RE: Digitalfotografie für Kinder

#1 von joerg99 ( gelöscht ) , 08.10.2004 19:37

In den Spielwarengeschäften gibt es billige Analogkameras für (kleinere) Kinder, die sich durch kindgerechtes Design, überwiegend schlechte Qualität und eben die Notwendigkeit eines Negativ-Entwicklungsprozesses auszeichnen. Das digitale Zeitalter ist aber angebrochen. Digicams gibt es inzwischen für jede Zielgruppe, egal ob die Kamera nun besonders leistungsfähig, besonders klein, chic, spritzwassergeschützt oder wasserdicht sein soll. Zum fotografieren lernen sind Digicams meiner Meinung nach eigentlich gut für Kinder geeignet. Das Ergebnis kann sofort (auf dem Monitor) bzw. spätestens abends am PC/Fernseher betrachtet werden. Damit ergibt sich eine Unmittelbarkeit des Erlebens, weil Kinder nicht unbedingt für mehrtägige Wartezeiten auf Papierabzüge zu begeistern sind. Da keine Materialkosten für Film+Entwicklung anfallen, muß der Experimentiertrieb nicht gebremst werden. Die Fotoqualität der billigeren Digicams ist nicht unbedingt schlechter als die der sogenannten analogen Kinderkameras und für die ersten 9er Abzüge/Ausdrucke allemal geeignet, die stolz an die Kinderzimmerwand gehängt werden. Aber entweder täuscht mein Eindruck, oder es gibt tatsächlich keine Digicams im Handel, die auf die Zielgruppe Kinder zugeschnitten sind?
Eine kindertaugliche Kamera sollte ein (vielleicht buntes?) robustes Gehäuse haben, mit wenigen griffigen Bedienelementen ausgestattet sein, auf Bildschirmmenus verzichten und preislich in einer Region liegen, die bei Verlust oder Linsenbruch nicht gleich zum elterlichen Drama führt. Ob das für die Industrie uninteressant ist? Eltern kaufen teure Legokästen, Funkfernsteuerautos und Gameboys - also müßten sich auch solche Geräte gut absetzen lassen. Auch in Fachzeitschriften ist mir bisher noch kein Artikel über den Weg gelaufen, der sich mit diesem Thema beschäftigt. Fotospecials für Steinpilzzammler und Höhlenforscher findet man eher :-) Haben Fotografen keine Kinder?

Ich habe ca. 40 Euro ausgegeben und meiner Tochter zum 5. Geburtstag eine einfache Digicam (aito) gekauft. Ältere kleine CF-Speicherkarten waren eh im Haushalt vorhanden. Wollte einfach mal ausprobieren, was dabei herauskommt. Ich bin erstaunt, welche Motive sie sieht. Das Gerät ist wirklich einfach gehalten, hat aber immerhin einen Monitor. Sie kann es selbständig einschalten und den Blitz ein- und auschalten. Damit hört es aber fast schon auf, weil die Kamera eben nicht für Kinder gemacht ist - man müßte lesen können und englisch verstehen, um weitere Funktionen über das Menu aufzurufen. Immerhin funktioniert das Gerät nach einem viertel Jahr noch und liegt nicht in der Ecke.

Ist das Thema wirklich uninteressant, habe ich nicht ausreichend gesucht, oder hat die Industrie die Zielgruppe Kinder wirklich noch nicht entdeckt?



joerg99

RE: Digitalfotografie für Kinder

#2 von toomuchpix ( gelöscht ) , 08.10.2004 21:20

Wetten dass Deine Tochter auch mit der A2 gut umgehen könnte, wenn Du sie auf P stellst?



toomuchpix

RE: Digitalfotografie für Kinder

#3 von joerg99 ( gelöscht ) , 08.10.2004 22:55

Zitat von toomuchpix
Wetten dass Deine Tochter auch mit der A2 gut umgehen könnte, wenn Du sie auf P stellst?


