Wie sieht die optimal" /> Forum Übersicht - Digitale Fotografie » Optimale Belichtung digital

RE: Optimale Belichtung digital

#1 von Dennis , 14.08.2005 17:41

Hier eine kleines special für "mullar" /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" />

Wie sieht die optimale Belichtung aus?

In der analogen Welt belichtet man grundsätzlich auf die Mitteltöne, unter Einbeziehung der Schatten und Lichter und der Abwägung, welchen Tod man lieber sterben will, sprich: Möchte ich lieber gut durchzeichnete Lichter, und dafür dürfen die Schatten absaufen, oder will ich Zeichnung in den Schatten, und dafür dürfen die Lichter was dünner werden. Einen Schritt weiter geht das Zonensystem von A. Adams, der auch die Filmentwicklung in die Belichtung und somit in die Kontraststeuerung miteinbezieht. Dort werden auch diverse Tonwerte recht genau klassifiziert.

Digital ändert sich so einiges, man kann die Tonwerte in drei Klassen einteilen:

- Spitzlichter: Das sind Bildstellen, die keine Zeichnung mehr haben. Hier ist der Pixel "übergelaufen". In der Regel sind das Lampen, Sonne, Blitz, Reflexionen (zB Wasser, Glas,...).

- Lichter, Mitteltöne und Schatten: Diese Partien bestimmen den ganzen Tonwertumfang des Motives, überall ist Zeichnung vorhanden.

- Schatten: Hier hat die Belichtung kein Signal erzeugen können, das über dem "Hintergrundrauschen" der Kamera liegt, somit gibt's hier auch keine Zeichnung.

Diese krasse Vereinfachung hat seine Ursache in der logarithmischen bzw linearen Kennlinie von Film bzw CCD/CMOS-Chips. Das ist hier etwas näher erläutert.

Daraus ergibt sich direkt folgender Einfluß auf die Belichtungsmessung:
Nicht mehr die Mitteltöne sind belichtungsrelevant, sondern die Lichter. Also jene sehr hellen Tonwerte, die noch Zeichnung haben sollen, die in der Helligkeit nur noch von den Spitzlichtern übertroffen werden*. Mit Hilfe des Histogrammes kann man dafür sorgen, daß diese Lichter möglichst weit nach rechts verschoben werden, also mit maximaler Stärke belichtet werden, ohne überzulaufen. Dafür gibt es ein weiteres sehr wichtiges Hilfsmittel: Die Flashing Highlights. Dabei werden bei der Anzeige des eben aufgenommenen Bildes alle Stellen blinkend angezeigt, bei denen die Fotozellen übergelaufen sind.

Konkret empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

1. Aufnahme gemäß Empfehlung Belichtungsmesser im M-Modus und Beurteilung mit Hilfe Flashing Highlights. Blinken jetzt bildwichtige Stellen, dann Zeit (oder Blende) eine Drittel-Stufe reduzieren und kontrollieren. Erst, wenn nur noch Spitzlichter blinken, ist die Belichtung korrekt. Blinken nach der ersten Aufnahme keine bildwichtigen Stellen, dann die Zeit (oder Blende) eine Drittelstufe erhöhen und Bild kontrollieren. Das solange wiederholen, bis erstmals bildwichtige Stellen blinken. Das war denn genau ein Schritt zuviel, also wieder eins zurück, und die Belichtung ist korrekt.

Daraus ergeben sich im Zweifelfall tendeziell überbelichtete Bilder. Das macht aber nichts, denn durch die Kontrolle mit Hilfe der Flashing Highlights ist stets gewähleistet, daß die Lichter noch ausreichend Zeichnung haben. Dafür sind die Schatten reichlich belichtet worden, was außerordentlich zur Reduzierung des Rauschens beiträgt. Das Bild kann später per EBV problemlos auf die gewünschte Helligkeit eingestellt werden.

