RE: Das SR-T Batterieproblem, lösbar in 10 Schritten

#1 von APO-Teufel ( gelöscht ) , 18.05.2015 23:40

Das leidige Problem mit mehr oder weniger unzureichenden Ersatzlösungen für die nicht mehr hergestellte 1,35V Quecksilberoxidbatterie lässt sich durch den Einsatz einer 1,55V Silberoxidzelle vom Typ SR44 und dem Neuabgleich des Belichtungsmessers einwandfrei und praktisch problemlos lösen und ein für alle Mal aus der Welt schaffen — sicherlich auch für in solchen Dingen Ungeübte.

Einen idealen Batterieersatz fand ich in einer nicht mal teuren, speziellen Knopfzelle vom Typ "Renata 303 SR1154SW SR44" (erhältlich z.B. bei Conrad), denn dieses als "OEM" bezeichnete Modell verfügt über eine perfekt flache Entladekennlinie, d.h. die Batteriespannung bleibt über die gesamte Lebensdauer konstant, bekanntermaßen neben der absoluten Höhe der Spannung der zweite, entscheidende Parameter für den Belichtungsmesser der SRT. Ein weiterer Vorteil: Das Ende der Kapazität vollzieht sich auffallend abrupt und wird mit Sicherheit vom Anwender auch dann bemerkt, wenn er vergessen hat, ab und zu die Batteriekontrolle kurz einzuschalten.

Es gibt vom selben Hersteller noch ein weiteres Modell mit der Bezeichnung "357 SR1154W SR44", dessen Eigenschaften in etwa dem Gros anderer SR44 Batterien ähnelt, die Entladekennlinie erscheint jedoch weniger perfekt, als bei dem vorgenannten Typ (http://www.file-upload.net/download-10625812/Renata-SR44.zip.html [Link entschärft, da Viruswarnung!] - Datenblätter zum vergleichen). Jedoch ist es sicherlich so, dass sich der Unterschied zwischen den beiden Typen angesichts der relativen Genauigkeit des Belichtungsmessers wohl nicht allzu groß bemerkbar machen würde.

Bevor man eine SR44 Batterie einsetzt, empfiehlt es sich, einen kleinen und sicherheitshalber elektrisch isolierenden Ring/Kragen (aus Pappe, Kunststoff, Gummi) außen um die Batterie zu legen, damit sie sich in etwa mittig im Batteriefach befindet und es auf diese Weise von vornherein keine Kontaktprobleme mit einer exzentrischen Position gibt. Eine SR44 hat ja schließlich einen deutlich kleineren Durchmesser, als das Batteriefach, so dass ohne Kragen bzw. ungünstig außermittiger Position der Batterie die Kontaktzunge der Kamera direkt einen Kurzschluss der Batterie hervorrufen könnte.

Um den Belichtungsmesser neu abzugleichen gibt es praktisch zwei Möglichkeiten: den Abgleich im Vergleich mit einer noch zuverlässigen Quecksilberoxidbatterie, oder mit einer neuen SR44-Batterie plus externem Belichtungsmesser, beispielsweise der Belichtungsmesser in einer Vergleichskamera — Letzteres habe ich so durchgeführt, die Prozedur war Folgende:

1) eine neue SR44 Batterie einsetzen
2) Bodendeckel abnehmen (2 Schrauben, die Batterie bleibt unverändert am Platz) und die Kamera mit einem 50mm-Objektiv bestücken
3) mit einem dünnen, flexiblen Metalldraht (Litze) eine provisorische Brücke als Stromzufuhr für den Belichtungsmesser herstellen, so wie hier im Bild (gelber Kreis):
[attachment=15146:SRT_101_...Kontakt_.jpg]
ext. link
4) eine Zweitkamera mit ebenfalls einem 50mm-Objektiv vertikal auf ein Stativ setzen, plan gegen eine gleichmäßig hell beleuchtete, weiße Wand ausrichten und mit einer der Helligkeit angepassten ISO- bzw. Blendenzahl (z.B. mittlere Standardwerte um ISO-200 und f/8) die Belichtungszeit mittenbetont messen
5) die Kameras im Platz tauschen (die somit ebenfalls vertikal montierte SRT lässt sich im Folgenden so besser abgleichen) und wie in 4) ISO-, Blendenwert sowie die ermittelte Belichtungszeit an der SRT gleichermaßen einstellen
6) mit einem passenden Schraubenzieher das äußere der beiden Potentiometer gegen den Uhrzeigersinn so weit drehen, bis sich im Sucher die Nadel im Kreis befindet — dazu ein Foto (mit der dafür vom Stativ genommenen Kamera):
[attachment=15147:SRT_101_...bgleich_.jpg]
ext. link

Damit ist im Prinzip der Belichtungsmesser abgeglichen, es folgt noch der Abgleich der Batteriekontrolle:
7) die im obigen Bild mit "5" bezeichnete Brücke entsprechend "4" abändern
8) das obenliegende, zweite Potentiometer "3" so einstellen, dass die Nadel im Sucher mittig auf der dazugehörigen Markierung liegt
9) Einstellung von Punkt 6) nochmals überprüfen, da sich beide Potentiometer gegenseitig etwas beeinflussen
10) Kamera vom Stativ nehmen, Draht entfernen, Bodendeckel anbringen, fertig!

Zwei ergänzende Hinweise
Im ersten Bild kann man den Winkel zwischen originaler Potentiometereinstellung "1" und geänderter Einstellung "2" einschätzen, n.m.E. ist er bei allen SRT 101 so gut wie gleich, d.h. für einen mal eben schnell durchgeführte Belichtungsmesseranpassung mit einer 1,55V Batterie genügt eine Linksdrehung um ca. 45°. Die Kamera im Bild ist übrigens gewissermaßen ein Ausreißer, denn der Schleifer des Potentiometers hat gerade eben noch genügend Spielraum bis zum Endanschlag. In den meisten Fällen steht er jedoch zwischen 11 und 13 Uhr (ein paar Netzfunde zur Bestätigung: 1, 2, 3, 4 ...), so dass es keine Probleme mit dem korrekten Abgleich gibt (ansonsten müsste ein Spannungsteiler weiter im Inneren der Kamera angepasst werden).

Den Abgleich habe ich mit einer zweiten SRT durchgeführt und interessehalber mit einer Pentax ME Super SLR sowie mit einer Canon EOS M DSLM wiederholt. Im Ergebnis waren erstaunlich geringe Abweichungen der von den Belichtungsmessern ermittelten Belichtungszeit feststellbar, obschon die Digitale gegenüber den Analogen über subtilere Belichtungsschritte und Messmöglichkeiten verfügt.

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RE: Das SR-T Batterieproblem, lösbar in 10 Schritten

#2 von Minomanu , 19.05.2015 08:52

Sehr schöne Anleitung, vielen Dank.

Die Einfachheit des Schaltkreises macht das Umkalibrieren relativ leicht, weil nur 1 Poti verstellt werden muss.

Es gibt Kameras aus der SRT-Zeit, die mehrere Potis im Stromkreis des Belichtungsmessers haben, um die Genauigkeit über den gesamten Messbereich zu erhöhen, z.B. die Leica CL. Da wird's erheblich kniffeliger, weil sich die Dinger gegenseitig beeinflussen. Wenn man die vom Werk festgelegte Justierreihenfolge der Potis nicht kennt, ist man nahezu aufgeschmissen.

Um die kleineren Abmessungen der SR44 im Batteriefach der SRT zu kompensieren, benutze ich eine "entleerte" PX625U.

Grüße!
Herbert


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RE: Das SR-T Batterieproblem, lösbar in 10 Schritten

#3 von APO-Teufel ( gelöscht ) , 19.05.2015 14:43

ZITAT(http://www.file-upload.net/download-10625812/Renata-SR44.zip.html [Link entschärft, da Viruswarnung!] - Datenblätter zum vergleichen)[/quote]
File-Upload soll virulent sein? Das ist mir neu.
Welcher Upload für zwei PDF-Dateien käme den in Frage? (Die Rotstiftzeile muss nicht sein, sieht unmöglich aus)


APO-Teufel

RE: Das SR-T Batterieproblem, lösbar in 10 Schritten

#4 von APO-Teufel ( gelöscht ) , 19.05.2015 20:38

ZITAT(Minomanu @ 2015-05-19, 8:52) Um die kleineren Abmessungen der SR44 im Batteriefach der SRT zu kompensieren, benutze ich eine "entleerte" PX625U.[/quote]
Bei der ersten SRT hatte ich das auch gemacht, wirkt sehr professionell. Bei den nächsten Kameras wurde dann in Ermangelung einer Batterie (und im Gedenken daran, wohin die quecksilberhaltige Schweinerei entsorgt wurde) einfach ein Stückchen Kunststoffstreifen aus einer rutschfesten Schubladeneinlage oder dito Karton von einer Zigarilloschachtel abgeschnitten und bequem ins Batteriefach eingelegt ...
[attachment=15159:SR_T101_...Batterie.jpg]

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APO-Teufel

RE: Das SR-T Batterieproblem, lösbar in 10 Schritten

#5 von stevemark , 21.05.2015 11:16

ZITAT(Minomanu @ 2015-05-19, 7:52) ...

Um die kleineren Abmessungen der SR44 im Batteriefach der SRT zu kompensieren, benutze ich eine "entleerte" PX625U.

Grüße!
Herbert[/quote]

Nicht wirklich empfehlenswert.
Die WHO schätzt die tolerierbare Hg-Aufnahme auf 1 ug/kg/d; in einer PX-625 dürften mehrere hundert mg Hg zu finden sein ...

Gr Steve


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RE: Das SR-T Batterieproblem, lösbar in 10 Schritten

#6 von APO-Teufel ( gelöscht ) , 21.05.2015 17:32

ZITAT(stevemark @ 2015-05-21, 11:16) Nicht wirklich empfehlenswert.
Die WHO schätzt [...][/quote]
Der Hinweis ist gerechtfertigt, bevor hier jedoch Diskussionen aufkommen über das Warum, in welcher Menge, in welcher chemischen Zusammensetzung, unter welchen Umständen für wen auf welche Art das gefährlich sein könnte, empfehle ich eine grundsätzliche Recherche (z.B. zu der weitaus relevanteren und permanenten Problematik von Quecksilber in Energiesparlampen und anderen Haushaltsgegenständen, im Trinkwasser, in Zahnfüllungen, auf ungesicherten Deponien etcpp.) und dieses Thema dann bei Bedarf außerhalb dieses Threaths über Silberoxidbatterien in der SRT zu diskutieren. Der suspekte Aspekt des Öffnens und Weiterverwendens von quecksilberhaltigen Knopfzellen und v.a. die im Detail beschriebenen und gezeigten Alternativen sind im Übrigen bereits subtil angedeutet bzw. vorgestellt worden.


APO-Teufel

RE: Das SR-T Batterieproblem, lösbar in 10 Schritten

#7 von Minomanu , 26.05.2015 12:11

Hallo zusammen,

die von mir erwähnte PX625U ist eine Alkali-Zelle, d.h. da ist kein Quecksilber drin.

Grüße!
Herbert


Minomanu  
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RE: Das SR-T Batterieproblem, lösbar in 10 Schritten

#8 von stevemark , 27.05.2015 12:02

ZITAT(APO-Teufel @ 2015-05-21, 17:32) ...
... empfehle ich eine grundsätzliche Recherche (z.B. zu der weitaus relevanteren und permanenten Problematik von Quecksilber in Energiesparlampen und anderen Haushaltsgegenständen, im Trinkwasser, in Zahnfüllungen, auf ungesicherten Deponien etcpp.)
...[/quote]

Ich denke, dass man da zwei Aspekte des Quecksilber-Problems unterscheiden muss:

1) im globalen Rahmen (dh weltweite Stoff-Flüsse), wo sicher weit grössere Probleme als eine einzelne geöffnete Hg-Knopfzelle existieren
2) im lokalen Bereich, wo zB bereits eine kleine Menge auf den Teppich verstreuter Hg-Salze recht unangenehm werden kann.

Ich bezog mich mit meinem Kommentar auf den unsachgemässen Umgang mit Hg-Knopfzellen - und das "private" Öffnen einer Hg-Knopfzelle ist meines Erachtens nicht vertretbar (ja, ich habe als Chemiker während des Studiums und den nachfolgenden Forschungsarbeiten mit kleinen Mengen von Hg-Salzen gearbeitet - aber nur an speziellen Arbeitsstationen).

Gr Steve


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