RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#1 von matthiaspaul , 15.05.2012 22:13

Die Meldung der Democrat and Chronicle, auf die sich der Bericht der Süddeutschen beruft, mutet an wie ein schlechter Scherz, aber Kodak unterhielt auf seinem Werksgelände "Kodak Park" in Rochester jahrzehntelang einen kleinen unterirdischen Forschungsreaktor, den californium neutron flux multiplier (CFX), betrieben mit etwa 1,5 kg hochangereichertem, d.h. waffenfähigem Uran...

http://www.democratandchronicle.com/proart...agerestricted=1
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/jahr...eller-1.1356796

Angeschafft in 1974 wurde der Reaktor erst 2007 entsorgt.

Viele Grüße,

Matthias


"All the important human advances that we know of since historical times began
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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#2 von harubang , 15.05.2012 23:11

Davon träumte mein Vater bereits in der 60ern, als er die Heizung allabendlich mit Koks füttern mußte: Von so einem handlichen "Atombrikett", das - einmal aufgelegt - ihm alle Sorgen abnehmen würde!
Vielleicht war Kodak da ganz nahe dran?

Gruß
Rolf


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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#3 von Giovanni , 15.05.2012 23:20

QUOTE (matthiaspaul @ 2012-05-15, 21:13) Die Meldung der Democrat and Chronicle, auf die sich der Bericht der Süddeutschen beruft, mutet an wie ein schlechter Scherz, aber Kodak unterhielt auf seinem Werksgelände "Kodak Park" in Rochester jahrzehntelang einen kleinen unterirdischen Forschungsreaktor, den californium neutron flux multiplier (CFX), betrieben mit etwa 1,5 kg hochangereichertem, d.h. waffenfähigem Uran...[/quote]
Immer wieder überraschend, was du so ans Tageslicht beförderst, Matthias ...


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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#4 von Minomanu , 16.05.2012 10:30

Wer weiß, wie viele von den Dingern insgesamt existieren.

So'n Westentaschenreaktor ließe sich leicht in Serie bauen ...

Gruß
Herbert


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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#5 von matthiaspaul , 16.05.2012 13:19

ZITAt (harubang @ 2012-05-15, 23:11) Vielleicht war Kodak da ganz nahe dran?[/quote]
Also etwas "ofenrohrig" sah das Teil ja schon mal aus... ;-)

Vieel Grüße,

Matthias


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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#6 von stevemark , 16.05.2012 15:34

ZITAt (matthiaspaul @ 2012-05-15, 21:13) Die Meldung der Democrat and Chronicle, auf die sich der Bericht der Süddeutschen beruft, mutet an wie ein schlechter Scherz, aber Kodak unterhielt auf seinem Werksgelände "Kodak Park" in Rochester jahrzehntelang einen kleinen unterirdischen Forschungsreaktor, den californium neutron flux multiplier (CFX), betrieben mit etwa 1,5 kg hochangereichertem, d.h. waffenfähigem Uran...
...[/quote]

Solche Reaktoren gab/gibt es viele, auch in der Schweiz. Einer davon - den ich mit eigenen Augen gesehen habe - steht inmitten einer grösseren Stadt, die zudem erdbebengefährdet ist. Er befindet sich unterirdisch in einem Wasserbecken, und er wird ebenfalls mit hochangereichertem Uran betrieben. Ein anderer solcher Reaktor befindet sich an der EPFL Lausanne; die Resten eines weiteren befinden sich in Genf.

Viel besogrnis-erregender ist, dass - laut Angaben des CEO eines der weltweit grössten Stahlkocher - vor nicht allzu langer Zeit ein solcher Reaktor inkl. Brennstäben als Eisen-Schrott angeliefert wurde ... allerdings gingen dabei wohl sämtliche Alarmsysteme los, denn angelieferter Eisen-Schrott wird bei allen grösseren Stahlkochern systematisch auf Radioaktivität kontrolliert.

EDIT: Diese Forschungsreaktoren werden/wurden - wie offenbar auch im Falle von Kodak - in der Regel hauptsächlich als Neutronenquellen (u. a. für chemische Analysen, z. B. Brom! genutzt. Sie werden oft mit extrem geringer Leistung (im Bereich von 1 ... 50 KW) betrieben, meist NICHT kontinuierlich - und deshalb ist die ihnen angesammelte Radioaktivität mengenmässig relativ klein (Grössenordnung 1/1000'000 eines grossen KKW).

