RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#1 von sven_hiller , 17.09.2009 23:02

Guten Abend!

vor mir liegt ein 75-200mm in einem insgesamt sehr schönen Zustand mit einem ärgerlichen Fehler:

Die Blende schleßt sehr träge. Bei manuellem Betätigen des Blendenhebels bei Blende 22 und anschließendem Loslassen bewegt dieser sich zwar zügig aber nicht schlagartig in die Ausgangsstellung zurück. Es entsteht der Eindruck, daß die Blende leicht verzögert "nachzieht". Auch läßt sich der Blendenhebel nicht ganz so geschmeidig bewegen wie bei meinen anderen MDs.

Gibt es jemanden hier, der einen solchen Fehler bei diesem Objektiv bereits erfolgreich behoben hat? Insbesondere interessiert mich der Aufwand und eine realistische Erfolgseinschätzung eines Selbstversuchs.
Eine konkrete Anleitung fur das genannte Glas habe ich leider nicht gefunden.

Ein 50iger habe ich schon instantsetzen können, aber ich nehme an, daß die Mechanik eines Schiebezooms komplizierter ist.

Bin für jeden Hinweis dankbar.

Gruß Sven


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#2 von fwiesenberg , 18.09.2009 07:35

ZITAT(sven_hiller @ 2009-09-17, 22:02) Gibt es jemanden hier, der einen solchen Fehler bei diesem Objektiv bereits erfolgreich behoben hat?[/quote]

Leider kann ich mich nicht mit einem erfolgreichen Reparaturversuch melden - aber ich kann Dir versichern, daß Du nicht der Einzige mit einem verölten Minolta 75-200/4,5 bist: Ich habe zwei solche Expemplare mit träger Blende. Eins davon im perfekten neuwertigen Originalzustand mit allem Zubehör, welches lauf Verkäufer (glaubhaft) nie ausgepackt war.


Grüße aus dem Westen der Republik!
Frank.


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#3 von sven_hiller , 18.09.2009 08:46

Trotzdem Danke!
Hast Du es denn mal versucht und kamst an irgendeiner Stelle nicht weiter, oder gar nicht gewagt?

Die Herausforderung ist ja die Zerlegung und nach Möglichkeit ein Zusammenbau ohne eine Neujustierung zu riskieren. Würde mich schon gern herantrauen, möchte jedoch keinen leichtsinnigen Fehler begehen.

Helfen würde auch eine Idee, ob der Blendenmechanismus von der Bajonettseite aus zu erreichen ist oder eben andersherum.

Gruß Sven


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#4 von toswagner , 26.09.2009 20:14

Moin!

Nur zu! Das 75-200 läßt sich von hinten problemlos - da muß nix neu justiert werden - zerlegen. Man kann sämtliche Teile bis zur Blendenmechanik abmontieren, zumindest sofern man nicht zwei linke Hände hat. Allerdings muß man sorfältig arbeiten, logisch. Zunächst wird der Ring unterhalb des Bajonetts bgenommen. Dieser ist mit 3 Schrauben gesichert. Danach hat man Zugang- Blendenring in entsprechende Position - zu 4 Schrauben, mit denen der bajonettring montiert ist. Scharuben lösen und ring abnehmen.
Die hintere optische Einheit kann dann leicht rausgeschraubt werden. - Das geht natürlich auch schon vorher, wenn man einen entsprechenden Schlüssel hat. Danach blickt man direkt auf die Blendenmechanik.
Der hintere Objektivtubus - das äußere Teil mit der Beschriftung kann entfernt werden, nachdem man die Entfernungsskala abgenommen hat. Auch hier braucht man keine Angst zu haben, daß irgendetwas dejustiert würde.

Die Blendenmechanik liegt nun frei zugänglich und kann abegnommen und gereinigt werden werden. Bei mir war es so, daß die Blendenübertragung als solche verölt war und entsprechend der Reinigung bedurfte.

