RE: Belichtungsmessung - Wie und Warum?

#1 von Stephan , 27.02.2003 08:17

TTL-Belichtungsmessung - wie und warum?

Teil II



Praxisbeispiele zur Belichtungsermittlung


Was bedeutet das für uns in der Praxis?
In der Praxis bedeutet dies, das wir uns nicht auf die ermittelte Blenden/Verschlusszeitenkombination blind verlassen sollten, sondern uns immer auch noch mit dem Aufnahmeobjekt und dessen tatsächlicher Helligkeit auseinandersetzen müssen!

Beispiel I:
Wenn wir eine Aufnahme eines uns lieben Menschen auf einer grünen Wiese mit blauem Himmel und ein paar Schäfchenwolken machen möchten, können wir davon ausgehen, dass das Ergebnis der Belichtungsmessung gut mit unseren Vorstellungen übereinstimmt. Die Motivhelligkeit ist nicht außergewöhnlich, die Farben sind ausgewogen und "normal".

Beispiel II:
Wenn wir z.B. eine Aufnahme einer winterlichen Szenerie mit viel Schnee bei strahlendem Sonnenschein aufnehmen möchten. Wir richten unsere Kamera auf die Winterlandschaft und nehmen eine Belichtungsmessung vor. Die erhaltenen Blenden/Verschlusszeitenkombination übernehmen wir unbedacht’ und lösen aus.
Wie wird das Ergebnis aussehen?
Wir haben es in diesem Fall mit einer sehr hohen Motivhelligkeit und einer hohen Beleuchtungsstärke zu tun, was zu einer sehr hohen Objekthelligkeit führt. Der Belichtungsmesser der Kamera erkennt dies und rechnet diese Helligkeit auf ein mittelhelles Objekt um!
Die Blenden/Verschlusszeitenkombination wird in etwa so aussehen: Hohe Verschlusszeit mit kleiner Blende. Das fertige Bild wird unterbelichtet - also viel zu dunkel - sein!

Beispiel III:
Wir möchten einen Schornsteinfeger vor einem Haufen Kohle bei stark bewölktem Himmel fotografieren! Wir richten unsere Kamera auf den Schornsteinfeger und nehmen eine Belichtungsmessung vor und drücken unüberlegt ab. In diesem Fall haben wir eine sehr schwache Objekthelligkeit bei schwacher Beleuchtungsstärke was zu einer sehr kleinen Objekthelligkeit führt. Der Belichtungsmesser der Kamera erkennt dies und wird reichlicher belichten um auf ein mittleres neutralgrau zu kommen, - das Ergebnis wird eine Überbelichtung des Bildes sein!
Die Blenden/Verschlusszeitenkombination wird in etwa so aussehen: Lange Verschlusszeit mit großer Blende!

Um es mal mit einfacheren Worten auszudrücken: Bei dunklen Lichtsituationen stellt die Kamera die Belichtung so ein, das mehr Licht auf den Film fällt (überbelichtet) und bei hellen Situationen stellt die Kamera die Belichtung so ein, das weniger Licht (unterbelichtet) auf den Film fällt!


Doch: Wollen wir das?
Eigentlich nicht, wir wollen die Schneelandschaft im strahlenden weiß abgebildet habe wie wir sie vor uns sehen und den Schornsteinfeger im dunklen schwarz wie wir ihn vor uns sehen – und nicht in einem matschigen Grau!

Das heißt, ohne bewussten Eingriff in die Kameralogik, erhalten wir nicht die gewünschten Resultate und das Zauberwort heisst:


Belichtungskorrektur

Eine Belichtungskorrektur ist ein bewusster Eingriff in die Belichtungsvorgabe der Kamera!
Beispiel Schneelandschaft: Die Kamera zeigt uns eine Blende/Verschlusskombination von 1/1000 und Blende 11! Bei modernen, hochpreisigen Kameras (z.B. Dynax 7) kann man einfach per Daumenrad eine Belichtungszugabe von z.B. 2 Blendenstufen oder 2 Zeitstufen, oder unabhängig von Blende und Zeit: + 2 LW (Lichtwert) oder auch EV (Exposure Value) einstellen.
Mann kann nämlich eine Belichtungszugabe von 2 LW erreichen indem man

a) die Blende öffnet, von z.B. f/11 auf f/5,6 oder

b) die Belichtungszeit verlängert von 1/1000 auf 1/250 oder

eine Kombination aus beidem

c) die Blende öffnet, von z.B. f/11 auf f/8 und die Belichtungszeit verlängert von 1/1000 auf 1/500


was in allen 3 Fällen zum gleichen (Belichtungs)Ergebnis führt! Wofür man sich entscheidet hängt letztendlich auch von gestalterischen Merkmalen ab!

Bei kleineren Kameramodellen wie z.B. der Dynax 4 gibt es solch ein Daumenrad nicht, aber auch hier kann man die Belichtungszugabe recht einfach eingeben.
Bei MF-Kameras wird es da schon schwerer, aber aus obigem Beispiel kann man auch recht gut erkennen, wie dies bei MF Kameras zu erfolgen hat. Belichtung ermitteln, auf "M" umschalten, die erhaltene Blende und Verschlusszeit einstellen danach entweder am Blendenring drehen, oder die Zeit verändern um eine Belichtungszugabe zu erhalten.




Quelle: Adrian Bircher: Belichtungsmessung, Verlag Photografie, ISBN 3-933131-59-6 zu haben bei Amazon oder buch_de



 
Stephan
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