Prinzipiell ja, aber Gewicht, Größe und Preis machen die A2 nicht so direkt zum Kinderspielzeug. Die Frage ist, wie ich damit umgehen könnte, wenn sie das gute Stück mit in den Garten nimmt :-o
Bei einem Schulkind halte ich z.b. eine Spiegelreflex schon für eine gute Wahl. Das macht aber erst Sinn, wenn einige optischen Grundkenntnisse vorhanden sind, um damit umzugehen. Bei kleineren Kindern geht es ja zunächst einmal um den Spass am "etwas festhalten" und um erste Ansätze der Bildkomposition.



joerg99

RE: Digitalfotografie für Kinder

#4 von toomuchpix ( gelöscht ) , 08.10.2004 23:49

ZITATDie Frage ist, wie ich damit umgehen könnte, wenn sie das gute Stück mit in den Garten nimmt :-o[/quote]
Angsthase /blum.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blum.gif" /> eine gute Kam muß das aushalten ...


ZITAT... Schulkind halte ich z.b. eine Spiegelreflex schon für eine gute Wahl. Das macht aber erst Sinn, wenn einige optischen Grundkenntnisse vorhanden sind[/quote]

Was verstehst Du unter Schulkind?
Mir persönlich sind im Physikunterricht (9.Klasse?) die optischen Gesetze zwar leicht erschließbar gewesen, aber das mit dem Fotografieren hat dann anders angefangen ... und eigentlich gleich mit der Spiegelreflex, gut damals gab es noch keine Digiknipsen. Ich find es vom Pädagogischen her irgendwie falsch: Digiknipse --> SLR
Zuviel Komfort verwöhnt am Anfang und das Ding wird abgelegt, wenn es nicht mehr interessant ist.

ZITATBei kleineren Kindern geht es ja zunächst einmal um den Spass am "etwas festhalten" und um erste Ansätze der Bildkomposition[/quote]

Das gilt auch für groooooße Kinder wie mich /laugh.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="laugh.gif" />

nee im ernst: ich finde fotografisches Talent kann man irgendwie nicht fördern, jedenfalls nicht gezielt, vermutlich nicht eimal genau definieren. Wenn andere Interessen in den Vordergrund rücken, wirst Du das nicht verhindern.
Oder verstand ich die Intention Deines Threads falsch?



toomuchpix

RE: Digitalfotografie für Kinder

#5 von chilperich , 08.10.2004 23:49

Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Segment tatsächlich bald ausgebaut wird, denn einfache Kameras werden immer billiger und können damit auch robust gebaut werden. Sie werden aber vielleicht erst in größeren Stückzahlen gekauft, wenn sie nicht teurer als 80-unter 100 Euro sind.
Zum ersten Wecken der Freunde an der Fotografie fände ich die Dinger nicht schlecht, wobei sie dann aber preiswert sein sollten. Meine Töchter (9 und 11) haben analoge kompakte, aber die nutzen sie sehr wenig. Lieber nehmen sie meine Digitale. Kinder warten halt ungern viele Tage; sonst lassen sie es oft lieber ganz sein.
Peter



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RE: Digitalfotografie für Kinder

#6 von marcker , 09.10.2004 17:51

Hallo zusammen,

ich kann nur bestätigen, dass Digitalkameras für Kinder einen guten Einstieg in die Fotografie bieten. Unsere Älteste (17) kann seit längerem unsere analogen Kameras nutzen, hat aber eigentlich nur Spaß, wenn sie eine der digitalen in die Hand bekommt. Unsere mittlere Tochter (16) hat aufgrund ihrer geistigen Behinderung keine Ausdauer, auf irgendwelche Abzüge zu warten. Aber mit ihrer Aldigi geht sie gerne herum, knippst, überspielt die Bilder auf den Computer und schaut sie sich an. Unsere jüngste (12) hat vor einem Jahr mit einer abgelegten IXUS begonnen und zeigt großes Interesse an der Fotografie. Da sie die Bilder direkt nach der Aufnahme kontrollieren kann, probiert sie unterschiedlichste Positionen und Einstellungen aus, um ein Motiv abzulichten. Ich glaube, bei einem analogen Film wären mir die Folgekosten einfach zu hoch.

