RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#16 von Dennis , 21.01.2007 18:04

ZITAt (thomasD @ 2007-01-21, 10:20) Du sprichst hier von der softwareseitigen Nachverstärkung der Farb-Pixel beim Weißabgleich. Elektronisch werden die Werte vorher wohl im Verhältnis 1:1:1 verstärkt, richtig?[/quote]Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, was Du meinst. Im Falle der ISO-Erhöhung werden die Signale (AFAIK) genau so verstärkt. Ansonsten gibt es ja keine Verstärkung. Die Register werden ausgelesen (also die Anzahl der durch die Photonen erzeugten Elektronen), das Signal wird im ADC quantisiert (idR mit 12 Bit) und dann ist erst mal Schluss. Das ist das RoHSignal, das dann direkt im Raw-Format gespeichert werden könnte. Allerdings ist bekannt, dass dieses Signal auch gerne noch bearbeitet wird, bevor es dann im Raw-Format gespeichert wird. So kann zB Vignettierung, CA, Randunschärfe oder Kontrastabfall schon direkt hier rausgerechnet werden.

ZITATUnd wieso werden die Farbsensoren nicht in der Fläche so angeglichen, sodass schon gleich starke Signale entstehen.[/quote]Weil es dann kein regelmässiges Schachbrettmuster mehr gibt. Interessant wäre sicherlich eine Sensortechnik mit chaotisch angeordneten Zellen, so wie auf unserer Netzhaut. Aber daraus ein Bild zu berechnen, wäre eine nicht ganz triviale Aufgabe.

ZITATGrün hat ja auch deutlich das geringste Rauschen.[/quote]Bei Tageslicht.

ZITATWenn aber das Verstärkungsverhältnis so ist wie du schreibst, dann wäre das rotstichige Kunstlich ja eigentlich besser für den Sensor.[/quote]In Bezug auf den Rot-Kanal ist es auch so, nur leider hast Du da das gleiche Problem in blau - nur noch drastischer.

Du kannst mal eine Graukarte unter verschiedenen Beleuchtungen formatfüllend fotografieren, und Dir mit dcraw dieses Dateien dann analysieren lassen (Parameter -a -v). Dann siehst Du exakt die Multiplikatoren für die einzelnen Farben. Oder man könnte sich mal einen Satz CC-Filter (es gibt da auch Musterfächer) besorgen, und eine neutralweiße Fläche mit unterschiedlichen Filtern fotografieren und analysieren. So könnte man sich sukzessive zu einer Filterung hintesten, die Multiplikatoren nahe 1 erzeugen. Das gilt dann aber natürlich nur für dieses spezielle Licht.

Es wäre für die Kamerahersteller auch ein Klacks, die notwendige CC-Filterung jeweils anzeigen zu lassen. Dazu müsste man nur das Ergebnis des Weißabgleichs (also die errechneten Multiplikatoren) in die Skalen von Kodak oder Lee umrechnen. Doch leider verschwindet das Ergebnis des kamerainternen WBs in der Versenkung, und ist nicht auslesbar (bzw. erst nach der Aufnahme in der Raw-Datei auslesbar).



Dennis  
Dennis
Beiträge: 5.313
Registriert am: 17.11.2004


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#17 von tatatu , 11.04.2007 23:57

ZITAt (01af @ 2007-04-11, 12:42) Zwar kann das jede Digitalkamera auch per elektronischem Weißabgleich erledigen ... aber das kostet Dynamik und erhöht das Rauschen, wenn die erforderliche Anpassung allzu extrem ist. Es ist daher bei hohen Ansprüchen an die Bildqualität sinnvoll, den groben Weißabgleich per Konversionsfilter zu machen und dem elektronischen Abgleich nur die Feinabstimmung zu überlassen.[/quote]

Ich habe das jetzt mal probiert; wurde hier ja auch schon ab und an diskutiert.
Also... mein erster kleiner Versuch dazu zeigt erstmal das Gegenteil.