Die Blende selbst ist nicht zugänglich. Sollte diese verölt sein, kann man versuchen mit einem Wattestäbchen diese vorsichtig zu reinigen. das geht natürlich nur einseitig. Das Öffnen des Objektives von vorne würde ich nicht unbedingt empfehlen- es sei denn man kennt sich ein wenig mit Optiken aus.

Ach ja: Undingt darauf achten, daß man das kleine Kügelchen von der Blendenrastung nicht verbaselt. Fällt die raus, dürfte diese für immer weg sein. Beim Zusammenbau ist die Montage des Bajonettringes etwas fummelig. Aber nicht verzagen, man schafft es mit ein wenig logischem Denken.
Gruß aus Kapstadt,

Torsten Wagner


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#5 von sven_hiller , 27.09.2009 23:30

Hallo Torsten,

danke für Deine Unterstützung. Ich habe bereits mit der Zerlegung begonnen und trage mich mit dem Gedanken, den Zusammenbau fotografisch zu dokumentieren.
Ich habe den innersten Tubus "freigelegt". Die Blende ist, wie Du schreibst, nicht demontierbar, wenigstens nicht so, wie man glauben möchte. Das Blendengehäuse sieht aus wie eingeschraubt, rührt sich jedoch kein Stück.
Spiele mit dem Gedanken, mir einen Ultraschallreiniger zu besorgen.

Bis bald!


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#6 von sven_hiller , 29.09.2009 10:40

Habe jetzt den innersten Tubus samt Blende im Ultraschallbad gehabt. Aufrecht stehend mit einem Füllstand von ca. 2 cm.

1. Durchgang mit lauwarmem Wasser und einer Spur Geschirrspülmittel.
2. Durchgang mit Isopropylalkohol aus der Apotheke, leider nur 70%, hatte nichts konzentrierteres.

Danach auf die Heizung und mit Fön nachgeholfen. Im Moment nur noch Heizung, schätze bis morgen früh. Die Blende ist jetzt schon wieder sehr leichtgängig und verstellt sich sogar, wenn man den Tubus ruckartig "in der Luft" dreht.
Einen kleinen Schönheitsfehler hat das ganze. Es bleiben kleine flächige Trocknungsspuren auf den Lamellen. Diese scheinen jedoch keinen Einfluß auf die Beweglichkeit zu haben. Wäre das Problem mit was Höherprozentigem zu lösen?

Der Vollständigkeit halber:
Hatte anfänglich einen ersten Versuch mit Spiritus unternommen (96%). Da waren die Trocknungsrückstände extremer. Ist also meiner Meinung nach nicht zu empfehlen, vermutlich unsauberes Zeug.

Gruß Sven


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#7 von ChristophPeterS , 29.09.2009 16:24

Nur zur Info: wir waschen unsere Elektronik in der Firma mit einer Mischung aus
Isopropanol und destilliertem Wasser. Beim zweiten Gang sind es nur 30% Iso,
und so verhindern wir die Ränder. Es ist also garnicht so schlecht, dass die
Konzentration nicht so hoch ist.

MfG
Peter


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#8 von fwiesenberg , 29.09.2009 21:14

ZITAT(sven_hiller @ 2009-09-29, 10:40) Der Vollständigkeit halber:
Hatte anfänglich einen ersten Versuch mit Spiritus unternommen (96%). Da waren die Trocknungsrückstände extremer. Ist also meiner Meinung nach nicht zu empfehlen, vermutlich unsauberes Zeug.[/quote]

Ich würde auf Rückstände vom Vergällungsmittel tippen.


Grüße aus dem Westen der Republik!
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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#9 von sven_hiller , 01.10.2009 00:28

Ich danke allen Teilnehmern für die guten Hinweise!
Sie hat es manchmal nicht einfach mit mir, deshalb auch meiner Frau fürs wortlose Durchhalten und Machenlassen

Die Total-OP war scheinbar erfolgreich
Blende läuft wieder wie geölt
Nachdem, was ich bisher durch den Sucher gesehen habe, funktioniert auch das Fokussieren über alle Distanzen und Brennweiten.