Dieser Workflow funktioniert auch grundsätzlich im JPEG-Modus, aber natürlich erfordert die anspruchsvolle Fotografie ein Arbeiten im Raw-Format. Wer im JPEG-Modus arbeitet, schmeißt bei jeder Aufnahme einen Haufen Informationen weg, die eine leichte Fehlbelichtung noch hätten ausbügeln können (wie zB hier in diesem Bild).

Natürlich kann man so nicht beliebige Motivkontrastsituationen bewältigen, wenn möglich (zB bei Studio- oder studioähnlichen Situationen) sollte man zuerst mal bei der Beleuchtung mittels Diffusoren und Reflektoren, Abschattieren oder zusätzlichem Licht Hand anlegen.

Und hier, für Dich Lars, die Beschreibung der Flashing Highlights bei Deiner Canon 10D.

________
Fußnote:
* Hauttöne enthalten grundsätzlich keine Spitzlichter, es sei denn in Form von Wassertropfen. Somit müssen alle Hautpartien immer sehr gut durchzeichnet sein. Schaut man sich mal die Bilder diverser berühmter s/w-Fotografen an, sieht man oft, daß die Hauttöne sogar unterbelichtet wurden.
Insbesondere problematisch ist dabei die Tatsache, daß bei digitalen Kameras häufig das Luminanz-Histogramm aus dem Grün-Kanal des Bildes abgeleitet wird, bei den Hauttönen aber die Rot-Töne dominant sind. Das kann zur Folge haben, daß das Histogramm okay aussieht, während der Rot-Kanal schon überläuft. Speziell hierauf muß man eine digitale Kamera testen!



Dennis  
Dennis
Beiträge: 5.313
Registriert am: 17.11.2004


RE: Optimale Belichtung digital

#2 von mullar , 14.08.2005 18:25

DANKE Dir - große Sache das.

Hatte mittlerweile das Handbuch nochmal zu Rate gezogen, in dem natürlich nichts über "Flashing Highlights" stand, habe aber die Stelle mit den Überbelichtungen dennoch gefunden in der Sektion über erweiterte Wiedergabe - oder so ähnlich ...

DANKE dennoch!



 
mullar
Beiträge: 624
Registriert am: 05.10.2003


RE: Optimale Belichtung digital

#3 von thomasD , 14.08.2005 19:23

Das Ergebnis dieser Vorgehensweise: Lichter mit Zeichnung bei minimalem Rauschen in den dunklen Partien!

Für mich ein Fazit unserer Diskussion, für dich (Dennis) war das ja schon vorher klar /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" />



thomasD  
thomasD
Beiträge: 3.549
Registriert am: 24.02.2004


RE: Optimale Belichtung digital

#4 von 01af , 14.08.2005 19:56

Zitat von Dennis
... man kann die Tonwerte in drei Klassen einteilen:

- Spitzlichter: Das sind Bildstellen, die keine Zeichnung mehr haben. [...]

- Lichter, Mitteltöne und Schatten: [...] überall ist Zeichnung vorhanden.

- Schatten: Hier hat die Belichtung kein Signal erzeugen können, das über dem "Hintergrundrauschen" der Kamera liegt [...]


Im Prinzip richtig, aber die Terminologie ist nicht ganz korrekt.

Spitzlichter sind nicht die Bildstellen, die keine Zeichnung mehr haben, sondern allgemein die kleinen hellsten Stellen im Bild. Wenn es ausgefressene Stellen gibt, dann sind naturgemäß als erstes (und im Idealfall ausschließlich) die Spitzlichter betroffen. Aber erstens müssen die Spitzlichter nicht ausgefressen sein, um Spitzlichter zu sein, und zweitens kann grundsätzlich (bei stärkerer Überbelichtung) noch weit mehr als nur die Spitzlichter ausfressen.

Schatten, die keine Zeichnung mehr haben, würde ich in diesem Zusammenhang eher "Schwärzen" nennen ... oder "Nulltöne" (in Anlehnung an Viertel-, Halb- und Dreivierteltöne). Nulltöne wäre allerdings insofern irreführend, als Verlust der Durchzeichnung schon deutlich vor Erreichen der digitalen Null vorliegen kann ... je nach Stärke des Rauschens.