Anbei die Beispiele [Achtung: je 2,4MB groß]: -

Beleuchtet mit 500W Nitraphotlampe, frontal. Also sehr exakt 3200K Kunstlicht.
Bilder 100%-crops, ohne jede Filter, ungeschärft.
Das Bild ohne Filter habe ich im RAW-Konverter -0,15EV korrigiert. Das war nämlich richtig belichtet, das gefilterte etwas zu dunkel. Um aber nicht Rauschen o.a. ins Spiel zu bringen, habe ich das hellere minimal abgedunkelt. So sind sie etwas besser vergleichbar.

Okay - eine Kodaktafel ist jetzt nicht gerade ein sehr repräsentatives Motiv... aber weist eben alle relevanten Tonwerte und Farben auf.
Mein Schluss daraus lautet erst mal, dass der Filter die optische Leistung des Objektivs minimal mindert! Zwar absolut vertretbar, aber dennoch.
Im Gegenzug kann ich mehr Rauschen beim besten Willen nicht entdecken.
Dynamik... keine Ahnung... habe jetzt nicht alle Werte durchgeklickt. Die Histogramme sind fast identisch.

Mag sein, dass das bei 'Schummerbeleuchtung' dann wieder mehr ins Gewicht fällt und der Filter hier verbessernd wirkt.
Aber 'Schummerlicht' klingt ja auch nicht danach, dass man tatsächlich noch 1 Blende Reserve hätte [es sei denn vom Stativ bei unbewegten Objekten].
Müßte man, um die eine Blende auszugleichen, 1EV mehr ISO wählen, dann wäre das Rauschen bei Nutzung des Filters aber so oder so stärker.

Aber wenn jemand zu anderen (praktischen! Ergebnissen gekommen ist, dann würde mich das interessieren.

Beste Grüße.

[EDIT: Beiträge verschoben]

Ich habe die Beiträge von hier in diesen Beitrag verschoben und zwar genau ab diesem Thread, also nicht wundern wenn es etwas "abgehackt" wirkt. Das Thema gehört aber besser hierher .


tatatu  
tatatu
Beiträge: 2.931
Registriert am: 15.12.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#18 von Peanuts , 12.04.2007 09:38

Ich kann mir vorstellen, dass bei bestimmten Motiven mit hohem Rotanteil die Verwendung eines KB12 bei Kunstlicht etwas bringt, nämlich die Sättigung des Rotkanals zu verhindern. Bei normalen Motiven dürfte das keine Rolle spielen.

Rein subjektiv scheint deine KB12-Aufnahme im Bereich der Graukeile weniger verrauscht zu sein, dafür ist das Rauschen im roten Feld leicht erhöht. Aber vielleicht liegt das auch an meinem Monitor ;-)


Peanuts  
Peanuts
Beiträge: 1.037
Registriert am: 05.02.2006


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#19 von tatatu , 12.04.2007 09:54

ZITAt (Peanuts @ 2007-04-12, 9:38) Rein subjektiv scheint deine KB12-Aufnahme im Bereich der Graukeile weniger verrauscht zu sein, dafür ist das Rauschen im roten Feld leicht erhöht. Aber vielleicht liegt das auch an meinem Monitor ;-)[/quote] Liegt, glaube ich, eher daran, dass es eine Spur weniger scharf ist. Und das schreibe ich hier dem Filter zu.

ZITAt (Peanuts @ 2007-04-12, 9:38) Ich kann mir vorstellen, dass bei bestimmten Motiven mit hohem Rotanteil die Verwendung eines KB12 bei Kunstlicht etwas bringt, nämlich die Sättigung des Rotkanals zu verhindern. Bei normalen Motiven dürfte das keine Rolle spielen.[/quote]
Das kann sehr gut sein!
Hier wurde es mal so diskutiert, dass Sensoren bei Tageslicht die beste Leistung bringen und Kunstlicht, korrigiert durch den elektronischen Weißabgleich der Kamera oder des RAW-Konverters, per se zu höherem Rauschen führt [und zu reduzierter Dynamik]. Das kann ich eben erst mal nicht bestätigt finden.
Sehr wohl kann ich mir aber vorstellen, dass bei üblichen Motiven in Innenräumen bei Kunstlicht die Bildbereiche, in denen wenig Licht ist, im Verhältnis stärker absaufen... und dann vermehrt Rauschen festzustellen ist. Das hat dann aber wohl eher nichts mit den "nativen Eigenschaften" eines Sensors zu tun, sondern mit fehlender Lichtintensität.
Beste Grüße.


