RE: Belichtung Schwarzweiß

#1 von NicoSRT 303 , 15.05.2005 12:36

Hallo zusammen!

Ich hab kürzlich mit der S/W-Fotografie angefangen und habe dabei folgende zwei Erfahrungen gemacht: Beide Versuche waren Portraitaufnahmen.

Erster Anlauf: Innen, vor schwarzem Hintergrund, wenig Abstand zw. Motiv, Hintergrund und Kamera (weil mein Zimmer so klein ist...). Fotos mit Orangefilter gemacht, ausleuchten (mit normaler Lampe) hat nichts gebracht, Kamera brauchte trotzdem Blitz. ALLE Bilder sind viel zu dunkel geworden (Großlaborentwicklung), erst durch eigene Entwicklung waren 11 der fast 30 Bilder zu retten. Alles andere war einfach nur Mist. (Film übrigens: Ilford HP4)

Zweiter Anlauf: Draußen, im Wald, mit einfallendem Sonnenschein (hat sich so ergeben), ohne Orangefilter. Motiv mit mehr Abstand zum Hintergrund, stand oft in der Sonne. Folge: Starke Kontraste zwischen hellem Motiv (hellhäutig) und dunklen Schatten im Wald. Bilder waren oft überbelichtet, das Gesicht zu hell. Es waren zwar Konturen zu erkennen, aber nur bei sehr langer Belichtung (ca. 75 sec, habe diesmal nur die Negative machen lassen, die Bilder an sich hab ich gleich selbst entwickelt). Film diesmal: Kodak BW400CN.

Insgesamt bin ich noch nicht wirklich zufrieden. Beim zweiten Anlauf denke ich, daß die lange Belichtungszeit im Labor ihren Ursprung im verwendeten Film hat.

Aber meine Fragen:
Hätte im zweiten Anlauf der Orangefilter was gebracht? Das Motiv steht wohl besser im Schatten, oder? Und vor allem: Belichte ich S/W-Filme beim fotografieren eher auf die Schatten oder eher auf die hellen Partien im Bild? Was haltet ihr vom BW400CN? Hätte bei der Entwicklung im Großlabor den Vorteil gehabt, daß man ihn in die Farbtüte geworfen hätte und für günstiges Geld S/W-Aufnahmen gehabt hätte. Sollte ich mal zum Vergleich die Negative doch noch im Großlabor entwickeln lassen?

Also erste wirklich wichtige Frage: Wie belichte ich S/W richtig? Und zweite wichtige Frage: Orangefilter - ja oder nein?

Vielen Dank für eure Hilfe im Voraus und schöne Pfingsten!
Nico



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RE: Belichtung Schwarzweiß

#2 von Mark , 15.05.2005 13:48

ZITAT... Es waren zwar Konturen zu erkennen, aber nur bei sehr langer Belichtung (ca. 75 sec,...[/quote]

Bist du dir ganz sicher mit den 75 Sekunden? Der BW400 ist ein ASA400 Film. Mir fällt so im Moment nichts ein das den Film in egal welcher Kamera im Sonnenlicht zu so einer Belichtungszeit bewegen könnte. Nicht mal mit einer Lockamera komme ich auf solche Werte.

ZITATHätte im zweiten Anlauf der Orangefilter was gebracht?[/quote]

Überlege dir einfach was der Orangefilter bewirkt. Anhand deiner beschreibung hätte ich hier vemutet das das Filter kontraproduktiv wäre. Im direkten Sonnenschein sind die Unterschiede zwischen Licht und Schatten eh schon sehr hoch. Ein Arbeiten ohne Filter ist hier sinnvoll. Ein Gelb-, Orange- oder Rotfilter verstärken den Kontrast, blau und grün werden stark abgedunkelt, tendieren nach schwarz, Gelb- und Rottöne hingegen tendieren stark nach weiß.
Ist der otivkontrast eh schon sehr hoch lohnt sich der Einsatz von Filtern nicht.

Eine Frage, warum hast du im ersten Versuch das Orangefilter verwandt?

ZITATUnd vor allem: Belichte ich S/W-Filme beim fotografieren eher auf die Schatten oder eher auf die hellen Partien im Bild?[/quote]

Das kommt doch ganz darauf an was du differenziert haben möchtest /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />. Hier wäre ein prima Zeitpunkt gekommen das Zonensystem ins Spiel zu bringen /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />, aber das lasse ich lieber. Wichtig ist nur das du bei deiner Belichtungsmessung darauf achtest das du ausgewogene Kontrastverhältnisse errreichst, für KB würde ich dir daher zu einer Belichtung die bei 18% grau liegt raten (darauf ist der Beli justiert).

ZITATWas haltet ihr vom BW400CN?[/quote]

Nicht gerade Fineprintes Liebling, aber ein sehr guter Allrounder. Der ideale Film wenn man nicht selbst (Negative) entwickelt. Kodak gibt einen Belichtungsspielraum +/- 2 Blenden an, das halte ich für gewagt, denn bei ASA100 bzw. 1600 sind die Ergebnisse nicht mehr wirklich so gut.

ZITATHätte bei der Entwicklung im Großlabor den Vorteil gehabt, daß man ihn in die Farbtüte geworfen hätte und für günstiges Geld S/W-Aufnahmen gehabt hätte.[/quote]

Hast du das etwa nicht getan? Der BW400CN ist ein Film nach Prozess C-41, sprich er wird verarbeitet wie ein Farbnegativfilm, in der Negativ wie Positiventwicklung. Auf "normales" s/w Positivmaterial lässt sich der Film doch überhaupt nicht sinnvoll abziehen.

ZITATAlso erste wirklich wichtige Frage: Wie belichte ich S/W richtig? Und zweite wichtige Frage: Orangefilter - ja oder nein?[/quote]

Erstmal, die SRT misst mittenbetont integral, heißt egal wie du misst, die Bilder sollten alle halbwegs printbar sein. Wenn du perfekt arbeiten willst, arbeitest du nach Zonensystem, für die praktische Arbeit hingegen solltest du drauf achten das du einAusgewogenes Verhältnis an Graustufen hast, also etwas im mittleren Grauwertbereich anmessen.
Hast du sehr harte Kontraste lohnt es sich manchmal in die Schatten zu messen, aber da dir keine Spotmessung zur Verfügung steht, hilft das nur bedingt, also wirst du die Belichtung ein wenig nach Erfahrung korrigieren müssen.

Das Orangefilter ist nur sinnvoll wenn du flaue Kontraste hast. Bei grellem Sonnenschein ist es eher kontraproduktiv. Ein Gelbfilter hingegen habe ich fast ständig auf der Linse, außer im grellen Sonnenschein natürlich.

Mark



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RE: Belichtung Schwarzweiß

#3 von Nafets ( gelöscht ) , 15.05.2005 14:00

Hallo,
ZITATDer BW400CN ist ein Film nach Prozess C-41, sprich er wird verarbeitet wie ein Farbnegativfilm, in der Negativ wie Positiventwicklung. Auf "normales" s/w Positivmaterial lässt sich der Film doch überhaupt nicht sinnvoll abziehen.[/quote]
Ich habe mich neulich nach diesem Film erkundigt, da ich nicht selbst entwickle, die Aussage der netten Verkäuferin in einer Filiale einer Fotokette zu den späteren Abzügen lautete: normale Abzüge auf dem Farbpapier werden sehr gute SW-Bilder und auf SW-Papier abgezogen hätte man diesen wunderschönen Sephia-Effekt!?
Kannst Du ein Ergebnis auf SW-Papier genauer umschreiben?



Nafets

RE: Belichtung Schwarzweiß

#4 von NicoSRT 303 , 15.05.2005 15:36

ZITATBist du dir ganz sicher mit den 75 Sekunden?[/quote]
Ja. Ich meinte 75sec Belichtung des Negativs im Labor, nicht des Films in der Kamera. Hab den ganzen Film so belichten müssen. Liegt vielleicht daran:
ZITATAuf "normales" s/w Positivmaterial lässt sich der Film doch überhaupt nicht sinnvoll abziehen.[/quote]
Oder hab ich da was völlig falsch verstanden? Habe semi-mattes Multigrade-Papier (Forte Black & White Photographic Paper, FPG-V.2) verwendet.


Das beantwortet auch die Frage
ZITATHast du das etwa nicht getan?[/quote]
Doch. Aber eben nur die Negativentwicklung. Die Postive hab ich selbst gemacht.