Werde in den nächsten Tagen ein wenig testen und die Dokumentation aufbereiten.

Einen schönen Abend!


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#10 von sven_hiller , 01.10.2009 23:45

Nachfolgend möchte ich beschreiben, wie es gelungen ist, mein 75-200mm wieder in einen alltagstauglichen Zustand zu versetzen.
Diese Beiträge werden in den nächsten Tagen laufend überarbeitet.
Für Ergänzungen und Hinweise bedanke ich mich schon jetzt!

Danke auch an Euch, Torsten, Frank und Peter. Gute Hinweise zum passenden Zeitpunkt. Wichtig war es auch, zu merken, daß es noch jemanden interessiert im Zeitalter von Autofokus und digitaler Fotografie.

*

Wichtig:
Die nachstehenden Informationen sind keine Referenz für eine fachgerechte Reparatur. Es handelt sich ausschließlich um meine persönlichen Erfahrungen. Für direkte, kurz- oder langfrisitge Schäden an seinem Equipment aufgrund der Verwendung von Schilderungen aus diesem Beitrag haftet jeder selbst.

*

Ausgangspunkt war ein äußerlich neuwertiges Exemplar mit gebremster Blende infolge von Verunreinigung durch Schmiermittel.
Das Internet ist voll von Anleitungen zur Zerlegung von Objektiven, Reinigung verölter Blenden uvm., leider jedoch meistens nicht passend für das Modell, welches man gerade in den Fingern hat. Ein Reparaturhandbuch lag auch nicht vor, eine Recherche danach blieb ebenfalls erfolglos.



* * * * * * * *

Ein wenig technischer Hintergrund zum Thema ist zwar vorhanden doch denkbar dünn.
Wichtigste Arbeitsmittel waren:
- mein schlechtes Kurzzeitgedächtnis ardon:
- Mut untermauert durch Unwissenheit
- Pausen in Abhängigkeit zum Versagen der Motorik und bei steigendem Blutdruck
- Ich wünschte im Zuge des Zusammenbaus, ich hätte meine Kamera und den wasserfesten Stift öfters benutzt.

* * * * * * * *

Es gibt da draußen scheinbar viele Stücke mit demselben Problem.
Diese Linse hat hinsichtlich ihrer optischen Leistung einen zu guten Ruf um sie wegen einer kleinen Verunreinigung in die Vitrine zu stellen oder schlimmer. Also machte ich mich in kleinen Schritten auf den Weg.
In der Annahme, es ginge schon glatt, habe ich den Fortschritt der Zerlegung nicht dokumentiert. Ich hoffe, das Rückwärtslesen des bebilderten Zusammenbaus hilft trotzdem.

* * * * * * * *

Wer sich nicht herantraut, sollte einen alternativen Weg versuchen. Kann die Erfolgschancen nicht einschätzen. Bin auf der Suche nach tangierenden Informationen über einen Beitrag gestolpert, in dem jemand folgendes Phänomen beschrieb:
Ein Objektiv mit verölter Blende wurde zufällig längere Zeit in einem gerade neu gekauften Holzschrank aufbewahrt. Aus Neugier irgendwann wieder herausgeholt - mit geheilter Blende. Als Ursache wurden Ausdünstungen des Schrankes genannt. Es kann sich um natürliche Dämpfe des Holzes oder auch verdunstende Konservierungsstoffe gehandelt haben. Diese wirken auf das Öl wie ein Lösungsmittel.
Es gibt auch Quellen, die empfehlen, ein Objektiv mit verölter für Blende eine gewisse Zeit in einem Kunststoffgefäß zusammen mit Sägemehl oder Hobelspänen aufzubewahren. Über Lage (Bajonettseite oder Objektivseite nach unten - würde sagen letzteres) und Zeitraum habe ich keine Angaben.