tatatu  
tatatu
Beiträge: 2.931
Registriert am: 15.12.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#20 von tatatu , 12.04.2007 10:30


tatatu  
tatatu
Beiträge: 2.931
Registriert am: 15.12.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#21 von 01af , 12.04.2007 12:18

ZITAt (tatatu @ 11. 4. 2007, 23.57 h) ZITAt (01af @ 11. 4. 2007, 12.42 h) Es ist daher bei hohen Ansprüchen an die Bildqualität sinnvoll, den groben Weißabgleich per Konversionsfilter zu machen und dem elektronischen Abgleich nur die Feinabstimmung zu überlassen.[/quote]
Ich habe das jetzt mal probiert [...]. Also ... mein erster kleiner Versuch dazu zeigt erstmal das Gegenteil.

Anbei die Beispiele (Achtung: je 2,4 MB groß:
Filter KB12
Ohne Filter

Beleuchtet mit 500-W-Nitraphotlampe, frontal. Also sehr exakt 3200-K-Kunstlicht.[/quote]
Wieso Gegenteil!? Die Aufnahmen beweisen doch genau das, was die Theorie vorsieht. Die Aufnahme mit Konversionsfilter zeigt geringeres Rauschen, neutralere Farben und feinere Farb- und Tonwertdifferenzierung. Also genau, was zu erwarten war. Testaufnahmen mit natürlichen Motiven zeigen die Unterschiede in der Regel noch deutlicher als künstliche Testtafeln.

Daß die Aufnahme ohne Filter minimal schärfer ausfällt, ist ein ganz anderes Thema. Entweder ist die mit Filter nicht richtig fokussiert gewesen (hm ... vielleicht ohne Filter fokussiert, dann Filter aufgeschraubt und nicht nachfokussiert?), oder das Filter ist optisch minderwertig. Selbstverständlich muß man, um nicht den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, hochwertige Filter benutzen und auch durch das Filter hindurch fokussieren.

-- Olaf


Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.


01af  
01af
Beiträge: 2.871
Registriert am: 05.03.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#22 von tatatu , 12.04.2007 13:24

ZITAt (01af @ 2007-04-12, 12:18) Die Aufnahme mit Konversionsfilter zeigt geringeres Rauschen[/quote] Kann ich nicht erkennen. Ich sehe nur, dass sie aufgrund etwas geringerer Schärfe etwas weicher ist.

ZITATneutralere Farben und feinere Farb- und Tonwertdifferenzierung.[/quote]Woran machst Du das fest? Das vermag ich eigentlich auch nicht zu erkennen. Farbneutralität: ja.
Wir sind uns aber vermutlich einig, dass wir hier über Theorie diskutieren, die praktisch keine nennenswerten Unterschiede ergibt, oder?

ZITATEntweder ist die mit Filter nicht richtig fokussiert gewesen (hm ... vielleicht ohne Filter fokussiert, dann Filter aufgeschraubt und nicht nachfokussiert?), oder das Filter ist optisch minderwertig. Selbstverständlich muß man, um nicht den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, hochwertige Filter benutzen und auch durch das Filter hindurch fokussieren.[/quote] :-) vertrau mir, ich kann damit schon einigermassen umgehen. Filter ist ein B&W Pro F.
Dass die mit Filter richtig fokussiert ist, sieht man doch sofort.
(Zudem, selbst wenn, mit f8 wäre auch bei dieser Brennweite ausreichend Schärfentiefe, um eine evtl. Fehlfokussierung auszugleichen.)

Beste Grüße.


tatatu  
tatatu
Beiträge: 2.931
Registriert am: 15.12.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#23 von 01af , 12.04.2007 17:01

ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 13.24 h) ZITAt (01af @ 12. 4. 2007, 12.18 h) Die Aufnahme mit Konversionsfilter zeigt geringeres Rauschen[/quote]Kann ich nicht erkennen. Ich sehe nur, dass sie aufgrund etwas geringerer Schärfe etwas weicher ist.[/quote]
Unfug! Wie soll denn wohl die Schärfe das Rauschen beeinflussen? Das Rauschen wird doch nicht vom Objektiv abgebildet und fokussiert! Umgekehrt wird ein Schuh draus: das weichere Rauschen bewirkt eine geringere visuelle Schärfe. Wobei ich allerdings den Verdacht nicht ganz loswerde, du hättest bei der Rohdatenkonvertierung unterschiedliche Rauschreduktionen angewandt. Bist du ganz sicher, daß die Farb- und die Luminanzrauschreduktion deines Konverters in beiden Fällen auf null standen?


ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 13.24 h) ZITAt (01af @ 12. 4. 2007, 12.18 h) ... neutralere Farben und feinere Farb- und Tonwertdifferenzierung.[/quote]Woran machst Du das fest?[/quote]
Na, an der feineren Farb- und Tonwertdifferenzierung. Schau halt einmal genau hin!


ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 13.24 h) Wir sind uns aber vermutlich einig, dass wir hier über Theorie diskutieren, die praktisch keine nennenswerten Unterschiede ergibt, oder?[/quote]
Keineswegs. Von bloßer Theorie kann keine Rede sein. Ich will aber gern zugeben, daß die Unterschiede subtil sind. Genau deshalb sagte ich eingangs: "bei hohen Ansprüchen an die Bildqualität". Bei niedrigen bis mittleren kann man sich die Mühe sparen.

-- Olaf


Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.


01af  
01af
Beiträge: 2.871
Registriert am: 05.03.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#24 von tatatu , 12.04.2007 17:20

ZITAt (01af @ 2007-04-12, 17:01) ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 13.24 h) ZITAt (01af @ 12. 4. 2007, 12.18 h) Die Aufnahme mit Konversionsfilter zeigt geringeres Rauschen[/quote]Kann ich nicht erkennen. Ich sehe nur, dass sie aufgrund etwas geringerer Schärfe etwas weicher ist.[/quote]
Unfug! Wie soll denn wohl die Schärfe das Rauschen beeinflussen? Das Rauschen wird doch nicht vom Objektiv abgebildet und fokussiert! [/quote] Ach was?! Kennst Du die Kodak-Karten? Weißt Du wie sie beschaffen sind? Was Du hier als Rauschen interpretierst ist mit Sicherheit die schlicht schärfer abgebildete Struktur der Karten. Aber ich werde mal defokussiert eine Graukarte aufnehmen - so stört dann kein Motivdetail den Eindruck von Schärfe/Rauschen.

ZITATBist du ganz sicher, daß die Farb- und die Luminanzrauschreduktion deines Konverters in beiden Fällen auf null standen?[/quote] Wenn Du magst, schicke ich Dir die RAW-Dateien. Kein Problem.

ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 13.24 h) ZITAt (01af @ 12. 4. 2007, 12.18 h) ... neutralere Farben und feinere Farb- und Tonwertdifferenzierung.[/quote]Woran machst Du das fest?[/quote]
Na, an der feineren Farb- und Tonwertdifferenzierung. Schau halt einmal genau hin!
Super Antwort. Da ist nix feiner.

ZITATZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 13.24 h) Wir sind uns aber vermutlich einig, dass wir hier über Theorie diskutieren, die praktisch keine nennenswerten Unterschiede ergibt, oder?[/quote]
Keineswegs. Von bloßer Theorie kann keine Rede sein. Ich will aber gern zugeben, daß die Unterschiede subtil sind. Genau deshalb sagte ich eingangs: "bei hohen Ansprüchen an die Bildqualität". Bei niedrigen bis mittleren kann man sich die Mühe sparen.[/quote] Dazu gehört für mich ohne Zweifel maximale Schärfeleistung. Es sei denn, hier Abstriche zu machen, würde sich an anderer Stelle auszahlen. Tut's aber nicht. Außer vielleicht, man müßte ein Markenprodukt in einem Kunstlichtumfeld ablichten und die absolute Farbverbindlichkeit eines Logos o.a. wäre zu gewährleisten - da dürfte der Filter helfen.
Für mich stellt es sich als absolut vernachlässigbar dar im Moment. Aber einschlägige Beispiele (nicht Aufsätze) könnten meine Sicht da ja evtl. ändern.

