort also sehr schwierig über die Belichtung zu urteilen, dann benötigt man die "Flashing Highlights", die anzeigen, ob irgendwelche Stellen am Motiv blinken, und somit überbelichtet sind.

Zur exakten Beurteilung ist ein RGB-Histogramm erforderlich, also eines mit allen drei Farbkanälen. Denn nur dann siehst Du, ob auch wirklich kein Kanal ins Clipping kommt (überbelichtet ist). Bei den Kompaktkameras gibt es allerdings fast nur Luminanz-Histogramme, und die werden an Hand des Grünkanals erstellt, denn diese Pixel haben mit 50% die größte Häufigkeit im Bild. Das kann dann dazu führen, daß das Bild im Histogramm okay aussieht, aber in Wirklichkeit zB die Hautpartien überbelichtet sind. Dort ist dann nämlich der Rot-Kanal völlig überbelichtet, was man ja aber im Histogramm aus dem Grün-Kanal nicht sehen kann.

Wenn Du in PS eine Tonwertkorrektur vornimmst, dann arbeitest Du direkt am Histogramm. Du schiebst den linken und rechten Pfeil in die Mitte, bis er am jeweiligen Ende des Gebirges anstößt. Ist zB der dunkelste Grauwert im Bild 23, und schiebst Du jetzt den linken Pfeil dorthin, dann setzt Du diesen Wert auf 0, also Schwarz. Genau so am anderen Ende. Dort sei der hellste Wert zB 238, mit dem Pfeil wird dieser Wert jetzt auf 255, also Weiß gesetzt. Die Tonwerte dazwischen werden gleichmäßig verteilt. Das Bild ist kontrastreicher geworden, weil es jetzt ein "richtiges" Schwarz und Weiß gibt. Wenn Du das Histogramm erneut anschaust, siehst Du, daß es völlig zerklüftet ist. Es gibt also keine weichen Übergänge mehr im Bild, sondern gröbere Abstufungen, Tonwertabrisse. Du hattest vorher 215 Tonwerte (238-23), und die wurden jetzt auf 255 gespreizt, dadurch enstanden Lücken. Um das zu vermeiden, mußt Du im 16bit Modus arbeiten. Dann hat jeder Kanal statt 256 Abstufungen nämlich 65.536 Abstufungen. Das reicht dann auch für grobe Korrekturen aus, da bei der späteren Konvertierung nach 8bit dann die Lücken geschlossen werden. Alternativ kannst Du auch eine Datei mit einem zerklüfteten Histogramm um 1px verkleinern, bei der Interpolation werden die Lücken auch geschlossen.



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RE: Histogramm

#4 von ILAY ( gelöscht ) , 14.03.2005 22:02

Super Klasse, vielen Dank!
Grüße, ILAY



ILAY

RE: Histogramm

#5 von Wiggerl ( gelöscht ) , 14.03.2005 22:13

Hallo ILAY,

eine - wie ich meine - gute Seite ist:
http://www.luminous-landscape.com/

dort findest Du bei den Tutorials was zum Thema Histogramm (auf englisch):
http://www.luminous-landscape.com/tutorial...istograms.shtml

Gruß
Günther



Wiggerl

RE: Histogramm

#6 von bubu , 14.03.2005 22:41

@Dennis
Super erklärt.

Du hättest mein Lehrer sein sollen... /laugh.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="laugh.gif" />

Jetzt schnall ichs endlich auch, wie man ein Histogramm liest und das Bild
entsprechend bearbeiten und verändern kann /wub.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wub.gif" />

Danke

bubu



 
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RE: Histogramm

#7 von Heinzdl4 , 15.03.2005 11:41

Zitat von Dennis
Alternativ kannst Du auch eine Datei mit einem zerklüfteten Histogramm um 1px verkleinern, bei der Interpolation werden die Lücken auch geschlossen.


Hallo Dennis,
dein Beitrag zum Histogramm ist Klasse.
Das hat mir gefehlt, eine sachliche Erklärung.

Was bedeutet es aber in der Praxis " Histogramm um 1px verkleinern?
Gruß Heinz



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RE: Histogramm

#8 von kjebo02 , 15.03.2005 12:01

Nicht das Histogramm um 1px verkleinern, sondern die Bilgdatei, innerhalb einer EBV-Software. Also z. B. in PS die Bildgröße um einen beliebigen Betrag verkleinern (EDIT: 1px hat dann natürlich die wenigsten Auswirkungen), natürlich mit der Option "Bild neu berechnen..."



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RE: Histogramm

#9 von Dennis , 15.03.2005 12:05

Hallo Heinz!

ZITATWas bedeutet es aber in der Praxis " Histogramm um 1px verkleinern?[/quote]

Nicht das Histogramm verkleinern, sondern das ganze Bild. Dadurch muß jeder Pixel neu errechnet werden. Zwei benachbarte Pixel, die durch so eine Spreizung der Tonwerte vielleicht auf zwei weiter entfernte Tonwerte verteilt wurden, zwischen denen es also eine solche Kluft gibt, werden dann gemittelt, die Lücken werden aufgefüllt.



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RE: Histogramm

#10 von Dennis , 15.03.2005 12:12

Zitat von kjebo02
Nicht das Histogramm um 1px verkleinern, sondern die Bilgdatei, innerhalb einer EBV-Software. Also z. B. in PS die Bildgröße um einen beliebigen Betrag verkleinern, natürlich mit der Option "Bild neu berechnen..."


Jein. Wenn ich das Bild um 1 Pixel verkleinere, verliere ich nicht wirklich etwas. Um einen beliebigen Betrag darf ich es eigentlich nicht verkleinern, nur soweit, wie ich es später haben möchte. Wenn ich es überhaupt verkleinern möchte. Wenn nicht, dann darf ich das gar nicht tun, denn bei der Verkleinerung werden ja die überflüssigen Bildinformationen weggeschmissen. Also das Bild zuerst auf die Hälfte Verkleinern und dann wieder auf die ursprüngliche Größe Verdoppeln ist eine ganz schlechte Idee. Dagegen macht es gar nichts, wenn man das Bild zuerst auf die doppelte Größe aufbläst, und dann wieder "halbiert". Auch, wenn das jetzt selbstverständlich klingen mag, als Anfänger ist das vielleicht nicht so klar.

Natürlich kann man auch genauso gut das Bild um 1 Pixel vergrößern, Hauptsache, es wird interpoliert.



Dennis  
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RE: Histogramm

#11 von Heinzdl4 , 15.03.2005 12:54

Danke an Alle die so schnell antworten.
Jetzt beginnt wieder das Probieren.

Gruß Heinz



Heinzdl4  
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RE: Histogramm

#12 von ILAY ( gelöscht ) , 15.03.2005 13:31

Na, da hab ich wohl ne Frage gestellt, die schon viele bewegt hat /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />
Danke nochmal, die Beschreibung und die Kommentare waren sehr hilfreich

Grüße, ILAY



ILAY

RE: Histogramm

#13 von Heinzdl4 , 15.03.2005 18:27

Zitat von Dennis
Auch, wenn das jetzt selbstverständlich klingen mag, als Anfänger ist das vielleicht nicht so klar.


Hallo Dennis,
mit dem "Anfänger" hast du ja recht. Das macht mir aber nichts aus, denn so lange ich noch lernen kann, geht es mir auch noch gut.

Ich habe heute viel gelernt, und viel probiert und alles hat gut geklappt.

Gruß Heinz



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RE: Histogramm

#14 von Dennis , 15.03.2005 23:38

Ich arbeite seit ca. 12 Jahren (Version 3) mit PS, und lerne immer noch... /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />



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