Gruß Marcus



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RE: Digitalfotografie für Kinder

#7 von Big_Lindi , 10.10.2004 10:38

Meine Sohnemann (6 Jahre) hat auch die Freude am Fotografieren an meiner Dimage 7 entdeckt. Bilder sofort da, auch das Einstellen des - zugegebenermassen meist recht unkonventionellen /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" /> - Bildauschnittes über den Monitor geht besser als mit einem Sucher.
Ich war anfangs immer nahe am Herzinfarkt, mittlerweile hab ich doch mehr Vertrauen in ihn und lass ihn damit rumlaufen (in der Hoffnung er schmeißt sie runter und ich kann mir ein neueres Modell kaufen B) ).
Pech hatte ich kürzlich, als er meine Analoge in die Hände bekam, und die stand auf Serienbildfunktion... /laugh.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="laugh.gif" />
Kinder-Digis wären der Hit, allerdings entweder billig und miese Qualität oder dann im Verhältnis zu teuer.
Mal sehn, allmählich gibts ja auch genügend "Auslaufmodelle" mit 2-3 MP, die auch für Kinder bzw. ihre Eltern bezahlbar werden und gute Qualität liefern.

Gruß
Tobias



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RE: Digitalfotografie für Kinder

#8 von Goodspeed , 11.10.2004 15:20

ACHTUNG: Ich will hier keine neue Analog/Digital-Sikussion lostreten! Aber meine Gedanken hierzu:
(wem das zu lang ist, kann sich den ersten Gedankengang sparen und weiter unten anfangen zu lesen...)

Wie haben wir denn alle angefangen zu fotografieren? Von ein paar wenigen Späteinsteigern abgesehen, die erst durch eine Digicam der Faszination "Fotografie" erlegen sind, war es doch meist eine "Ausrangierte" von Mama oder Papa. So sieht es jedenfalls aus, wenn ich mir die Beiträge im entsprechenden Thread in diesem Forum ansehe.

Auch ich habe mit 9 Jahren mit einer ziemlich alten Voigtländer und Handbelichtungsmesser (der interne war kaputt) meine ersten fotografischen Schritte unternommen. Ich hatte davor noch irgendeine komische billige Plastikkamera, die mich aber nie gereizt hat. Ich glaube, dass das 50-mm-Objektiv der Voigtländer recht gut mein Auge für den Blick auf die Welt geschult hat. Und der umständliche Umgang mit dem Belichtungsmesser ließ mir genau die halbe Gedenkminute, dass ich mir noch einmal Gedanken über das Motiv machen konnte. Natürlich waren damit keine Schnappschüsse möglich (zumindest nicht, wenn man zu gewissenhaft Wert auf eine korrekte Belichtung legt) und die Freunde mit ihren Autofokus-Kompakt-Kameras hatten nicht mehr als ein müdes Lächeln übrig.

Und darum jetzt meine Frage: Brauchen Kinder eine bunte, billige Einsteiger-Kamera? Oder brauchen sie nicht eher eine robuste, einfach zu bedienende Kamera? Sollen sie die Kamera als Spielzeug betrachten oder als Werkzeug?

Ich glaube, dass das Interesse sowieso zunächst von alleine da sein sollte. Und zwar für längere Zeit. Es war für mich das größte, mal durch den Sucher der Spiegelreflexkamera meiner Mutter gucken zu dürfen. Immer und immer wieder.

Wenn der Wunsch nach einem eigenen Fotoapparat da ist, wie ernst ist der zu nehmen? Bekommt man nach dem ersten geäußerten Wunsch diesen direkt erfüllt, besteht dann nicht die Gefahr, dass das Interesse schnell verfliegt und das gute Stück dann in der Ecke liegt? Wenn schon die Entwicklung des Films zu lange dauert, wie lange hat man dann überhaupt Spaß am Fotografieren? Die Kosten für Papierabzüge lassen sich durch die Verwendung von Dialfilmen auch vermeiden. Zudem ist es doch spannend, gerade dadurch den Weg des Bildes verfolgen zu können: Wenn man den entwickelten Diafilm schneidet, rahmt und projiziert. Dadurch bekommt man doch erst ein Gespür für die Physik (und Chemie), die dahinter steckt.