Beste Grüße.


tatatu  
tatatu
Beiträge: 2.931
Registriert am: 15.12.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#25 von 01af , 12.04.2007 17:49

ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 17.20 h) ZITAt (01af @ 12. 4. 2007, 17.01 h) ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 13.24 h) ZITAt (01af @ 12. 4. 2007, 12.18 h) ... neutralere Farben und feinere Farb- und Tonwertdifferenzierung.[/quote]Woran machst Du das fest?[/quote]Na, an der feineren Farb- und Tonwertdifferenzierung. Schau halt einmal genau hin![/quote]Super Antwort. Da ist nix feiner.[/quote]
Tja, wenn du's nicht siehst, kann ich dir auch nicht helfen.


ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 17.20 h) ZITAt (01af @ 12. 4. 2007, 17.01 h) ... deshalb sagte ich eingangs: "bei hohen Ansprüchen an die Bildqualität".[/quote]Dazu gehört für mich ohne Zweifel maximale Schärfeleistung.[/quote]
Dann gib aber acht, daß du "maximale Schärfeleistung" nicht mit "maximalem Schärfeeindruck" verwechselst. "Schärfe" ist ein kompliziertes Konzept mit vielen Facetten, und ich habe den Eindruck, du seist dir der Fallstricke nicht so ganz bewußt, die aus dieser Vielfalt erwachsen. So ist es zum Beispiel ein beliebter Trick erfahrener Bildbearbeiter, den visuellen Schärfeeindruck rauscharmer oder rauschfreier Bilder durch künstliche Hinzufügung geringfügigen Rauschens zu erhöhen ... auf Kosten der Detailauflösung natürlich. Welche Variante wäre dir lieber -- die schärfere oder die höher aufgelöste?

-- Olaf


Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.


01af  
01af
Beiträge: 2.871
Registriert am: 05.03.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#26 von tatatu , 12.04.2007 18:01

ZITAt (01af @ 2007-04-12, 17:49) ...[/quote] Jetzt hör doch mal auf, so belehrend zu sein (hast Du auch gar nicht nötig).
Diese Bilder sind ungeschärft!
Und wenn Du aufgrund dieses Fakts die Frage nochmals richtig stellst, dann antworte ich: ja, maximaler Detailreichtum im ungeschärften Bild ist mir enorm wichtig. Dann habe ich nämlich alle Optionen und fange nicht gleich vorne mit Kompromissen an.
Beste Grüße.


tatatu  
tatatu
Beiträge: 2.931
Registriert am: 15.12.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#27 von 01af , 12.04.2007 19:04

ZITAt (tatatu @ 12. 4. 2007, 18.01 h) Ja, maximaler Detailreichtum im ungeschärften Bild ist mir enorm wichtig.[/quote]
Also gut.

Wenn das (Kunst-)Licht sehr knapp ist und man sich nicht beliebig lange Belichtungszeiten erlauben kann (etwa bei Freihand-Schnappschüssen auf Partys, in Kneipen, im Konzert), dann muß man sich das mit dem Konversionsfilter tatsächlich gut überlegen. Denn knappes Licht beeinträchtigt die Bildqualität mindestens ebenso wie ein allzu extrem verschobener elektronischer Weißabgleich. Unter solchen Umständen ist der Verlängerungsfaktor eines Filters ein teurer Spaß, und man tauscht nur einen Nachteil gegen einen anderen und gewinnt unterm Strich nichts.

Doch wenn das (Kunst-)Licht hell genug ist, etwa im Photostudio, und man sich einen Filterverlängerungsfaktor von 2× bis 4× problemlos erlauben kann, dann liefern konversionsgefilterte Aufnahmen in aller Regel eine höhere Bildqualität als elektronisch weißabgeglichene.

Wenn du aber in deinen Testaufnahmen keine Verbesserung mit Konversionsfilter feststellst -- oder gar eine Verschlechterung --, dann hast du ein Problem. An deiner Stelle würde ich nicht einfach mit den Schultern zucken und die Sache fürderhin ignorieren. Wenn dir Bildqualität tatsächlich wichtig ist, dann solltest du dem beobachteten Schärfeverlust auf den Grund gehen. An deiner Stelle würde ich die Testaufnahmen wiederholen, dabei sorgfältiger auf äquivalente Belichtung und genaue Fokussierung achten und vor allem neben den Testtafelaufnahmen auch ein paar von natürlichen Objekten machen. Beziehe auch Motive mit hohen Kontrasten ein, um einen Eindruck vom nutzbaren Dynamikumfang zu bekommen. Prüfe, ob der Einsatz eines Filters den Autofokus zu einem systematischen Fehler bewegt (sowas gibt's).