Zitat von Dennis
Das solange wiederholen, bis erstmals bildwichtige Stellen blinken. Das war denn genau ein Schritt zuviel, also wieder eins zurück, und die Belichtung ist korrekt.


Das ist die richtige Vorgehensweise für das JPEG-Format. Im Rohdaten-Format hat man noch mindestens zwei weitere Blendenstufen Reserve am oberen Ende -- aber praktisch keine am unteren Ende der Tonwertskala. Im Interesse bester Bildqualität sollte man versuchen, zurechtzukommen, ohne diese Reserve auszunutzen -- aber im Notfall ... wird's also eng mit dem Kontrastumfang, so sollte man (im Rohdatenformat) lieber die Lichter blinken lassen als die Schatten (sofern die Überschreitung des "offiziellen" Dynamikbereiches im Rahmen bleibt). Im JPEG-Format ist's umgekehrt, weil da keine Reserven vorliegen und in der Regel unversehrte Lichter bildwichtiger sind als durchzeichnete Schatten (wie gesagt, ggf. mit Ausnahme der höchsten Spitzlichter).

-- Olaf



01af  
01af
Beiträge: 2.871
Registriert am: 05.03.2005


RE: Optimale Belichtung digital

#5 von Dennis , 14.08.2005 20:18

Zitat von 01af
Spitzlichter sind nicht die Bildstellen, die keine Zeichnung mehr haben, sondern allgemein die kleinen hellsten Stellen im Bild. Wenn es ausgefressene Stellen gibt, dann sind naturgemäß als erstes (und im Idealfall ausschließlich) die Spitzlichter betroffen. Aber erstens müssen die Spitzlichter nicht ausgefressen sein, um Spitzlichter zu sein, und zweitens kann grundsätzlich (bei stärkerer Überbelichtung) noch weit mehr als nur die Spitzlichter ausfressen.


Hmm... so, wie ich diesen Terminus verstehe, bezeichnen Spitzlichter schon definitiv "ausgefressene" Lichter, allerdings eher im Kontext einer korrekt belichteten Aufnahme, wo das dann wirklich nur kleinste Stellen oder Punkte sind, als einer überbelichteten Aufnahme, wo die Lichter flächig ausgefressen sind. Wie wär's mit "überbelichtete Bildstellen"?

ZITATSchatten, die keine Zeichnung mehr haben, würde ich in diesem Zusammenhang eher "Schwärzen" nennen ... oder "Nulltöne" (in Anlehnung an Viertel-, Halb- und Dreivierteltöne). Nulltöne wäre allerdings insofern irreführend, als Verlust der Durchzeichnung schon deutlich vor Erreichen der digitalen Null vorliegen kann ... je nach Stärke des Rauschens.[/quote]

Upsi! Ja, das wollte ich so gar nicht schreiben... da macht "Schatten" natürlich keinen Sinn. Ich wollte eigentlich "tiefe Schatten" schreiben...



Dennis  
Dennis
Beiträge: 5.313
Registriert am: 17.11.2004


RE: Optimale Belichtung digital

#6 von Dennis , 14.08.2005 20:30

Zitat von 01af
Das ist die richtige Vorgehensweise für das JPEG-Format. Im Rohdaten-Format hat man noch mindestens zwei weitere Blendenstufen Reserve am oberen Ende...


Ich habe mir immer damit beholfen, die Lichter per Spot anzumessen, darauf eine Belichtungsreihe zu machen, und dann später ermittelt, bei wieviel Überbelichtung die Lichter gerade noch Zeichnung hatten. Das liefert dann einen ganz guten Anhaltswert, wieviel man "zugeben" kann.



Dennis  
Dennis
Beiträge: 5.313
Registriert am: 17.11.2004


   

Bildausschnitt
Datenrettung

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
| 2002- © so-fo.de | minolta-forum.de |
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz