RE: Bewegtes Wasser vorteilhaft fotografieren

#1 von Reisefoto , 10.09.2010 00:20

Ausgehend von einer im Islandthread (ThomasD) gestarteten Diskussion, möchte ich das Thema geeigneter Belichtungszeiten für die Fotografie bewegten Wassers etwas vertiefen. Wann sehen Langzeitbelichtungen gut aus und welche Belichtungszeiten wirken wie?

http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=265756

ZITAT(Reisefoto @ 2010-09-09, 21:31) An den Punkt Langzeitbelichtungen hänge ich mich gleich mal dran. Was für ein ND-Filter hattest Du mit? Bei 10 Sek. muss es ja schon ein ziemlich starkes gewesen sein. Die Ergebnisse sind auf jeden Fall eindrucksvoll. So ganz anfreunden kann ich mich mit dem Effekt bei den Wasserfällen aber irgendwie nicht. Ich habe in Australien auch in der Richtung experimentiert. Allerdings hatte ich als Hilfsmittel nur ein Polfilter dabei und habe den Rest durch geringe Empfindlichkeit und geschlossene Blende versucht zu erreichen. Dabei habe ich dann Reihen mit verschiedenen Verschlusszeiten durchprobiert. Meinem persönlichen Geschmack, der allerdings eher naturorientiert als künstlerisch ist und keinerlei Maßstab sein muss, entsprachen Aufnahmen bei 1/40 Sek. am besten. Da hat das Wasser schon etwas Volumen gewonnen, aber es sieht noch "normal" aus. Die Aufnahmen mit den längeren Verschlusszeiten waren mir irgendwie zu dick aufgetragen. Aber wie gesagt, ich bin auch eher Techniker als Künstler.

Hast Du auch mal solche Versuchreihen gemacht, Thomas? Wie empfindest Du das?

Ganz anders wirken auf mich die Langzeitaufnahmen der Meeresbrandung. Die haben sowas leichtes nebliges und geheimnisvolles. Da finde ich den Effekt richtig klasse und als eine große Bereicherung für das Bild. Ja, ich glaube da liegt der Unterschied: Die Brandung wird leicht und locker, während die Wasserfälle eher dickflüssig werden. Zu dem etwas bräunlichen Wasserfall im ersten Teil von Tag 6 passt diese Zähflüssigkeit allerdings ganz gut.[/quote]

ZITAT(thomasD @ 2010-09-09, 21:46) Um ehrlich zu sein: Ich gebe dir ein wenig Recht. Bei der Brandung gefällt es mir auch/noch besser als bei den/diesen Wasserfällen. Es kommen noch Wasserfälle, da finde ich es wieder recht gut. Allerdings finde ich die Langzeitbelichtung meist besser als eingefrorenes Wasser. ...Die Belichtungszeiten liegen hier um etwa 10 Sekunden, Hilfsmittel war dabei ein 1000x ND-Filter. Ohne Filter wäre die Belichtungszeit also um etwa 1/100 Sekunde gelegen.[/quote]

Als Beispiel habe ich die Montage einer Reihe von 1/10 bis 1/500Sek. aus Australien angehängt. Längere Zeiten als 1/10 waren ohne ND nicht möglich. Das ursprüngliche Gesamtbild ist hier zu sehen:
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=264471

Nun die Montage:
[attachment=8455:Wasserfall_Montage.jpg]

Welche Erfahrungen habt Ihr mit Langzeitbelichtungen von Wasser gemacht? Wann sieht es gut aus und welche Einstellungen haben sich bewährt?


www.reiseundbild.de

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RE: Bewegtes Wasser vorteilhaft fotografieren

#2 von thomasD , 10.09.2010 00:30

Ich werde der Diskussion gerne auch ein paar Beispiele anhängen - das gleiche Motiv mit kurzer und langer Belichtungszeit - aber dafür ist es heute zu spät

Bei deinen Beispielen bin ich mir nicht ganz schlüssig. Ich denke, es hängt wesentlich davon ab, wie dominant das Wasser im Bild ist. Nimmt es einen großen Teil des Bildes ein, sind extreme Langzeitbelichtungen wohl des guten etwas zuviel.

p.s.: Freut mich, wenn durch meinen Bericht eine fotografische (und ausnahmsweise keine technische) Diskussion angeregt wurde.


Gruß, Thomas

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Sorry, ich übe noch!


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RE: Bewegtes Wasser vorteilhaft fotografieren

#3 von fkreutzer , 10.09.2010 01:20

Ich denke, dass man hier verschiedene Faktoren berücksichtigen muss:

Art des Wassers, Intention und Bildsprache, Sonstige Faktoren


Ich persönlich finde, dass man dem Wasser angemessenere und unangemessene Belichtungszeiten entgegenbringen kann, auch wenn diese in gewissen Situationen überschritten werden müssen.
Als bestes Beispiel wäre hier das Meer zu nennen, bei dem ich persönlich immer eine sehr kurze Belichtungszeit präferieren würde um die Dynamik und strukturelle Schönheit der Wellen und Wasseroberfläche einfangen zu können, der Wellenbewegung selbst kann ein Fotos sowieso nicht 100%ig gerecht werden, somit halte ich eine sehr kurze Belichtungszeit für die bestmögliche Lösung, weil sie am ehesten die Wirkung des Meers und dessen Kraft zum Ausdruck bringt.
Eine Ausnahme wäre lediglich, dass man die Gezeiten mit einer extrem langen Belichtungszeit veranschaulichen will oder eine Situation, bei der man die Dauerhaftigkeit und Gleichmäßigkeit (vielleicht sogar Ruhe?) des Meeres betonen will.
Eine andere Art des Wassers wäre z.B. ein See, dort würde ich eine sehr lange Belichtungszeit präferieren, um eine spiegelglatte Oberfläche zu bekommen, diese wird diesem Gewässer am ehesten gerecht, weil es steht und gewissermaßen Ruhe und Beständigkeit symbolisiert. Bei Bächen kommt es meiner Meinung nach stärker darauf an, was man vorzeigen will, einerseits kann ein Bach sehr dynamisch sein, sodass man ihn mit einer kurzen Belichtungszeit abbilden sollte, andererseits kann man aber auch eine lange Belichtungszeit wählen, um mehr Fokus auf die Unberührtheit der Natur zu setzen, dies ist letztendlich eine Entscheidung, die durch die Bildintention oder die persönlichen Vorlieben des Fotografen bestimmt werden kann.

Nun gut, es gibt aber noch mehr Möglichkeiten und Fälle, z.B. ein Abwasserrohr einer Industrieanlage; eigentlich würde man jetzt sagen, müsste man dort eine Belichtungszeit wählen, die der Wahrnehmung des menschlichen Auges bestmöglich entspricht (um ein objektives Bild zu machen), andererseits könnte man aber auch aus verschiedenen Gründen eine sehr lange Belichtungszeit wählen, um z.B. entweder die andauernde Beständigkeit des Verschmutzens von Gewässern aufzuzeigen, oder aber, um das Schmutzwasser ästhetisch erscheinen zu lassen (extrem lange Belichtungszeit), um einen Kontrast zur restlichen Szene zu erzeugen.

Was, denke ich, am Wichtigsten ist, ist, dass es nie eine Pauschallösung gibt, zumal man selbst immer abwägen muss, wie das Bild im Nachhinein wirken soll; wichtig ist aber, dass man sich bewusst macht, dass man mit der Art der Darstellung von Wasser nicht nur ein künstlerisches Stilmittel besitzt, sondern auch eine bestimmte Bildintention verfolgen kann.


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RE: Bewegtes Wasser vorteilhaft fotografieren

#4 von Reisefoto , 07.05.2012 15:14

Beispiel von längernen Belichtungen (1x 2Sek. und 1x 3Sek.) gibt es hier:
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=286664


www.reiseundbild.de


 
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RE: Bewegtes Wasser vorteilhaft fotografieren

#5 von aidualk , 07.05.2012 15:43

Ich denke auch, man muss individuell dem jeweils entsprechenden Wasser die passende Verschlußzeit zuordnen.
Zusätzlich zur passenden Verschlußzeit versuche ich auch auf das Licht zu achten. Zumindest würde ich im Wald (Beispiel 2 u. 3) nicht bei strahlendem Sonnenschein Wasserfälle fotografieren, die Kontraste würde das Bild kaputt machen. Dagegen fordert das Bild 1 geradezu nach Sonnenschein. Auch die Beispiele im anderen thread am Meer, wirken besser bei Sonnenschein, hier hatte ich auch die gleichen Aufnahmen bei bewölktem Himmel gemacht.

Anbei ein paar Beispiele von mir, bei denen ich der Meinung bin, dass es aus meiner Sicht entsprechend passend ist.

Das zweite Bild ist mit mit 0,7 Sekunden, das dritte (Hochformat) mit eine ganzen Sekunde belichtet.
Anders als die 3 Sekunden im Beispiel am Meer (in dem anderen thread), wäre mir das hier zu viel des guten gewesen.
Beim ersten Bild wäre mir nicht in den Sinn gekommen, eine Langzeitbelichtung zu machen. Das Wesen dieses Bildes fordert eine sehr kurze Verschlußzeit (hier 1/1500 Sekunde).
Das letzte Bild ist dann ganz bewusst mit 20 Sekunden belichtet (Polfilter, 1000er Filter, Grauverlaufsfilter), weil mir hier das die passendeste Zeit für das Motiv erschien.

Wobei das natürlich alles komplett subjektiv ist und andere das mit Sicherheit auch anders sehen.

viele Grüße

aidualk

Edit: Jetzt stimmt die Reihenfolge der Anhänge nicht, warum auch immer... Das erste ist mit der 1/1500 Sekunde aufgenommen. Oben geändert...

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RE: Bewegtes Wasser vorteilhaft fotografieren

#6 von jolini , 07.05.2012 18:50

Von mir auch ein Beispiel, hier Mittelmeer, Gozo, Azur Window, Windstärke ca. 7-8 Bf auflandig, mittlere Wellehöhe geschätzt 3-4m. Die Oberkante des Azur Window, das ist der Torbogen, ist bei ruhiger See ca. 40-50m über dem Meerespiegel. Hier knallte die Brandung ungehindert auf die Steilküste.

Mein Standort war auf einem Felsplateau etwa in halber Höhe des Torbogens. Es kam mir darauf an, die Bewegung der kochenden, weißen See im Vordergrund als auch die bewegte Gischt einzufangen - nicht einzufrieren. Daher durfte die Belichtungszeit nicht zu kurz sein, aber auch keinesfalls zu lang. Mein Ansatz war ein spontanes Freihand-Bracketing von drei Aufnahmen mit 1/640s und jeweils einer Blende Unterschied, die ich anschließend in Photomatix zu einem milden HDR zusammengefügt habe.

[attachment=11005:_DSC7925_6_7_fused.jpg]

Anschließend wurde die A900 samt Objektiv mit viel destilliertem Wasser, Wattestäbchen, Pinseln, Küchenrolle, sauberen Tüchern usw. entsalzen. Sie hat's gut überstanden.

mfg / jolini


"Toleranz ist der Verdacht, dass der andere Recht hat" [Kurt Tucholsky]

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