Ich hoffe, die Kumpels bei Pentaxinfo.de haben nichts dagegen, daß ich das hier einfach mal zur Verfügung stelle:

Pentaxinfo.de

* * * * * * * *

Ein paar Hinweise (auch zur Demontage):

Besorgt Euch gutes Werkzeug. Sofern nicht vorhanden, kostet die Anschaffung vielleicht ein wenig, ist aber im richtigen Moment eigentlich unbezahlbar.

Wichtig ist es, auf Bajonettseite anzufangen. Wie Torsten schrieb, ist die Vorgehensweise dann ziemlich geradeaus. Es sind eigentlich immer die Schräubchen zu erkennen, die es als nächstes zu lösen gilt. Es sollte darauf verzichtet werden (ist auch nicht erforderlich), den Ring mit der Blendenskala abzuziehen. Die kleine Kugel, welche für die einrastende Blendenverstellung verantwortlich ist, läßt sich zwar ohne Probleme mit Hilfe eines Klebestreifens wieder einsetzen, ist jedoch im eingebauten Zustand federnd gelagert und damit migrationsgefährdet.

Die rückwärtige Linsengruppe läßt sich (siehe Beschreibung von Torsten) nach Abnahme des umgebenden Tubus mit der Schärfentiefenskala (Stellung markieren! mit bloßer Hand herausdrehen.

---> Es lohnt sich an dieser Stelle, die nun freiliegende Rückseite der Blende mit einem Wattestäbchen und Alkohol zu reinigen. Wenn die Blende dann wieder freigängig ist, sollte man sich den Rest unbedingt sparen.

Alkohol ist eine Lösung, aber welchen für welches Problem?

- 2-Propanol in 70%iger Lösung = Isopropanol (mit Vergällungsmittel = Verdunstungsrückstände)
- 2-Propanol in 99%iger Lösung (mit Vergällungsmittel = geringere Verdunstungsrückstände)
- Ethanol 99%, reines Zeug (ungetestet, vermutlich ohne Verdunstungsrückstände, Apothekenpreis 500ml = EUR 30,00)
- Spiritus aus dem Baumarkt löst auch Fette, verursacht aber auf den Blendenlamellen starke, unschöne Verdunstungsrückstände, deshalb nicht empfehlenswert

Grundsätzlich eignen sich wohl alle zum Entfetten, ist vielleicht auch eher ein Frage der Ästhetik.
Wichtig ist der Beitrag von Peter zum Thema Verdünnungsgrad und destilliertem Wasser. Da ich über kein gereinigtes Wasser verfügte, kann ich das nicht bewerten. Es klingt jedoch absolut nachvollziehbar, daß damit verdünntes Isopropanol eben auch nur noch verdünntes Vergällungsmittel enthält und so die Verdunstungsrückstände minimiert werden können. Von normalem Leitungswasser ist natürlich abzusehen (Kalk).
Lt. Aussage der Angestellten aus der Apotheke ist Ethanol 99% hochrein und zur Verwendung bei der Herstellung alkoholischer Präparate (ja auch die woran ihr jetzt denkt ) geeignet - also ohne Vergällung. Einen Versuch wäre es wert.

Anschließend eine Nacht auf der Heizung sollte ausreichen, alles wieder zusammenschrauben.
Fertig.

*

Wenn jetzt noch nicht genug hat ...

Der vordere Teil ist etwas haariger.