EDIT II: Das Ding ist/war KEIN Atomreaktor! ... einerseits ist die Bauform weit von den von mir zitierten Forschungsreaktoren entfernt (es fehlt z. B. der notwendige Schutz gegen die extrem intensive Gammastrahlung eines "arbeitenden" Reaktors), andererseits reichen 1.5 kg hochangereichertes Uran bei weitem nicht für eine Kettenreaktion.
Das Ding ist, wie im originalen Artikel korrekt vermerkt, eine Neutronenquelle - im Bericht des "Democrat & Chronicle" korrekt so umschrieben: "Small plates of highly enriched uranium multiplied the neutron flow from a tiny californium core." ("Kleine Platten aus hochangereichertem Uran vervielfachten den Neutronenfluss einer winzigen Californium-Quelle"


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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#7 von Giovanni , 16.05.2012 21:02

QUOTE (stevemark @ 2012-05-16, 14:34) EDIT II: Das Ding ist/war KEIN Atomreaktor! ... einerseits ist die Bauform weit von den von mir zitierten Forschungsreaktoren entfernt (es fehlt z. B. der notwendige Schutz gegen die extrem intensive Gammastrahlung eines "arbeitenden" Reaktors), andererseits reichen 1.5 kg hochangereichertes Uran bei weitem nicht für eine Kettenreaktion.
Das Ding ist, wie im originalen Artikel korrekt vermerkt, eine Neutronenquelle - im Bericht des "Democrat & Chronicle" korrekt so umschrieben: "Small plates of highly enriched uranium multiplied the neutron flow from a tiny californium core." ("Kleine Platten aus hochangereichertem Uran vervielfachten den Neutronenfluss einer winzigen Californium-Quelle"[/quote]
Naja, damit ist es trotzdem ein Atomreaktor - nur eben ein permanent unterkritischer. Wenn man die Uranplatten mit Neutronen beschießt, kommt es darin zu Kernspaltungen, woher sollten sonst die zusätzlichen Neutronen kommen? Nur lösen die dabei freigesetzten zusätzlichen Neutronen nicht genügend weitere Kernspaltungen aus, um eine selbst erhaltende Kettenreaktion in den Uranplatten zu ermöglichen.


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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#8 von stevemark , 16.05.2012 21:35

ZITAt (Giovanni @ 2012-05-16, 20:02) Naja, damit ist es trotzdem ein Atomreaktor - nur eben ein permanent unterkritischer. Wenn man die Uranplatten mit Neutronen beschießt, kommt es darin zu Kernspaltungen, woher sollten sonst die zusätzlichen Neutronen kommen? Nur lösen die dabei freigesetzten zusätzlichen Neutronen nicht genügend weitere Kernspaltungen aus, um eine selbst erhaltende Kettenreaktion in den Uranplatten zu ermöglichen.[/quote]
So gesehen hast Du Recht - es ist natürlich eine Frage der Definition. Ich hatte - fälschlicherweise? - angenommen, dass ein Kernreaktor dadurch definiert ist, das er eben "kritisch" werden kann, d. h. eine sich selbst erhaltende Kettenreaktion entstehen kann. Letzteres war bei der Kodak-Neutronenquelle ganz sicher nicht der Fall.

Die Kodak-Neutronenquelle war im übrigen extrem schwach - mit einer thermischen Leistung von knapp über einem Watt rund 3'000'000'000 schwächer als ein typischer kommerzieller Kernreaktor ...

Gr Steve


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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#9 von fwiesenberg , 17.05.2012 06:03

Das Thema erinnert mich an die Siemens-Unterrichtsreaktoren, von denen ab den 60er Jahren bis vor kurzem eine ganze Menge insbesondere an Hochschulen im Einsatz waren. Gesehen habe ich bespw. den Unterrichtsreaktor der RWTH Aachen: erste Inbetriebnahme m.W. 1965, Stillegung 2008? Die max. Leistung lag wohl bei 1 W. Ladung um 3,5 kg Uran, wenn ich mich rect entsinne.


Grüße aus dem Westen der Republik!
Frank.


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RE: Kellerfund bei Kodak: Atomreaktor

#10 von matthiaspaul , 17.05.2012 11:50

Naja, der Unterschied zwischen diesem Kodak-Reaktor und den Siemens-Unterrichtsreaktoren SUR 100 an verschiedenen Hochschulen (inzwischen wohl nur noch zwei in Deutschland) ist, daß letztere meines Wissens zwar durchaus "kritisch" betrieben wurden; aber nicht mit hochangereichertem Uran (mehr als 20%). Bei dem Kodak-Reaktor macht der Originalartikel zwar keine genaue Angabe, läßt aber Experten von waffenfähigem Material sprechen. Das bedeutet normalerweise: mehr als 80%.

Und: Der Kodak-Reaktor war zwar nicht direkt geheim, aber selbst von den Mitarbeitern auf dem Gelände wußte nur ein kleiner Kreis überhaupt von der Existenz, von den bei einem möglichen Unfall mit dem Uran oder einem Anschlag völlig ahnungslosen lokalen Behörden mal ganz abgesehen. Welche Hochschulen hingegen Unterrichtsreaktoren betrieben/betreiben und wo diese genau stehen, ist öffentlich bekannt (der SUR-AA in Aachen steht z.B. in der Jägerstraße, ist aber seit 2002 außer Betrieb und seit spätestens 2008 ohne Neutronenquelle und Uranbrennstoffplatten).

Viele Grüße,

Matthias


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