[OT an]
Bei Computern sieht es ganz ähnlich aus: Wer mal mit einem XT (oder älter), also einem Gerät aus der Vor-Windows-Ära, gearbeitet hat, für wen DOS zum täglich Brot gehörte oder wer sich sogar an der Assembler-Programmierung versucht hat, der hat bestimmt ein anderes Hintergrundwissen als bei ausschließlicher Verwendung eines Maus-Click-Computers.
[OT aus]


So, hier der Teil mit dem, was ich eigentlich sagen will: /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Natürlich haben Digicams durch die (fast) direkte Verfügbarkeit des Bildes große Vorteile beim Experimentieren und Lernen. Gar keine Frage. Aber eine billige Kamera für Kinderhände ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz. Meine Vermutung ist, dass die ganze Angelegenheit dann evtl. nicht mehr mit der erforderlichen "Ehrfurcht" betrachtet wird. Es ist dann ein Spielzeug wie viele andere auch und verschwindet schnell in der Kiste zwischen den Matchbox-Autos und den Drei-Fragezeichen-Kassetten. Es muss halt klar sein, dass es sich bei einer Kamera nicht um irgendein weiteres Fisher-Price- oder Mattel-Spielzeug handelt. Darum sollte man solch ein Ding nicht "einfach schenken". Sondern sich gemeinsam Gedanken darüber machen, ein Ziel formulieren und dann auf eine solche Anschaffung sparen lassen (unterstützt durch größere Beiträge zu Weihnachten oder zum Geburtstag). Dann, wenn das Sparziel erreicht ist, kann man gemeinsam in den Laden gehen und den Wunsch in die Realität umsetzen. Meine Modelleisenbahn war auch so lange ein Spielzeug wie viele andere, bis ich mir die ersten Wagen selber gekauft habe. Danach hatte ich ein ganz anderes Verhältnis dazu (und Faszination und Spieltrieb sind bis heute geblieben).

Übrigens: Es gab mal von Lego ein "Movie Maker Set" mit Digitalkamera (siehe angehängtes Foto). Die Kamera würde aber wohl für "Fotos" keine ausreichende Qualität liefern...

Im Stopp-Trick-Verfahren konnten die von der Cam aufgenommenen (Einzel-)bilder im Computer in einen laufenden Film verwandelt werden. Das Set war aber auch recht teuer und das Verfahren für Kinder wohl zu aufwändig (erfordert ja auch eine Menge Ausdauer). Aber viele Erwachsene haben ihre alten Lego-Vorräte vom Speicher geholt und Nächte damit zugebracht, Regisseur zu spielen. Sie nennen sich "Brickfilmer" und es gibt sogar Wettbewerbe in dieser neuen Kunstrichtung.

Und wenn "Große" mit Kinderspielzeug Spaß haben können, warum sollen Kinder dann nicht mit "anpruchsvollen" Kameras arbeiten dürfen? Ist doch nur gerecht! /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />

Christian



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RE: Digitalfotografie für Kinder

#9 von joerg99 ( gelöscht ) , 11.10.2004 19:16

Zunächst einmal Danke für die interessante Diskussion!

Ich glaube, daß Kinder mit den technischen Standards ihrer Zeit jeweils recht schnell zurechtkommen. Das beste Beispiel ist der PC - in welchem Alter haben wir ehrfurchtsvoll das erste Mal in einen Monochrom-Monitor geschaut und wie alltäglich holen sich Kinder inzwischen ihre Hausaufgaben-Beiträge aus dem Internet. Der Meinung zur billigen anspruchslosen Digiknipse stimme ich nur teilweise zu - wir haben auch mit dem Dreirad angefangen, bevor wir mit einem richtigen Fahrrad (mit blauen Flecken :-) umzugehen gelernt haben. Ich denke da pragmatisch. An der pädagogischen Überlegung von Goodspeed ist sicher auch viel dran, aber eine hohe Einstiegshürde kann meiner Meinung nach auch verhindern, sich intensiver mit dem Thema zu befassen. Ich halte es lieber mit dem allmählichen Höherlegen der Meßlatte. Ich denke auch, daß man Talent durch altersgerechte Impulse fördern kann. Ich hatte als Kind eine "billige Knipse" und habe mir erst als Jugendlicher die erste Spiegelreflex (das war eine Praktica BC1) vom eigenen Geld gekauft. Ich stimme allerdings zu: Wo gar kein Interesse ist, können es die Eltern wahrscheinlich auch nicht über einen längeren Zeitraum wecken. Dann würde auch ein hochwertiger Fotoapparat ein Spielzeug bleiben.



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