Generell ist es sehr riskant, Grundsatzentscheidungen, etwa über die Qualität von Objektiven oder den Nutzen von bestimmten Vorgehensweisen, nach nur einem einzigen hemdsärmelig durchgeführten Test zu treffen.

-- Olaf


Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.


01af  
01af
Beiträge: 2.871
Registriert am: 05.03.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#28 von tatatu , 12.04.2007 19:36

ZITAt (01af @ 2007-04-12, 19:04) ...[/quote]

Schon besser.

Mit 500Watt Nitraphot aus relativ geringer Entfernung ist es ja schon mal nicht ganz so funzelig, wie auf einer Party.
Dass selbst auch ein guter Filter wie ein B+W Pro ein Zeissobjektiv sichtbar beeinträchtigt (wenn auch nur minimal) halte ich für möglich.
Ich schließe aber auch nicht aus, dass etwas anderes die Ursache ist.
Ich fokussiere manuell oder AF mit manueller Gegenkontrolle.
Äquivalente Belichtung ist hier gegeben; +1EV manuell eingestellt und die Belichtungsmessung hat das exakt bestätigt [vgl. Exif].
Soweit dazu.

Was Dynamik, Tonwertabstufungen und Farben angeht machen Tests mit 'echteren' Motiven ganz sicher Sinn, da hast Du recht.
Ich habe das auch noch gar nicht verworfen und werde das auch sicher noch weiter austesten - ich wundere mich aber dennoch, dass darüber zwar (relativ) viel geschrieben, aber nichts exemplifiziert wird.
Daher scheint mir das momentan mehr so eine Laborerkenntnis ohne wirklichen praktischen Nutzen zu sein.
Mich würde mal ein Vergleichsbeispiel interessieren, das die Theorie belegt!
Meins hat sie zwar noch lange nicht widerlegt, natürlich nicht, aber zumindest hinsichtlich Rauschen bin ich mir doch sicher, dass in Bildbereichen, die ausreichend Licht bekommen, kein Rauschen verstärkt wird. Ich kenne meine Kamera und die Ergebnisse, die sie produziert, recht gut. Daher erwarte ich da von weiteren Tests keine wirklich anderen Ergebnisse bezügl. des Rauschens. Werde es Dir/Euch aber selbstverständlich nicht vorenthalten, sofern sich das Gegenteil bestätigen sollte.
Was die anderen Parameter der Bildqualität (Dynamik, Farben...) angeht, wie gesagt, das halte ich für möglich, dass unter relevanteren Bedingungen positive Effekte mit Filter zu erzielen sind.

Beste Grüße.


tatatu  
tatatu
Beiträge: 2.931
Registriert am: 15.12.2005


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#29 von Dennis , 13.04.2007 00:08

Wenn man den Unterschied sehen will, dann muss man einfach mal eine neutralgraue Fläche unter verschiedenen Lichtbedingungen fotografieren, und die Bilder ziemlich "roh" entwickeln, also ohne jeden Weißabgleich oder großartige Farbraumtransformationen. dcraw ist dazu ein geeignetes Werkzeug. Man wird dann schon beim Anblick mit dem bloßen Auge je nach Beleuchtung starke Farbstiche erkennen, in PS kann man sich dann das ganze noch schön am Histogramm verdeutlichen. Bei einer ideal ausgewogenen Aufnahme ist kein Farbstich im Bild, und die Peaks im Histogramm liegen alle auf einer Höhe. Je stärker die Farbtemperatur von dieser optimalen Beleuchtungs-Temperatur abweicht, desto deutlicher wird der Farbstich, und desto mehr wandern die Peaks im Histogramm auseinander. Man kann in PS im 16Bit-Modus die Werte unter dem Histogramm ablesen, wenn man mit der Maus darüberfährt. Aus den Zahlenwerten kann man auch direkt den notwendigen Verstärkungsfaktor bestimmen, und mit diesem Verstärkungsfaktor wird auch das Rauschen verstärkt - und zwar im jeweiligen Kanal. Durch die Gamma-Korrektur wird das Rauschen noch weiter verstärkt, und wenn dann noch die Schatten aufgehellt werden sollen, dann kann auch das Rauschen eines einzelnen Kanals sehr störend werden.