Die Mechanik ist anspruchsvoll aber nicht unbeherrschbar. Vier Tuben sind ineinander geschachtelt.
Meine Beobachtung: Alle trocken, nur die äußere Oberfläche des innersten ist gefettet.
Zur Demontage ist das Griffgummi teilweise ausgehend von der Fuge auf der Unterseite abzulösen. Je nach individuellem Zustand kann der Kleber stellenweise relativ trocken und fest oder aber weich sein und Fäden ziehen, ist dann aber deutlich leichter zu lösen. Helfen kann eine sehr vorsichtige Erwärmung des Materials. Jetzt liegt auf jeder Seite je eine Führungsschiene mit enthaltenem Gleitlager frei und lädt zur Fortsetzung der fröhlichen Schrauberei ein.
Die Tuben können dann von außen nach innen durch Entfernung der Mini-Gleitlager demontiert werden. Diese bestehen in der Draufsicht von oben nach unten aus Halteschraube (Kreuzschlitz), Gleitring (auf die Lage achten - Oberseite angesenkt für Schraubenkopf, Unterseite formschlüssig für den Sockel), Schraubsockel (Schlitzschraube).

Danach kommt von außen gesehen der zweite Tubus mit der Frontlinse. Macht vor der Demontage der Frontlinse unbedingt mit einem wasserfesten Stift eine Markierung, welche deren Stellung zum haltenden Tubus kennzeichnet, bevor Ihr die drei Madenschräubchen löst. Ich bilde mir ein, es hätte den Zusammenbau erheblich vereinfacht. Nachdem die Frontlinse demontiert ist, kann dieser in der gleichen Richtung vorsichtig abgezogen werden. Er muß im Verlauf leicht verdreht und verkantet werden, da sich dahinter, direkt an der Kante zum Frontlinsengewinde zwei Schlitzschrauben befinden, welche meiner Meinung nach den Anschlag für den Fokussierweg bilden.

Der von außen nach innen gesehen dritte Tubus enthält weitere Gleitlager und ist auf der Blendenseite durch einem Schraubring mit zwei Kerben gesichert. Um den zu lösen benötigt Ihr ein Spezialwerkzeug. Keine Ahnung wie die fachlich korrekte Bezeichnung dafür ist, eine Abbildung findet Ihr im weiteren Verlauf.
Im Zuge der Entfernung der Gleitlager lösen sich im innersten Tubus die enthaltenen 2 Linsengruppen. Es gibt eine vordere größeren Ausmaßes und eine hintere flachere Konstruktion. Diese können durch leichtes Verkanten herausgenommen werden. Macht Euch Markierungen für deren Stellung relativ zu ihrer Position im Tubus.

Jetzt habt Ihr den beinahe leeren Tubus. Er enthält immernoch eine Linse, welche vor der Blende sitzt. Es ist mir nicht gelungen zu erkennen, wie diese entfernt werden kann. Es kann sich um eine einzelne oder zusammengesetzte (verkittete) Linse handeln.

Ich muß sagen, daß mir nicht ganz wohl bei der Sache war, sie verbaut zu lassen und gezwungenermaßen zusammen mit der Blende dem Alkoholbad im Ultraschallreiniger auszusetzen.

Ergänzung:
Die Linse läßt sich entfernen. Sie sitzt fest in ihrer tellerartigen Schraubfassung. Diese hat zwei kleine runde Vertiefungen, in welche ein entsprechender Spannschlüssel ("spanner wrench" paßt. Wenn man sie herausdreht, liegt darunter der Blendenkäfig, auch wieder mit zwei Vertiefungen für einen Spannschlüssel, aber mit größeren Abmessungen.

Solltet ihr sowas vorhaben, besorgt Euch einen langen stabilen Spannschlüssel. Es sitzt hier alles sehr tief bei sehr geringem Arbeitsdurchmesser.


*

Die Reinigung im !flachen! Ultraschallbad verlief erfreulich unspektakulär. Habe aus Unkenntnis mehrere Kombinationen ausführen müssen. Wichtig ist vielleicht, das Bad nicht zu übertreiben und zeitlich kurz anzusetzen. Bei mir waren es immer so ca. 1-2 min.

Im Nachhinein würde ich mir destilliertes Wasser besorgen und es wie Peter halten.
1. Durchgang - alkoholische Lösung unverdünnt.
2. Durchgang - Lösung um 1:2 oder 1:3 verdünnt.

Unmittelbar nach dem Bad ist die Blende natürlich extrem gehemmt durch die zwischen den Lamellen befindliche Flüssigkeit. Es kann nicht schaden, sie erstmal in Ruhe zu lassen und der Versuchung zu widerstehen.
Eine Nachbearbeitung mit 99%igem 2-Propanol hat in meinem Fall Verdunstungsrückstände nicht ganz entfernt aber dezimiert.

Danach Heizung (mindestens bis zum nächsten Morgen) und abschließender Zusammenbau.

Ich hatte vielleicht nur Glück, wenigstens bis jetzt
Mein Objektiv fokussiert momentan minimal über unendlich. Ich denke, das kann man noch korrigieren. Wenn nicht, hat der Mindestabstand des Geräts leicht zugenommen. Im Zweifel kann ich damit leben

*

Die Bilder vom Zusammenbau muß ich noch etwas aufbereiten und ggf. Details etwas hervorheben. Mehr in Kürze.
[EDIT: Bilder aus der Galerie gelöscht und hier im Beitrag eingefügt - das kannst Du auch selbst, siehe direkt unter dem Textfenster im Beitragseditor. In der Bildergalerie solltet Ihr nur ein Bild pro Tag hochladen (siehe Regeln), abgesehen davon sind die Informationen hier im Thread viel besser aufgehoben. Danke für Dein Verständnis.]

/ letzte Aktualisierung: siehe Pkt. Ergänzung zur Freilegung des Blendenkäfigs

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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#11 von sven_hiller , 02.10.2009 13:09

Weitere Bilder ...

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#12 von toswagner , 02.10.2009 19:52

ZITAT(sven_hiller @ 2009-10-02, 12:09) Weitere Bilder ...[/quote]
Hallo Sven!

Klasse, daß Du Erfolg mit Deiner Reparatur hattest! Gratuliere! Und auch prima, daß Du nun eine ausführliche Anleitung zur Blendenreinigung geschrieben hast. Jetzt wagen sich vielleicht noch ein paar andere an Ihre "defekten" Zooms!

Du sagst, daß Deine Optik nach der Reparatur über unendlich geht. Meinst Du damit schlicht die Skala des Objektivs die über unendlich geht, oder erkennst Du es beim Fokussieren durch den Sucher? Na, wahrscheinlich meinst Du schon letzteres, denn die Skala selbst läßt sich ja einfach durch lösen der drei Schlitzschräubchen justieren.
Na ja, letztlich muß die Skala bei einer Spiegelreflex ja eh nicht nicht so genau sein -man fokussiert ja durch den Sucher - , und da Du ja über unendlich kommst, ist dieses problem letztlich nur ein Schönheitsfehler!
Anders sieht es übrigens bei"Filmoptiken". Ich arbeite ja in einem Rentalhouse für Filmequipment und habe daher quasi täglich mit jenen optiken - meist von zeiss, cooke, Angénieux oder eben Panavision - zu tun. Die Skalen dieser Objektive müssen genau stimmen, da die Schärfe nicht vom Kameramann, sondern von außen, von einem Assi "gezogen" wird. Und Autofokus ist im filmbereich ja noch nicht bekannt. gottseidank! :-)

OK, noch einen schönen Abend allerseits,

Gruß,

torsten


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#13 von sven_hiller , 02.10.2009 21:27

Hallo Torsten,

das Problem ist bereits gelöst.

Wie Du richtig vermutet hast, stimmt die Skala. Die Fokussierung über unendlich war im Sucher zu erkennen. Ich bin folgendermaßen vorgegangen:

Grundsätzlich: Die Fokussierung kann nur eingestellt werden durch Veränderung der Stellung (Drehung) der Frontlinse. Dadurch wird ihr Auszug verändert.