ZITATwarum hast du im ersten Versuch das Orangefilter verwandt?[/quote]
Hm, gute Frage. Weil ich hier im Fortum mal gelesen hab, daß für Portraitaufnahmen ein O-Filter sinnvoll ist bei SW-Fotografie. Leichtgläubig wie ich bin... /unsure.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="unsure.gif" />


ZITATGelb- und Rottöne hingegen tendieren stark nach weiß.[/quote]
Nochmal "hm". Da bin ich mir nun nicht so sicher. Denn das MOdell hatte rote Haare, und die sind auf dem Bild schwarz... /huh.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="huh.gif" />


ZITATEin Gelbfilter hingegen habe ich fast ständig auf der Linse[/quote]
Gelbfilter macht also immer Sinn (außer bei grellem Sonnenschein)?

Abschließend: Vielen Dank Mark für die ausführliche Hilfe! Lohnt also der BW400CN-Film nur, wenn ich alles im Großlabor machen lasse? Und für die Selbstentwicklung dann wieder Ilford o.ä?

EDIT: Hab alle Fotos mit der Dynax 5 geschossen. Also Spotmessung möglich.


@Nafets:
Also ich hab auf dem oben beschriebenen SW-Papier ganz normale SW-Aufnahmen, ganz ohne Sephia. Wie gesagt, ich hab nicht den Film entwickelt, sondern nur aus den im Großlabor hergestellten Negativen von Hand Positive gefertigt. Dafür hab ich aber pro Bild ungewöhnlich lang gebraucht (eben ca. 75sec, s.oben).
Ist die Frage damit beantwortet? Wenn nicht, nochmal nachfragen, bin nicht ganz sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe...

Grüße @ all - Nico



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RE: Belichtung Schwarzweiß

#5 von Mark , 15.05.2005 16:44

ZITATIch habe mich neulich nach diesem Film erkundigt, da ich nicht selbst entwickle, die Aussage der netten Verkäuferin in einer Filiale einer Fotokette zu den späteren Abzügen lautete: normale Abzüge auf dem Farbpapier werden sehr gute SW-Bilder und auf SW-Papier abgezogen hätte man diesen wunderschönen Sephia-Effekt!?
Kannst Du ein Ergebnis auf SW-Papier genauer umschreiben?[/quote]

Kann ich, der BW400CN wird im Labor wie ein Kodak Suppra 400 (nur ein Beispiel) entwickelt, die Positive werden dann ebenfalls auf demselben Papier gemacht. Kodak hat es mit dem BW400CN das erstemal hinbekommen das die Abzüge auf C-41 Papier farbneutral sind. Der Sepia- oder Blaustich ist damit passe.
Wenn der gewünscht ist, würde ich weiterhin zum XP2 raten, da ist der Farbstich fast garantiert.

Ich habe bei CeWe Color oder EuroColor noch bei keinem BW einen Farbstich gehabt.

ZITATOder hab ich da was völlig falsch verstanden? Habe semi-mattes Multigrade-Papier (Forte Black & White Photographic Paper, FPG-V.2) verwendet.[/quote]

Ähm, wenn ich mich recht entsinne, kann ich für Ilfords Multigrade Papier orangerotes Dukalicht verwenden. der Träger des BW400CN hat fast genau diese Farbe. Ich impliziere mal dass das Paiper für diesem Lichtwellenbereich annähernd blind ist. Das erklärt dann wohl die 75 Sekunden, außerdem dürften deine Abzüge noch viel zu weich sein oder?
Die bessere Wahl ist hier wirklich C-41 Papier. Ich habe das mal versucht, sieht gut aus. Aber das führt den Zweck eines Colorvergrößerers total ad absurdum. s/w mache ich lieber mjit "echtem" s/w Material. Die Qulität ist bei deutlich geringerem Aufwand und Kosten erheblich besser.


ZITATHm, gute Frage. Weil ich hier im Fortum mal gelesen hab, daß für Portraitaufnahmen ein O-Filter sinnvoll ist bei SW-Fotografie. Leichtgläubig wie ich bin... unsure.gif[/quote]

Gegen die Leichtgläubigkeit hilft es über das was man liest nachzudenken und vor allem alles zu lesen. Das Filter hat eine Wirkung, ob die für Portraits förderlich ist oder nicht, musst du anhand der Wirkung abschätzen.
Die signifikanteste Wirkung ist der gesteigerte Kontrast. Das hat nichts mit dem Motiv an sich zu tun, sondern nur mit der Reaktion des Filmes auf die veränderte Zusammensetzung des einfallenden Lichtes.

Las zweites Licht, wenn rotes Licht durch ein rotes Filter fällt, wird es auf einem monochromen Träger weiß erscheinen. Das ist Physik die sich bekanntlich kaum beschei**en lässt. Eine Ausnahme ist hier, das der verwandte Film orthochromatisch ist, sprich er ist rotblind.
Wenn dem so ist, dann ist die Verwendung eines Gelb/Orange/Rotfilters nicht wirklich empehlenswert. Das Licht was benötigt wird um ein latentes Bild zu genereiren wird weggefiltert.

Es ist also geschickt vor Verwendung eines bestimmten Bildmaterials ersteinmal zu prüfen in weit dasselbe in meine Gestaltungsidee passt. Ein Film der kein rotes Licht sieht mit einem Filter zu verwenden das genau den Anteil erhöht, ist da keine gute Wahl.

Also solltest du dein Filmmaterial besser auf deine Filter abstimmen (oder umgekehrt) und deine Filter vorsichtig einsetzen. Ich verwende meist nur das Gelbfilter, Orange und Rotfilter nur wenn es die Situation oder das Motiv erfordern. Du kannst Orangefilter natürlich auch kontraststeigernd verwenden, dann musst du das bei Film berücksichtigen (ein APX100 wäre hier eine gute Wahl) und bei der Belichtung, die kann erheblich schwieriger sein.

Mark



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RE: Belichtung Schwarzweiß

#6 von Nafets ( gelöscht ) , 15.05.2005 18:15

Hallo,
ZITATAlso ich hab auf dem oben beschriebenen SW-Papier ganz normale SW-Aufnahmen, ganz ohne Sephia...Ist die Frage damit beantwortet?[/quote]
@Nico & Mark: Ja, danke.



Nafets

RE: Belichtung Schwarzweiß

#7 von NicoSRT 303 , 15.05.2005 18:18

Hallo Mark!

Nochmal Danke für die Tips.
Nur eines noch:
ZITATAlso solltest du dein Filmmaterial besser auf deine Filter abstimmen[/quote]

Wo kann ich denn erfahren, welcher Film wofür geeignet ist?
NICO



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RE: Belichtung Schwarzweiß

#8 von Mark , 15.05.2005 18:47

ZITATWo kann ich denn erfahren, welcher Film wofür geeignet ist?[/quote]

Eigentlich sind die Filmherrsteller mit den Informationen zu ihren Produkten (Filmen) sehr kulant, schau einfach auf deren Homepages und schau dir die Filmdatenblätter an.

Hier zum Beispiel findest du den Link zum Datenblatt zum Ilford FP4. In dem Datenblatt schaue unter "spektrale Empfindlichkeit" und du wirst herausfinden das der FP4 ein panchromatischer Film ist, also eine stärkere Rotsensibilität besitzt. Er sollte also in keinem Fall Probleme mit einem Orangefilter haben.

Ein Tipp, "normale" s/w Filme solltest du nicht im Labor entwickeln lassen. Verstehe ich eh nicht, wenn ich dein Posting richtig interpretiere, hast du den FP4 im Labor entwickeln und printen lassen, aber den BW400CN selbst geprintet.
Eigentlich ist anders herum der Standard, die "normalen" Filme werden mittlerwiele zum deutlcih überwiegenden Teil (ich habe irgendwie 90% im Kopf) in Eigenregie verarbeitet, nur so lässt sich das Potential des Negativ/Positivmaterials voll ausschöpfen.

Also den FP4 beim nächsten Mal schön in die eigene Dose sperren, ID11 (D76) oder Rodinal draufgiessen und voila, dann klappts auch mit den Positiven.

Wenn du einen detailierteren Tipp zu deinen Belichtungsproblemen haben möchtest, lädst du am besten ein Beispielbild in die Tstkategorie der Galerie und verlinkst es hierher. Da "sehe" ich und andere dann besser wo das Problem liegen könnte /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />.

Mark



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