Besonders die Kombination Kunstlicht und Haut ist kaum zu bändigen: Belichtet man "normal", ist mit großer Wahrscheinlichkeit der rote Kanal ausgefressen, was sich dann in "teigiger" Haut (konturlos, matt) manifestiert. Belichtet man knapper, wird der ohnehin schon dürftig belichtete Blau-Kanal noch mehr unterbelichtet. Ein Dilemma.

Auch bei Tageslicht ist die Belichtung keineswegs ausgeglichen: Durch die Nähe der "roten Pixel" zum IR-Cut-Filter, ist bei Tageslicht der R-Kanal der schwächste, und muss im Vergleich zum G-Kanal i.d.R. ca. um den Faktor 2 verstärkt werden. Es gibt daher so Freaks, die tagsüber mit einem 40M-CC-Filter losziehen - denn nur, wenn ein ausgeglichenes Spektrum auf dem Sensor ankommt, kann man das "Expose to the right" voll ausreizen.

Ich kann Olafs Aussagen nur voll und ganz bestätigen, und im Studio halte ich Konversionsfilter für höchst sinnvoll.


Viele Grüße,
Dennis.
--------------------


Minolta SR System

Direktlinks:
Minolta Lens Index :: Minolta Lens Database :: Minolta Lens Shades :: Minolta System Guides :: Minolta Manuals Database


Dennis  
Dennis
Beiträge: 5.313
Registriert am: 17.11.2004


RE: Weißabgleich vs. Konversionsfilter

#30 von tatatu , 13.04.2007 00:47

Tja, dann würde mich doch endlich mal ein sinnvolles Beispiel interessieren und nicht Theorie.
Hier gibt's jetzt gleich massenhaft Belege - gegen die Theorie - aber alle ausschließlich bezogen auf Rauschen.

Das ist jeweils der Crop einer [heftig] defokussierten Graukarte.

Nitraphotlampe 500W. Einmal mit KB12, einmal ohne; jeweils bei ISO100, 200 + 400, und alle Helligkeitsunterschiede, die trotz eindeutiger Belichtungsreihe entstanden, so belassen.
Einstellungen in C1: lineare Kurve [die man zum Erstellen von Kameraprofilen - neutraler geht's nicht]. Alle Filter aus.
-

Und das Ganze nochmals in den Helligkeiten über EV-Korrektur in C1 angeglichen, damit man besser vergleichen kann
[orientiert an der dunkelsten Aufnahme, damit bei keinem Bild Rauschen verstärkt wird - stärkste Korrektur war - 0,2EV, also ganz sicher völlig zu vernachlässigen]:
-

Was was ist, geht aus den Dateinamen hervor [KB12: DSC...KB12iso100 ... / Ohne Filter: DSC...OFiso100 ...].

Dennis hat in einem Punkt natürlich sehr Recht: wenn ein Bild mit AWB bei Kunstlicht aufgenommen wird, dann ist es zunächst mal zu gelb/warm.
Das muss korrigiert werden. Die Fragestellung war, ob die Korrektur Rauschen verstärkt und andere negative Einflüsse auf das Bild hat.
Die Ergbnisse hier zeigen das bezügl. Rauschen nicht - und darüber hinaus, dass die Kamera bei Verwendung von Filter eine inkonsistentere Blendenreihe produziert.
Wenn 'echte' Farben ins Spiel kommen, mag alles anders aussehen. Haut und Kunstlicht ist wirklich schlecht. Vermutlich alle Motive, bei denen der Rotkanal gegenüber den anderen beiden Kanälen zu stark angehoben wird (wie oben bereits gesagt).

Beste Grüße.


tatatu  
tatatu
Beiträge: 2.931
Registriert am: 15.12.2005


   

Lightroom: Erkennung des Objektivs
"Touri"-Entferner

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
| 2002- © so-fo.de | minolta-forum.de |
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz