RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#1 von benular , 27.12.2007 12:37

Hallo, ich lese schon eine Weile mit, weil ich mich gerade (wieder) der analogen Fotografie zuwende.


Mir geht's jetzt um die Auswirkungen von Gelb-/Orange-/Rotfiltern auf die SW-Fotografie. Folgendes Bild:


http://www.magnumphotos.com/Archive/C.aspx...=T&DT=Image


Was könnte der Herr Eugene Smith da für nen Filter verwendet haben? Ich mag bei SW starke Kontraste und ich würde gern Bilder in diesem Look machen, mit ähnlich surreal kontrastiertem Himmel.
Rotfilter? Oder reicht da Orange/Gelb? Wie wirkt sich das aus, auch auf andere Farben (Hauttöne)? Evtl noch nen Polfilter extra davor? Den hab ich nämlich schon (B&W). Wieviel Blenden nehmen die Farbfilter?


Danke für die Aufmerksamkeit.


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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#2 von steffens , 27.12.2007 12:56

Dem Himmel nach zu urteilen ist das ein Rotfilter. Polfilter zusaetzlich glaube ich nicht.
Fuer Haut sind die Rotfilter nicht so geeignet, da nimmt man klassischerweise eher Gruenfilter.

Die Filter (Rot) gibts meines Wissens nach in verschiedenen Dichten, dh das kann man so pauschal nicht sagen, aber ich meine es sind so 1-2 Blenden mit einem Standardfilter.

Ich hab mir so ein S/W Einsteigerset von Cokin gekauft, da sind ein Gruen, ein Rot und ein Gelbfilter enthalten, das reicht fuer den Einstieg erstmal /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />


Gruss,
Steffen.


 
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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#3 von Mark , 27.12.2007 13:22

Ich glaube da war überhaupt kein Farbfilter im Spiel, wenn dann nur ein gelbes. Der Effekt mit dem dunklen Himmel ist eher durch geschickte Belichtung, bei der Aufnahme wie im Labor, entstanden. Farbige Filter verändern das Bild grundsätzlich, heißt bei einem Rotfilter das grüne und blaue Bereiche sehr viel dunkler werden, rötliche und gelbliche werden deutlich heller, rote Bereiche tendieren zu weiß. Nur ist das in diesem Bild nicht geschehen, das Bild ist insgesamt dunkler (schwächer belichtet) und stärker kontrastiert (Belichtung/Entwicklung Abzug) zusätzlich ist der Himmel sicher noch nachbelichtet (Belichtung Abzug) um ihn bedrohlicher erscheinen zu lassen.
Für so etwas lohnt sich ein Rotfilter nicht. Ich vermute hier ein gelbes oder grünes Filter um den Motivkontrast insgesamt zu erhöhen, wenn überhaupt.

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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#4 von ingobohn , 27.12.2007 13:32

Nachdem ich das Bild gesehen und bevor ich Marks Kommentar gelesen habe, dachte ich auch spontan, daß das Foto eher von geschickter Nachbelichtung und Kontraststeigerung in der Dunkelkammer seinen "Look" bekommen hat. Ein Rotfilter ist bei Landschaftsaufnahmen manchmal nicht verkehrt, aber sobald Hauttöne im Bild sind, ist ein Rotfilter eher ungeschickt.


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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#5 von J.L. , 27.12.2007 14:38

Hallo benular,

Als erste Anschaffung würde ich zu einem Orangefilter raten. Dieser schluckt etwa zwei Blenden (Verlängerungs-Faktor vier). Wirkt sich noch ganz günstig auf die Haut aus, kann also auch bei Portraits angewendet werden. Blauer Himmel wird dunkler, weiße Wolken bleiben unberührt - der Kontrast zwischen Himmel und Wolken wird also erhöht.

Noch stärker wird dieser Effekt bei einem Rotfilter, doch dieser Filter sollte eigentlich nur selten zum Einsatz kommen. Rotfilter schlucken etwa drei Blenden - Verlängerungsfaktor acht. Ist menschliche Haut mit im Spiel, ist der Rotfilter nicht mehr so geeignet. Wird eher zeichnungslos weiß. Blattgrün bei Landschaftsfotos wird eher zeichnungslos schwarz.

Einen Filter "Gelb dunkel" kannst Du noch öfter als einen Orangefilter benutzen. Dieser Filter sieht eigentlich aus wie orange, nur etwas heller. Ist gut geeignet für Portraits, macht die Haut etwas glatter als sie in Wirklichkeit ist. Der Kontrast von Himmel mit Wolken wird ebenfalls angehoben. Manchen ist der Effekt eines orangefilters auf das Himmelsblau ja zu stark, hier iegnet sich dann der Dunkelgelbfilter besser. Schluckt etwas weniger Licht als der Orangefilter.

Meine persönliche Empfehlung: Heliopan Orange.
Vor allem, wenn Du nicht den Platz für mehrere ungenutzte Filter in der Fototasche hast.

Im Gegensatz zum Polfilter kannst Du den Orangefilter viel besser bei Weitwinkelobjektiven einsetzen, da der Effekt sich nicht mit dem Winkel zur Sonne verändert, und die Himmelspartie, die auf einem Foto abgebildet wird, weitgehend gleichmäßig abgedunkelt wird.

Bei weißem, dicht wolkenverhangenem Himmel bringt eigentlich kein Filter so richtig was.
Wie bei dem Foto, was Du verlinkt hast.
Gelb-orange-rot erhöhen den Kontrast zwischen blau und weiß, nicht jedoch zwischen grau und grau.

Gruß,
Jochen


(ich habe jetzt mal nicht die vielen Ausnahmen erwähnt von denen die, die nach mir schreiben, einen noch längeren Artikel schreiben werden)


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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#6 von opelgt , 27.12.2007 15:02

Mein hoffnungslos vergilbtes Minolta W.Rokkor-SI 1:2,5/28 eignet sich hervorragend für die SW-Fotografie /rolleyes.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="rolleyes.gif" />


 
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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#7 von Mark , 27.12.2007 16:10

ZITAt (Guthorst @ 2007-12-27, 14:38) Als erste Anschaffung würde ich zu einem Orangefilter raten.[/quote]

Interessant, wo doch nach gar keiner Empfehlung gefragt ist /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />.

Moch etwas zu den Verlängerungsfaktoren, so pauschale Aussagen wie oben gemacht halte ich für nicht tragbar da die werte sehr stark von der Empfindlichkeit des Filmes abhängen. Faktor 8 Für ein Rotfilter ist IMO auf jeden Fall zu viel, es sei den leichte IR-Filter laufen bei dir unter Rotfilter /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />.

Um das etwas empirischer zu gestalten und weniger polemisch, schaumal in die Filterfibel von Schneider Kreuznach, da bekommst du ein Auge dafür was es gibt und den Effekt. Und an Hand der Transmissionswerte der einzelnen Filter bekommst du dann auch einen Überblick wieviel Licht sie wegnehmen. Das ist bitte immer im Verhältnis zum jeweilig genutzten Film zu sehen. Orthochromatische Filme mit Rotfilter belichtet ist zwar experimentell ganz witzig aber sonst wenig nutzbringend.

Mark


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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#8 von benular , 27.12.2007 16:34

vielen Dank für die Tips!

und bei näherem Betrachten stimmt das wohl mit dem verlinkten Foto, ich dachte beim ersten Blick, das wäre der typische Rotfilter Effekt, aber da ist ja eher der Kontrast zwischen den Wolken, als zwischen Wolke und Himmel, und die Hauttöne scheinen auch recht natürlich, soweit man das erkennen kann. ...also dann wohl eher Motiv/Aufnahme/Entwicklung..

ok, dann versuch ich es erst mal mit ein paar Orange Filtern, wird ja in 49mm nicht die Welt kosten.. und kann im Gegensatz zu Pol- oder ND Filtern doch sicher auch mal von Hama oder so nem Verein sein, oder?

Und mit der Belichtung muss man sicher auch etwas mehr aufpassen bei Farbfiltern, da ja der Kontras künstlich erhöht wird?


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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#9 von Tetrapak ( gelöscht ) , 27.12.2007 16:47

Die Farbfilter sind im Vergleich zu Polfiltern tatsächlich relativ günstig zu bekommen. Ich rate allerdings eher zu einem mittelgelben als einem orangen Filter, so für den Anfang, der Effekt ist bereits recht stark und es ist viel häufiger sinnvoll einsetzbar als das schon recht spezielle Orangefilter.
Für Portraits, da muss ich Guthorst widersprechen, eignet sich weder orange noch gelb besonders gut. Im Normalfall würde ich ohne Filter arbeiten, falls rote Lippen, rote Haare o.ä. betont werden sollen (oder vor grünem, aber unwichtigem Hintergrund) ein Grüngelb-Filter benutzen. Auch bei Landschaftsaufnahmen soll ein Grünfilter vorteilhaft sein, wenn man weniger auf den Himmel als auf die Differenzierung der Grüntöne Wert legt.

ZITATUnd mit der Belichtung muss man sicher auch etwas mehr aufpassen bei Farbfiltern, da ja der Kontras künstlich erhöht wird?[/quote] Der Kontrast wird bei weitem nicht immer erhöht, in vielen Fällen kann ein Filter eher kontrastsenkend arbeiten (was allerdings meist nicht erwünscht ist). Ich habe bei der Arbeit mit Filtern bisher immer die normale TTL-Belichtungsmessung ohne Korrekturen verwendet und dabei mit Filtern bis Verlängerungsfaktor 2 richtig belichtete Negative erhalten.

Gruß Tetra


Tetrapak

RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#10 von J.L. , 28.12.2007 18:04

ZITAt (Mark @ 2007-12-27, 17:10) ZITAt (Guthorst @ 2007-12-27, 14:38) Als erste Anschaffung würde ich zu einem Orangefilter raten.[/quote]

Moch etwas zu den Verlängerungsfaktoren, so pauschale Aussagen wie oben gemacht halte ich für nicht tragbar da die werte sehr stark von der Empfindlichkeit des Filmes abhängen. Faktor 8 Für ein Rotfilter ist IMO auf jeden Fall zu viel, es sei den leichte IR-Filter laufen bei dir unter Rotfilter /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />.

Mark
[/quote]

Hallo Mark,

ich habe die Faktoren, die auf dem Filter angegeben sind, übernommen (Heliopan).
Tatsächlich kann man die Werte natürlich nach eigenem Gutdünken anpassen. Wenn man Landschaftsaufnahmen macht und grünes Laub drauf hat, ist der Faktor 8 für Rot natürlich zu knapp gewählt, um das Laub nicht hoffnungslos absaufen lassen zu wollen. Ich nutze auch nur Schwarzweiß-Negativmaterial - keine Diafilme. Daher komme ich mit Unterbelichtung nicht klar, wohl aber mit einigen Blenden Überbelichtung.

Der Rotfilter ließ sich bisher aber auch gut für den HIE einsetzen. Letzterer wird leider nicht mehr produziert. Auch hier war der Faktor 8 passend.

Gruß,
Jochen


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RE: Orange- oder Rotfilter für Schwarzweißfotografie?

#11 von Mark , 28.12.2007 20:04

ZITAt (Guthorst @ 2007-12-28, 18:04) Ich habe die Faktoren, die auf dem Filter angegeben sind, übernommen (Heliopan).[/quote]
Ich habe mir die Mühe gemacht das auszuprobieren und auf spezielle Filme anzupassen.
ZITATIch nutze auch nur Schwarzweiß-Negativmaterial - keine Diafilme. Daher komme ich mit Unterbelichtung nicht klar, wohl aber mit einigen Blenden Überbelichtung.[/quote]
Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht. erstmal nutzt auf Diamaterial ein Rotfilter überhaupt nichts, aus offensichtlichen Gründen. Zum Zweiten reagieren die meisten s/w Filme recht empfindlich auf Überbelichtung, selbst wenn nicht, gehen Details verloren.
Auf beiden Trägern ist eine Fehlbelichtung inakzeptabel, sei es nun unter oder über dem Normwert. Es sei denn es ist eine gezielte Aktion. Ohne exakt belichtetes Negativ kann kein Abzug volle Qualität entfalten, man kriegt da sicher irgendwas "hingewurschtelt" so das die Behauptung "ich kann damit umgehen" vielleicht stimmt. Aber allgemein gültig ist das sicher nicht.
ZITATDer Rotfilter ließ sich bisher aber auch gut für den HIE einsetzen. Letzterer wird leider nicht mehr produziert. Auch hier war der Faktor 8 passend.[/quote]
Hmm, nun hat aber die Fotografie auf dem HIE mit allgemeiner s/w Fotografie nicht wirklich viel zu tun oder? Selbst wenn die werte dort passen (was sie tun) ist das nicht so ohne weiteres übertragbar auf einen nicht ultrapanchromatisch sensibilisierten Film.

Eigentlich wollte ich nur zum Ausdruck bringen das es sinnvoller ist den Gebrauch von Filtern und die dazu gehörenden Verlängerungsfaktoren lieber der Kombination nach anpassen sollte und nicht blind von Herstellern übernehmen.

Mark


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