1. Zur besseren Erkennbarkeit der Positionsänderung vorsorglich an einer beliebigen Stelle einen Strich mit einem wasserfesten Stift anbringen. Dieser Strich sollte kennzeichnen, in welcher Stellung die Frontlinse zum umgebenden Steuertubus steht.

2. Die drei Schräubchen am Steuertubus (direkt unter der Frontlinse) weit genug lösen. Die Linse sollte dabei nicht verschoben werden. Fixierung auf den Flächen zwischen den Schräubchen mittels Klebestreifen vornehmen.

3. Objektiv an die Kamera ansetzen und durch den Sucher schauen, wie sich der Fokus verhält. Dieser kann ja a) über unendlich gehen wie in meinem Fall, oder b) unendlich nicht erreichen. Die Skala ist dabei völlig unwichtig. Dies setzt voraus, daß Ihr ein geeignetes Objekt habt, welches sich sehr weit entfernt befindet. Es geht problemlos mit klar abgegrenzten Wolken beispielsweise.

zu a) In diesem Fall ist die Frontlinse zu weit im Tubus. Klebeband lösen, immer jeweils ein kleines Stück herausdrehen (Kontrolle mit dem gemachten Strich), mit Klebeband wieder fixieren, erneut durch den Sucher sehen, fokussieren. Irgendwann seit Ihr an dem Punkt wo es paßt. Ich habe mir eine Winzigkeit Luft nach "unendlich" gelassen.

zu b) In diesem Fall ist die Frontlinse zu weit draußen. Vorgehensweise wie a), nur eben reindrehen.

Zum Schluß alle drei Schräubchen wieder setzen, festziehen aber nicht anknallen, zu schnell rutscht der Schraubenzieher aus dem Minischlitz. DANACH erst das Klebeband vollständig entfernen.

Gruß Sven


PS: Es folgen noch viele weitere Bilder vom Zusammenbau. Ich möchte auch zu jedem Bild noch etwas schreiben. Momentan kann ich aber als Neuling meine Beiträge nur eine gewisse Zeit lang modifizieren. Das ändert sich kurzfristig. Danke für die Geduld!


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RE: Minolta MD 75-200mm F/4.5 - träge Blende

#14 von sven_hiller , 03.10.2009 12:56

Im Beitrag #11 seht Ihr den innersten Tubus und den 2. Tubus, wie sie bereits ineinandergeschoben sind. Diese beiden enthalten das System von Bahnen oder Schienen, mit deren Hilfe das vordere Linsensystem bestehend aus 2 voneinander unabhängigen Linsengruppen (nicht die Frontlinse) bewegt wird. Diese dienen der Steuerung der variablen Brennweite.

Hier nochmal voneinander getrennt.

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#15 von sven_hiller , 03.10.2009 13:11

Nachdem die beiden ineinandergeschoben wurde, kann man die beiden Linsengruppen einsetzen.

Es gibt eine flache (siehe Bild), welche zuerst eingesetzt werden muß. Wenn sie sitzt, wird die zweite montiert, sie ist dicker und kegelförmig zulaufend. Wer's sieht, weiß was ich meine. Leider habe ich davon kein Foto.

Es ist etwas frickelig, diese Teile sauber im Tubus zu positionieren. Das Einsetzen an der Mündung erfolgt leicht verkantet, zwei der drei am Rand befindlichen Montagewinkel zuerst weit genug versenken, dann hineinkippen. Da das alles recht eng ist, kann es sein, daß das Teil beim Kippen festsitzt. Hier ist etwas Geduld gefragt, Gewalt mögchst vermeiden. Ich habe mir in einer Situation mit einer aufgebogenen Büroklammer beholfen, die ich an einem Ende 90° kurz abgewinkelt habe. Diese ließ sich prima als Haken verwenden, welchen man durch das Loch eines Montagewinkels schieben kann um dann daran zu ziehen.

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